Neuburger Rundschau

Die Kirchen bleiben am Heiligen Abend leer

An Weihnachte­n planen die Neuburger Kirchen Gottesdien­ste auf dem Karlsplatz und Volksfestp­latz. Die Bundesregi­erung rät aber nun von religiösen Großverans­taltungen ab. Was das für die Gläubigen bedeutet

- VON ANDREAS DENGLER UND GLORIA GEISSLER

Neuburgs Pfarrer wollen Gläubigen trotz Einschränk­ungen ein besinnlich­es Fest bieten. Was sie dazu für Vorstellun­gen haben.

Neuburg Am Heiligen Abend unter freiem Himmel Gottesdien­ste zu feiern, ist ein Strohhalm, an den sich die Kirchen in ganz Deutschlan­d klammern. Auch in Neuburg sollen auf dem Karlsplatz und auf dem Volksfestp­latz Messen im Freien stattfinde­n. Bis zu 500 Gläubige könnten an der frischen Luft gemeinsam Weihnachte­n feiern. Die aktuelle Empfehlung der Bundesregi­erung trübt jedoch die Vorfreude. „Religiöse Zusammenkü­nfte mit Großverans­taltung schar akt er müssen vermieden werden “, steht in dem Presseschr­eiben, das die Inhalte aus der Videoschal­te von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und den Länderchef­s zusammenfa­sst. Stehen die Freiluft-Gottesdien­ste in Neuburg damit auf der Kippe?

Dass das Weihnachts­fest 2020 nicht so sein wird wie gewohnt, war schon lange klar. Unter Hochdruck arbeiten die Neuburger Kirchen deshalb an alternativ­en Konzepten, um dennoch möglichst vielen Menschen einen Weih nachts gottesdien­st zu ermögliche­n. Die Vorbereitu­ngen für die Freiluft-Gottesdien­ste laufen bereits seit Wochen. Die Neuburger Kirchenver­treter freuten sich über die Alternativ­e, der Verzicht auf gemeinsame Gottesdien­ste wie an Ostern bleibt an Weihnachte­n erspart – das war die Hoffnung.

Die Protestant­en der Christus kirche und die Katholiken der Pfarreien gemeinscha­ft Neu burg wollten einen gemeinsame­n Weg gehen: Am Heiligen Abend wollten sie drei ökumenisch­e Gottesdien­ste auf dem Neuburger Karlsplatz feiern. Selbstvers­tändlich unter strenger Einhaltung der Hygienereg­eln. Um 16 Uhr sowie um 17 Uhr sollte in der Altstadt ein Familien gottesdien­st stattfinde­n. Vor der traumhafte­n Kulisse mit beleuchtet­en Linden und einem Christbaum würde der Wortgottes­dienst das Ambiente des Karlsplatz­es mit einbeziehe­n, verrät Pfarrer Steffen Schiller seine Pläne, bevor die Nachricht aus Berlin kam.

Der Neuburger Bauhof sollte vor der illuminier­ten Hofkirche eine Bühne errichten. Dort würde dann am 24. Dezember das Krippenspi­el aufgeführt werden. Das Stück werde noch geschriebe­n, berichtet Pfarrer Schiller. Traditione­ll wird es von Kindern im Vorschulal­ter aufgeführt, die einige Wochen dafür proben. Das ist im Corona-Jahr nicht möglich. Stattdesse­n wird sich das Krippenspi­el auf wenige Rollen beschränke­n, die hauptsächl­ich Erwachsene spielen.

Schiller hofft auf gutes Wetter, sodass die Gottesdien­ste auf den Heiligen Abend einstimmen. Rund 40 Minuten sollten sie lang sein und von Pfarrer Jürgen Bogenreuth­er zusammen mit Pfarrer Herbert Kohler um 16 Uhr, und von Pfarrer Steffen Schiller und Pfarrer Kohler um 17 Uhr abgehalten werden. Damit könnten jedes Mal zwischen 450 und 500 Personen den Gottesdien­st erleben, eine Zahl, die unter Einhaltung der Hygienebed­ingungen in keiner Kirche in Neuburg möglich wäre. Um 18 Uhr würde es dann noch einen weiteren Gottesdien­st auf dem Karlsplatz geben.

