Die Pandemie trifft das Land mit voller Wucht
zeitraubenden Kontrollen diejenigen unterworfen sind, die Putin die Hand drücken wollen. Denn ja, auf Händedrücken verzichtet der Kremlchef keineswegs. Eine Maske zog Putin in der Öffentlichkeit auch noch nie auf.
Zwei Wochen müssen diejenigen, die die Chance bekommen, den Präsidenten persönlich zu sprechen, in Quarantäne. Dafür stehen staatliche Sanatorien, wie bei Moskau so auch in Sotschi, zur Verfügung. Die ersten Tage nach dem Covid-Test, so schreibt „Projekt“, verbringen die Wartenden in strenger Isolation, danach dürften sie auf dem Gelände spazieren gehen. Die Angst des Kremls, Putin könnte sich mit dem Virus anstecken, sitzt tief.
Draußen wütet die Pandemie derweil weiter. Manche Krankenhäuser sind jetzt schon überfüllt. Die Patienten müssen teilweise auf Matten unter Krankenhaustreppen liegen oder werden auf Sitzen vor den Krankenzimmern versorgt. „Die Leute sterben hier weg wie die Fliegen“, berichtet eine Kindergärtnerin aus einer Großstadt im Ural. Eine Ärztin aus Togliatti an der Wolga erzählt: „Ich habe noch nie so viele Tote auf einmal gesehen. Wir sind am Rande unserer Kräfte.“Und der Impfstoff, den Russland als weltweit erstes Land auf den Markt gebracht hat, obwohl die klinischen Tests nicht abgeschlossen waren? „Eine Mogelpackung“, sagen viele im Land und müssen sich teils dennoch dafür registrieren lassen. Die Vorgesetzten verlangten es so.