Worauf wir uns zu Weihnachten besinnen sollten
Es wird ein Fest geben, mit Einschränkungen zwar, aber auch mit gutem Grund zur Hoffnung, dass nach der dunklen Pandemie wieder hellere Zeiten kommen
An diesem Fest der Besinnung müssen wir uns wirklich aufs Wesentliche besinnen. Weihnachten kann zwar gefeiert werden, es dürfen aber höchstens zehn Personen zusammenkommen. Das ist nicht viel und wird für viel Verdruss sorgen bei den Menschen, die normalerweise die Gäste Nummer elf oder zwölf sind. Für die Einsamen, die niemand zu seinen zehn engsten Bezugspersonen zählt, droht ein besonders düsteres Fest. Das zu verhindern ist eine gesellschaftliche Herausforderung, mit der sich jetzt alle auseinandersetzen müssen. Ob per Brief, Telefon oder Video, es gibt viele Arten, Mitmenschen ohne direkten Kontakt Zuneigung und Wertschätzung zu zeigen – nutzen wir sie.
Noch härtere Einschränkungen gelten im Advent, sie sind nötig, um ein gefährliches Infektionsgeschehen
so weit in den Griff zu bekommen, dass zum Christfest einige Lockerungen zumindest vertretbar scheinen. Das alles ist nicht gerade schön. Doch es geht darum, in einem gemeinsamen Kampf gegen ein tückisches Virus die vielleicht härteste, aber mutmaßlich letzte Runde zu bestehen. Im Vergleich zu dem, was andernfalls droht, sind die Zumutungen akzeptabel. Wenn jetzt also manche davon sprechen, uns stehe das schlimmste Weihnachtsfest seit wann auch immer bevor, ist das unnötig und daneben. Ältere Generationen kennen ganz andere Zumutungen. Wir müssen da jetzt eben noch durch, am besten geht das mit Anstand und der Zuversicht, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Ein Impfstoff ist in Sicht und nach jedem Winter kommt der Frühling.
Wichtig ist auch, dass wir uns darauf besinnen, dass uns diese Prüfungen nicht der Staat abverlangt. Die Bundesregierung hat Deutschland bislang zwar nicht fehlerfrei, aber im internationalen Vergleich alles andere als schlecht durch diese ungekannte Krise gesteuert. Es ist eine Pandemie, die weltweit bereits fast 1,5 Millionen Tote gefordert hat, die unser Leben, unseren Reichtum und den gesellschaftlichen Zusammenhalt bedroht.
Überall liegen nach den Härten dieses Jahres die Nerven blank. Die Kräfte sind fast aufgebraucht, jeder Einzelne und das ganze Gemeinwesen
muss die allerletzten Reserven mobilisieren. Alles scheint sich nur um das C-Wort zu drehen, die Hände sind rissig vom vielen Waschen, das Verlangen, endlich wieder Konzerte und Fußballspiele zu besuchen, zu feiern und Urlaub zu machen, wird fast übermächtig. Viele zwischenmenschliche Beziehungen haben gelitten. Es wird zu viel gestritten. Auch innerhalb der Mehrheit der Menschen, die weder fanatische Pandemie-Leugner noch überzeugte Impfgegner sind, wächst die Zwietracht. Manche Leute sind da sogar insgeheim ein wenig erleichtert, dass an diesem Weihnachtsfest nicht die ganz große Runde zusammenkommt. Gab es doch schon in den vergangenen Monaten viel zu viel Zoff über die alles dominierende Pandemie. Unterschiedlichste Positionen prallen aufeinander. Da scheint das Letzte, was es jetzt braucht, dass bei Gans und Rotkohl unter Verwandten der alte Hader wieder aufflammt, ob nun der „schwedische Weg“besser und Covid-19 nur eine „leichte Grippe“ist.
Zwangsläufig wird die stille Nacht in diesem Jahr einmal wirklich ihren Namen verdienen. Ein Festessen im ganz engen Kreis, Kerzen. Ein geschmückter, immergrüner Baum, Symbol für Lebenskraft. Geschichten, die Trost und Hoffnung spenden. Das Fest wird ja zu einer Zeit gefeiert, in der die Tage am kürzesten und die Nächte am längsten, finstersten sind. Danach geht es aufwärts, werden die Tage heller, langsam, aber stetig. Darauf sollten wir uns besinnen.
Menschliche Beziehungen haben gelitten