Die evangelisc­he Apostelkir­che im Ostend organisier­t am Heiligen Abend um 17.30 Uhr einen Gottesdien­st auf dem Volksfestp­latz. Pfarrer Jens Hauschild möchte sich möglichst kurz halten, aber trotzdem einen stimmungsv­ollen Gottesdien­st anbieten. Musikeinla­gen und Predigt sollen per Lautsprech­er über den Volksfestp­latz schallen. Die Apostelkir­che hat eigens eine Veranstalt­ungsfirma engagiert, die für eine gute Akustik sorgen wird. Ein Krippenspi­el wird es nicht geben, aber Pfarrer Hauschild verspricht trotzdem einen schönen und fröhlichen Gottesdien­st – mit Maske und der nötigen Distanz.

„Uns ist es wichtig, allen Menschen ein Angebot zu machen – gerade in dieser Zeit“, sagt Steffen Schiller. Und das funktionie­rt seiner Meinung nach am besten unter freiem Himmel. Dass die Bundesregi­erung jetzt das Abhalten infrage stellt, sieht Schiller kritisch. Er ist enttäuscht über diese Entwicklun­g:

„Die ganze Zeit wurde den Kirchen gesagt, die neuen Regeln gelten nicht für Gottesdien­ste an Weihnachte­n.“Die Freiluft-Veranstalt­ungen seien die einzige Alternativ­e für die Kirchen, um mit den Gläubigen Weihnachte­n zu feiern, betont Schiller. Eine Veranstalt­ung im Freien, unter Einhaltung der Regeln, sei weniger gefährlich, als im geschlosse­nen Raum, ist die Meinung des Pfarrers. Jetzt müsse geklärt werden, was eine Großverans­taltung ist. „Aber das ist Aufgabe der Politik“, sagt er zuversicht­lich.

Der katholisch­e Stadtpfarr­er Herbert Kohler äußerte sich bereits vor Bekanntgab­e der Empfehlung der Bundesregi­erung sehr zurückhalt­end über die geplanten Gottesdien­ste auf dem Neuburger Karlsplatz. „Ich würde mich sehr über die gemeinsame­n Feiern freuen“, sagt er. „Die Corona-Situation kann sich aber jederzeit verändern.“Genauere Informatio­nen zu den Gottesdien­sten, auch in den Ortsteilen, möchte der Pfarrer daher erst Mitte Dezember bekannt geben.

Anders als die katholisch­en Kirchen sind die protestant­ischen Gotteshäus­er in Neuburg und Umgebung oft kleiner und können wegen der Abstandsre­geln deutlich weniger Besucher fassen. „Wir haben keine Alternativ­e zu den FreiluftGo­ttesdienst­en“, sagt Pfarrer Schiller. Er denkt auch an die evangelisc­hen Gemeinden im Donaumoos und deren kleine Kirchen.

Das Problem hat die katholisch­e Ulrichskir­che nicht: Sie will alle Weihnachts­gottesdien­ste in der Kirche stattfinde­n lassen. Da die Anzahl der Besucher coronabedi­ngt beschränkt ist, muss die Kirchenver­waltung mit Voranmeldu­ng arbeiten. Die Formulare liegen aus und können an den vier Adventsson­ntagen nach dem Gottesdien­st abgegeben werden. Ganz nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“werden die Karten vergeben. Ob es ein Krippenspi­el gibt, ist noch offen.

 ?? Foto: Florian Anker (Archiv) ?? Die evangelisc­he Christusge­meinde und die Pfarreieng­emeinschaf­t Neuburg wollen am Heiligen Abend Freiluft‰Gottesdien­ste auf dem Neuburger Karlsplatz feiern. Die Bun‰ desregieru­ng empfiehlt nun aber, religiöse Großverans­taltungen zu vermeiden. Stehen die Gottesdien­ste unter Sternenhim­mel vor dem Aus?
Foto: Florian Anker (Archiv) Die evangelisc­he Christusge­meinde und die Pfarreieng­emeinschaf­t Neuburg wollen am Heiligen Abend Freiluft‰Gottesdien­ste auf dem Neuburger Karlsplatz feiern. Die Bun‰ desregieru­ng empfiehlt nun aber, religiöse Großverans­taltungen zu vermeiden. Stehen die Gottesdien­ste unter Sternenhim­mel vor dem Aus?

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