„Schwerer Schlag“: Das bedeuten die neuen Beschlüsse
Bund und Länder haben sich auf Regelungen für die kommenden Wochen geeinigt. Im Raum Neuburg sind die Reaktionen kritisch. Händler und Gastronomen stehen abermals vor schwierigen Zeiten
Neuburg Sieben Stunden lang dauerten die Verhandlungen. Dann, am späten Mittwochabend, war klar, was Bund und Länder angesichts der Corona-Lage für die kommenden Wochen vorhaben. Am Donnerstag äußerte sich auch Ministerpräsident Markus Söder. Die Entscheidungen waren zum Teil bereits vorher durchgedrungen. Trotzdem dürften viele den Beschlüssen mit Spannung entgegengesehen haben – auch im Kreis Neuburg-Schrobenhausen.
Besonders betroffen sind, einmal mehr, die Gastronomen. Ihre Lokale müssen weiter geschlossen bleiben, mindestens bis zum 20. Dezember. Natürlich sei man enttäuscht, sagt Karl Deiml vom Neuburger Gasthof Neuwirt, Sprecher der Gastronomen im Kreis. Zumindest im Gespräch ist ein Zugeständnis der Regierung: Möglicherweise könnten Gastronomen über die Weihnachtstage vorübergehend ihre Betriebe öffnen. Noch ist unklar, ob dies möglich sein wird – wohl eher nicht. Die Frage ist, ob Gastronomen davon überhaupt profitieren würden. „Das wird nicht viel bringen“, sagt Deiml. Dass man für nur wenige Tage seinen Betrieb wieder hochfährt, um ihn anschließend voraussichtlich wieder komplett ruhen zu lassen, rechne sich in aller Regel nicht. Schließlich müsse man Waren bestellen.
Angesichts der Umstände sei jedoch kein großer Umsatz zu erwarten. „Da macht man eher Miese. Das ist eine ganz schwierige Nummer“, betont Deiml.
Mehrere seiner Kollegen hätten ihm bereits gesagt, dass sie für einige Tage rund um Weihnachten nicht öffnen wollen. Stattdessen würden sie sich weiterhin auf das gewohnte Mitnahmegeschäft fokussieren. „Das ist kalkulierbarer“, sagt Deiml. Er selbst hat in seinem Gasthof
bereits Reservierungen für die Weihnachtszeit. Wie er damit umgeht, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. „Ich weiß noch nicht, wie es weitergeht“, sagt Deiml.
Auch wenn die Beschlüsse abzusehen waren: Für die Gastronomie seien sie ein „schwerer Schlag“, sagt Michael Regnet, Geschäftsführer des Stadtmarketings Neuburg. Auch er bezweifelt, dass viele von der Möglichkeit Gebrauch machen würden, zu den Weihnachtstagen den Betrieb kurzzeitig wieder zu öffnen. „Das würde jeder für sich prüfen und entscheiden müssen, ob das sinnvoll ist“, sagt Regnet. Die weiter geschlossenen Lokale haben nach seiner Aussage Auswirkungen auf den gesamten Einzelhandel. Es fehle ein wichtiger „Magnet“, der die Menschen in der Vorweihnachtszeit in die Stadt treibt. Das stärke den Online-Handel, der zuletzt ohnehin auf dem Vormarsch war. Heuer könnten Amazon und Co. weitere Anteile gewinnen, befürchtet Regnet.
Viele Menschen seien angesichts der Umstände ohnehin verunsichert. Dazu würde auch die Art und Weise beitragen, wie die neuerlichen Beschlüsse zustande kamen. Wieder gab es viele Diskussionen, wieder zogen sich die Verhandlungen über Stunden hin. Regnet sieht generell eine „Diskrepanz“in den Regelungen. Zum einen ist es dem Einzelhandel möglich, weiter offen zu haben. Zum anderen kommuniziere die Politik den Menschen, dass man möglichst zuhause bleiben soll. „So etwas trägt zur Verunsicherung bei“, sagt Regnet.
Kaum Veränderung wird in Neuburg die neue Regel bringen, wonach sich in Geschäften mit mehr als 800 Quadratmetern pro 20 Quadratmeter nur noch ein Kunde aufhalten darf. Laut Regnet betrifft dies in Neuburg nur das Modehaus Bullinger und den Media-Markt. Inwieweit Baumärkte ebenfalls darunterfallen, sei noch unklar, so Regnet. Für alle anderen Geschäfte, die kleiner als 800 Quadratmeter sind, bleibt die Regelung von zehn Quadratmetern pro Kunde bestehen.