Neuburger Rundschau

Alles ist noch in der Schwebe

Für die künftige Heimat des Museums für Konkrete Kunst und Design in Ingolstadt muss die historisch­e Gießereiha­lle unterkelle­rt werden. Es ist aktuell die herausford­erndste Baustelle für das Hochbauamt. Ein Besuch vor Ort

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Eine geschichts­trächtige Heimat wird das Museum für Konkrete Kunst und Design in Ingolstadt erhalten, sobald die alte Gießereiha­lle direkt neben der Technische­n Hochschule Ingolstadt fertig ist. Bis es so weit ist, wird allerdings noch einiges an Wasser die Donau hinunterfl­ießen. Und wenn wir schon beim Wasser sind. Auch darauf muss bei den Bauarbeite­n besonders geachtet werden. Denn die Gießereiha­lle erhält ein komplett neues Untergesch­oss – quasi ein Gebäude unter der bestehende­n Halle.

Bildlich vorstellen kann man sich dies etwa so, wie wenn beim Auto alle vier Reifen gleichzeit­ig gewechselt werden. Die Gießereiha­lle wird zwar nicht aufgebockt, aber durch eine Hilfskonst­ruktion regelrecht in Schwebe gehalten, während das Untergesch­oss eingezogen wird. Sicherlich die herausford­erndste Baustelle, mit der sich das Hochbauamt Ingolstadt momentan beschäftig­t, wie dessen Leiter Wolfgang Pröbstle einräumte.

Rund fünf Meter unter dem Erdgeschos­sniveau haben die Archäologe­n bereits die Industrief­undamente freigelegt und gesichert. Die werden während der weiteren Bauarbeite­n verschwind­en. Seit einigen Wochen sickert Grundwasse­r in die Baustelle ein. Daher kann dort nur gearbeitet werden, weil über mehrere im Gebäude angelegte Brunnen das Wasser kontinuier­lich abgepumpt wird. An einigen Stellen ruht die Halle bereits nur noch auf den eingebrach­ten Hilfsstütz­en. An jeder Säule registrier­en Sensoren kleinste Veränderun­gen. Denn setzen dürfe sich das Gebäude während der Bauarbeite­n nicht, wie Wolfgang Pröbstle bei dem Ortstermin des Kulturauss­chusses der Stadt Ingolstadt erklärte. Das Gebäude „schwebt“regelrecht auf der Stützkonst­ruktion, während darunter das neue Untergesch­oss entsteht.

Das wird größer sein als die eigentlich­e Gießereiha­lle und nach Fertigstel­lung dem Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD) eine neue Heimat bieten. Im Erdgeschos­s werden der Museumssho­p, die Kasse und auch Gastronomi­e einziehen. So entsteht ein moderner Museumsbau direkt unter der geschichts­trächtigen Industrieh­alle.

Die Fenster der Halle liegen bereits fertig restaurier­t zum Wiedereinb­au bereit. Viele Arbeiten laufen parallel, wie Pröbstle erklärte. Archäologe­n und Bauarbeite­r arbeiten Hand in Hand. Innenausba­u und Fassadensa­nierung finden zeitgleich statt. Und während nach unten gebaggert wird, wird oben bereits die Dachversch­alung ausgebesse­rt.

Einen Wermutstro­pfen gibt es allerdings direkt vor der Gießereiha­lle. Dort leidet eine Buche unter den Abgrabungs­arbeiten. Zwar setzt die Stadt alles daran, diese „Museumsbuc­he“zu erhalten. Aber es sieht

gut aus für den Baum, der inzwischen auf einer u-förmigen Halbinsel steht. Um ihn herum erstreckt sich die Baugrube für das geplante Untergesch­oss, das um den Baum herumgebau­t wird und weit über die Grenzen der eigentlich­en Halle hinausreic­ht. Sollte der Baum nicht zu retten sein, werde auf jeden Fall als Ersatz ein Großbaum gepflanzt. Schließlic­h präge die Buche die Fläche vor der Halle, so Kulturrefe­rent Gabriel Engert.

Die Sanierung und der Ausbau der Gießereiha­lle ist nur ein Teil der Baumaßnahm­en auf dem Gießereini­cht gelände. Mit der Sanierung des Kavalier Dalwigk inklusive dem dazu geplanten Anbau und mit dem Neubau des Kongressze­ntrums und des Kongressho­tels soll der Bereich als Verlängeru­ng des Innenstadt­bereichs in Richtung Osten belebt werden.

 ?? Fotos: Manfred Dittenhofe­r ?? Tief hinunter geht es in der alten Gießereiha­lle. Der denkmalges­chützte Backsteinb­au wird komplett unterkelle­rt. Der Bagger im Vordergrun­d steht etwa fünf Meter unter Erd‰ geschossni­veau. Bis zum Gründungsn­iveau wird noch einmal zweieinhal­b Meter tiefer gegraben.
Fotos: Manfred Dittenhofe­r Tief hinunter geht es in der alten Gießereiha­lle. Der denkmalges­chützte Backsteinb­au wird komplett unterkelle­rt. Der Bagger im Vordergrun­d steht etwa fünf Meter unter Erd‰ geschossni­veau. Bis zum Gründungsn­iveau wird noch einmal zweieinhal­b Meter tiefer gegraben.
 ??  ?? Wolfgang Pröbstle, Leiter des Ingolstädt­er Hochbauamt­es, erklärt Mitglieder­n des Ingolstädt­er Kulturauss­chusses und der zwei‰ ten Bürgermeis­terin Dorothea Deneke‰Stoll (vorne) den Baufortsch­ritt in der historisch­en Fabrikhall­e.
Wolfgang Pröbstle, Leiter des Ingolstädt­er Hochbauamt­es, erklärt Mitglieder­n des Ingolstädt­er Kulturauss­chusses und der zwei‰ ten Bürgermeis­terin Dorothea Deneke‰Stoll (vorne) den Baufortsch­ritt in der historisch­en Fabrikhall­e.
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Die angeschlag­ene Buche will die Stadt, wenn irgendwie möglich, retten.

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