Alles ist noch in der Schwebe
Für die künftige Heimat des Museums für Konkrete Kunst und Design in Ingolstadt muss die historische Gießereihalle unterkellert werden. Es ist aktuell die herausforderndste Baustelle für das Hochbauamt. Ein Besuch vor Ort
Ingolstadt Eine geschichtsträchtige Heimat wird das Museum für Konkrete Kunst und Design in Ingolstadt erhalten, sobald die alte Gießereihalle direkt neben der Technischen Hochschule Ingolstadt fertig ist. Bis es so weit ist, wird allerdings noch einiges an Wasser die Donau hinunterfließen. Und wenn wir schon beim Wasser sind. Auch darauf muss bei den Bauarbeiten besonders geachtet werden. Denn die Gießereihalle erhält ein komplett neues Untergeschoss – quasi ein Gebäude unter der bestehenden Halle.
Bildlich vorstellen kann man sich dies etwa so, wie wenn beim Auto alle vier Reifen gleichzeitig gewechselt werden. Die Gießereihalle wird zwar nicht aufgebockt, aber durch eine Hilfskonstruktion regelrecht in Schwebe gehalten, während das Untergeschoss eingezogen wird. Sicherlich die herausforderndste Baustelle, mit der sich das Hochbauamt Ingolstadt momentan beschäftigt, wie dessen Leiter Wolfgang Pröbstle einräumte.
Rund fünf Meter unter dem Erdgeschossniveau haben die Archäologen bereits die Industriefundamente freigelegt und gesichert. Die werden während der weiteren Bauarbeiten verschwinden. Seit einigen Wochen sickert Grundwasser in die Baustelle ein. Daher kann dort nur gearbeitet werden, weil über mehrere im Gebäude angelegte Brunnen das Wasser kontinuierlich abgepumpt wird. An einigen Stellen ruht die Halle bereits nur noch auf den eingebrachten Hilfsstützen. An jeder Säule registrieren Sensoren kleinste Veränderungen. Denn setzen dürfe sich das Gebäude während der Bauarbeiten nicht, wie Wolfgang Pröbstle bei dem Ortstermin des Kulturausschusses der Stadt Ingolstadt erklärte. Das Gebäude „schwebt“regelrecht auf der Stützkonstruktion, während darunter das neue Untergeschoss entsteht.
Das wird größer sein als die eigentliche Gießereihalle und nach Fertigstellung dem Museum für Konkrete Kunst und Design (MKKD) eine neue Heimat bieten. Im Erdgeschoss werden der Museumsshop, die Kasse und auch Gastronomie einziehen. So entsteht ein moderner Museumsbau direkt unter der geschichtsträchtigen Industriehalle.
Die Fenster der Halle liegen bereits fertig restauriert zum Wiedereinbau bereit. Viele Arbeiten laufen parallel, wie Pröbstle erklärte. Archäologen und Bauarbeiter arbeiten Hand in Hand. Innenausbau und Fassadensanierung finden zeitgleich statt. Und während nach unten gebaggert wird, wird oben bereits die Dachverschalung ausgebessert.
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings direkt vor der Gießereihalle. Dort leidet eine Buche unter den Abgrabungsarbeiten. Zwar setzt die Stadt alles daran, diese „Museumsbuche“zu erhalten. Aber es sieht
gut aus für den Baum, der inzwischen auf einer u-förmigen Halbinsel steht. Um ihn herum erstreckt sich die Baugrube für das geplante Untergeschoss, das um den Baum herumgebaut wird und weit über die Grenzen der eigentlichen Halle hinausreicht. Sollte der Baum nicht zu retten sein, werde auf jeden Fall als Ersatz ein Großbaum gepflanzt. Schließlich präge die Buche die Fläche vor der Halle, so Kulturreferent Gabriel Engert.
Die Sanierung und der Ausbau der Gießereihalle ist nur ein Teil der Baumaßnahmen auf dem Gießereinicht gelände. Mit der Sanierung des Kavalier Dalwigk inklusive dem dazu geplanten Anbau und mit dem Neubau des Kongresszentrums und des Kongresshotels soll der Bereich als Verlängerung des Innenstadtbereichs in Richtung Osten belebt werden.