Die Kirchen bleiben am Heiligen Abend leer
An Weihnachten planen die Neuburger Kirchen Gottesdienste auf dem Karlsplatz und Volksfestplatz. Die Bundesregierung rät aber nun von religiösen Großveranstaltungen ab. Was das für die Gläubigen bedeutet
Neuburgs Pfarrer wollen Gläubigen trotz Einschränkungen ein besinnliches Fest bieten. Was sie dazu für Vorstellungen haben.
Neuburg Am Heiligen Abend unter freiem Himmel Gottesdienste zu feiern, ist ein Strohhalm, an den sich die Kirchen in ganz Deutschland klammern. Auch in Neuburg sollen auf dem Karlsplatz und auf dem Volksfestplatz Messen im Freien stattfinden. Bis zu 500 Gläubige könnten an der frischen Luft gemeinsam Weihnachten feiern. Die aktuelle Empfehlung der Bundesregierung trübt jedoch die Vorfreude. „Religiöse Zusammenkünfte mit Großveranstaltung schar akt er müssen vermieden werden “, steht in dem Presseschreiben, das die Inhalte aus der Videoschalte von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs zusammenfasst. Stehen die Freiluft-Gottesdienste in Neuburg damit auf der Kippe?
Dass das Weihnachtsfest 2020 nicht so sein wird wie gewohnt, war schon lange klar. Unter Hochdruck arbeiten die Neuburger Kirchen deshalb an alternativen Konzepten, um dennoch möglichst vielen Menschen einen Weih nachts gottesdienst zu ermöglichen. Die Vorbereitungen für die Freiluft-Gottesdienste laufen bereits seit Wochen. Die Neuburger Kirchenvertreter freuten sich über die Alternative, der Verzicht auf gemeinsame Gottesdienste wie an Ostern bleibt an Weihnachten erspart – das war die Hoffnung.
Die Protestanten der Christus kirche und die Katholiken der Pfarreien gemeinschaft Neu burg wollten einen gemeinsamen Weg gehen: Am Heiligen Abend wollten sie drei ökumenische Gottesdienste auf dem Neuburger Karlsplatz feiern. Selbstverständlich unter strenger Einhaltung der Hygieneregeln. Um 16 Uhr sowie um 17 Uhr sollte in der Altstadt ein Familien gottesdienst stattfinden. Vor der traumhaften Kulisse mit beleuchteten Linden und einem Christbaum würde der Wortgottesdienst das Ambiente des Karlsplatzes mit einbeziehen, verrät Pfarrer Steffen Schiller seine Pläne, bevor die Nachricht aus Berlin kam.
Der Neuburger Bauhof sollte vor der illuminierten Hofkirche eine Bühne errichten. Dort würde dann am 24. Dezember das Krippenspiel aufgeführt werden. Das Stück werde noch geschrieben, berichtet Pfarrer Schiller. Traditionell wird es von Kindern im Vorschulalter aufgeführt, die einige Wochen dafür proben. Das ist im Corona-Jahr nicht möglich. Stattdessen wird sich das Krippenspiel auf wenige Rollen beschränken, die hauptsächlich Erwachsene spielen.
Schiller hofft auf gutes Wetter, sodass die Gottesdienste auf den Heiligen Abend einstimmen. Rund 40 Minuten sollten sie lang sein und von Pfarrer Jürgen Bogenreuther zusammen mit Pfarrer Herbert Kohler um 16 Uhr, und von Pfarrer Steffen Schiller und Pfarrer Kohler um 17 Uhr abgehalten werden. Damit könnten jedes Mal zwischen 450 und 500 Personen den Gottesdienst erleben, eine Zahl, die unter Einhaltung der Hygienebedingungen in keiner Kirche in Neuburg möglich wäre. Um 18 Uhr würde es dann noch einen weiteren Gottesdienst auf dem Karlsplatz geben.
Die evangelische Apostelkirche im Ostend organisiert am Heiligen Abend um 17.30 Uhr einen Gottesdienst auf dem Volksfestplatz. Pfarrer Jens Hauschild möchte sich möglichst kurz halten, aber trotzdem einen stimmungsvollen Gottesdienst anbieten. Musikeinlagen und Predigt sollen per Lautsprecher über den Volksfestplatz schallen. Die Apostelkirche hat eigens eine Veranstaltungsfirma engagiert, die für eine gute Akustik sorgen wird. Ein Krippenspiel wird es nicht geben, aber Pfarrer Hauschild verspricht trotzdem einen schönen und fröhlichen Gottesdienst – mit Maske und der nötigen Distanz.
„Uns ist es wichtig, allen Menschen ein Angebot zu machen – gerade in dieser Zeit“, sagt Steffen Schiller. Und das funktioniert seiner Meinung nach am besten unter freiem Himmel. Dass die Bundesregierung jetzt das Abhalten infrage stellt, sieht Schiller kritisch. Er ist enttäuscht über diese Entwicklung:
„Die ganze Zeit wurde den Kirchen gesagt, die neuen Regeln gelten nicht für Gottesdienste an Weihnachten.“Die Freiluft-Veranstaltungen seien die einzige Alternative für die Kirchen, um mit den Gläubigen Weihnachten zu feiern, betont Schiller. Eine Veranstaltung im Freien, unter Einhaltung der Regeln, sei weniger gefährlich, als im geschlossenen Raum, ist die Meinung des Pfarrers. Jetzt müsse geklärt werden, was eine Großveranstaltung ist. „Aber das ist Aufgabe der Politik“, sagt er zuversichtlich.
Der katholische Stadtpfarrer Herbert Kohler äußerte sich bereits vor Bekanntgabe der Empfehlung der Bundesregierung sehr zurückhaltend über die geplanten Gottesdienste auf dem Neuburger Karlsplatz. „Ich würde mich sehr über die gemeinsamen Feiern freuen“, sagt er. „Die Corona-Situation kann sich aber jederzeit verändern.“Genauere Informationen zu den Gottesdiensten, auch in den Ortsteilen, möchte der Pfarrer daher erst Mitte Dezember bekannt geben.
Anders als die katholischen Kirchen sind die protestantischen Gotteshäuser in Neuburg und Umgebung oft kleiner und können wegen der Abstandsregeln deutlich weniger Besucher fassen. „Wir haben keine Alternative zu den FreiluftGottesdiensten“, sagt Pfarrer Schiller. Er denkt auch an die evangelischen Gemeinden im Donaumoos und deren kleine Kirchen.
Das Problem hat die katholische Ulrichskirche nicht: Sie will alle Weihnachtsgottesdienste in der Kirche stattfinden lassen. Da die Anzahl der Besucher coronabedingt beschränkt ist, muss die Kirchenverwaltung mit Voranmeldung arbeiten. Die Formulare liegen aus und können an den vier Adventssonntagen nach dem Gottesdienst abgegeben werden. Ganz nach dem Motto „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“werden die Karten vergeben. Ob es ein Krippenspiel gibt, ist noch offen.