Hass auf alle Polizisten
24-Jähriger wehrt sich gegen Personenkontrollen mit abstruser Erklärung. Dabei verletzt er auch Beamte
Neuburg „Ich habe auf alle Polizisten einen Hass“, verkündete ein 24-jähriger Neuburger auf der Anklagebank des Neuburger Amtsgerichts. Deshalb hatte der junge Mann bei Personenkontrollen Beamte angegriffen und verletzt. Gleich zwei Mal im Abstand von nur zwei Monaten. Nun erhielt er die Quittung.
Im Juli dieses Jahres kamen zwei Polizisten auf Streife am Bücherturm in Neuburg vorbei. Da der Sèter Platz als Umschlagplatz für Drogen in Polizeikreisen bekannt ist, führten die Beamten bei einer Gruppe von fünf Personen eine Ausweiskontrolle durch, darunter auch der Angeklagte. Doch der wollte partout keinen Ausweis vorzeigen und schleuderte wütend seinen Getränkebecher
weg. Die Stimmung wurde aggressiver. Als sich die beiden Polizisten zunächst den anderen Personen zuwandten, versuchte der junge Mann, einen Joint verschwinden zu lassen und wegzulaufen. Die Beamten mussten den 24-Jährigen am Boden fixieren. Dabei zerriß er einem Polizisten das Hemd und betitelte die Männer als „Vollidioten“und „Wichser“. Zwei weitere Streifen mussten zu Hilfe eilen.
Drei Beamte erlitten bei dem Gerangel diverse Schürfwunden und Kratzer. Vor Gericht erklärte der Angeklagte, dass er nicht bei der Gruppe dabei war, sondern nur zur Arbeit wollte und keinen Ausweis dabei hatte. „Ich wurde erst aggressiv, als sie mich festhielten.“Einen
Joint habe er auch nicht dabeigehabt. Den Grund für seine Ausraster erläuterte der Neuburger ohne Umschweife: Bei einer Fahrzeugkontrolle 2017 wurde bei dem damals 21-Jährigen Drogenkonsum festgestellt und ihm seinen Führerschein entzogen. „Sie haben mir meine ganze Existenz genommen. Ich wurde obdach- und arbeitslos. Deshalb bin ich sauer und gehe auf Beamte los“, so sein Rechtsempfinden.
Alkohol oder Drogen waren jedoch bei der Auseinandersetzung nicht im Spiel, auch nicht beim zweiten Vorfall im September dieses Jahres ebenfalls am Séter Platz. Auch diesmal sollte der Mann von Streifenbeamten kontrolliert werden. Wiederum weigerte er sich, seine Papiere zu zeigen und ging weiter. Die Polizisten mussten den jungen Mann erneut am Boden fixieren. Er wehrte sich heftig und versuchte, einen Beamten zu Fall zu bringen. Auch dieses Mal hatte er einen Joint dabei. „Die können mich kontrollieren, wenn sie mir meinen Führerschein wieder geben“, ereiferte sich der uneinsichtige Angeklagte, der derzeit als Maschinenführer tätig ist, vor Gericht.
Während der Aussagen der Zeugen schüttelte der 24-Jährige immer wieder mit dem Kopf, um deutlich zu machen, dass er zu Unrecht auf der Anklagebank sitzt. Dieses „mangelnde Unrechtsbewusstsein und den generellen Hass auf Polizisten“kreidete ihm Staatsanwältin
Alexandra Engel an, ebenso die hohe Rückfallgeschwindigkeit. Sie forderte eine Bewährungsstrafe von neun Monaten. Amtsrichterin Sabine Seitz verurteilte den 24-Jährigen zu sieben Monaten Freiheitsstrafe und 2400 Euro Geldauflage. „Ich bin mir nicht sicher, ob Sie das von weiteren einschlägigen Taten abhält, Wenn Sie nächstes Mal auch so reagieren, sitzen Sie die Strafe ab“, machte die Richterin deutlich. Dem jungen Mann wird ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt, damit „die Strafe im Bundeszentralregister auch ihre Wirkung zeigt“, so Seitz. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt, da der Neuburger bisher keine Vorstrafen und eine Arbeitsstelle hat.