Diskussion um ein Klo im Stadtpark
Freie Wähler stellen Antrag auf eine öffentliche Toilette – für 120.000 Euro
Rain Spielende Kinder im Stadtpark, denen zwischen Sandkasten und Schaukel plötzlich einfällt, dass sie mal müssen. Spaziergänger, die ein dringendes Bedürfnis verspüren. Fahrradtouristen, die eine Pinkelpause brauchen oder Gäste eines Konzerts, denen der Heimweg zu weit ist ... – Beispiele gibt es viele doch sie laufen immer auf dasselbe hinaus: In der Stadt Rain gibt es für den Fall des Falles keine öffentliche Toilette. Unangenehme Hinterlassenschaften im Gebüsch zeugen mitunter von der Dringlichkeit einer solchen Einrichtung.
Jetzt stellte die Fraktion der Freien Wähler einen Antrag, im Stadtpark ein WC für die Allgemeinheit zu errichten. Und zwar im Kaisergässchen nahe Spielplatz, Veranstaltungswiese und Beach-Volleyballfeld. Dort, wo sich gerne viele Menschen aufhalten. FW-Stadtrat Stefan Degmayr stellte im Bauausschuss ein Konzept dafür vor. Dabei handelt es sich um eine Unisex-Toilette in einem fertigen Container aus Edelstahl, außen in Holzoptik verkleidet, der vandalismussicher und hygienisch sei. Alles funktioniere ohne direkte Berührung von Schaltern, sowohl Toilettenschüssel, als auch der Boden sind nach Degmayrs Worten selbstreinigend. Das Toilettenhäuschen ist behindertengerecht konzipiert und enthält auch einen integrierten Wickeltisch. Nachts werde der Raum komplett mit Ozon desinfiziert.
Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen müssten dafür gelegt werden. „Das sollte aber möglich sein“, so Degmayr, der auf nahe gelegene Anschlussstellen verwies.
Die Kosten für Kauf und Installation einer solchen Toilette belaufen sich, wie Stadtbauamtsleiter Christian Schneider ermittelt hat, auf rund 120.000 Euro. Die Freien Wähler können sich vorstellen, die Finanzierung zum Großteil auf der Basis von Spenden durch Firmen, Privatleute, Vereine, Banken und Andere zu bewerkstelligen. Denkbar wäre aber auch, so Stefan Degmayr, ein solches WC zu mieten oder als Mietkauf zu erwerben.
Die Bauausschuss-Mitglieder zeigten sich insgesamt rege interessiert – sowohl generell an einer öffentlichen Toilette, als auch am vorgestellten Modell. Allerdings herrscht noch Diskussionsbedarf. Manche stellten die Frage in den Raum, ob nicht jene Toiletten ausreichen, die eines Tages am Schloss im dort geplanten multifunktionalen Nebengebäude entstehen sollen. Anton Reiter etwa empfand angesichts dieses geplanten Vorhabens eine weitere Toilette im Stadtpark für 120.000 Euro als „totalen Luxus“.
Auch Simon Briglmeir sprach sich dafür aus, erst einmal abzuwarten, wie diese Toiletten am Schloss einmal angenommen werden. Caroline Mayinger-Ludwig war der Meinung, Schloss-Toiletten reichen nicht aus. Bei Festen und Feiern im Stadtpark habe eine weitere Toilette in diesem Bereich „auch ihre Berechtigung“. Auch Joachim Düsing vertrat diese Meinung, wie auch
Christian Martin: „Im Bereich Stadtpark brauchen wir ein Klo – definitiv.“Bei einigen Ausschussmitgliedern herrscht die Überzeugung, dass im Fall eines dringenden Bedürfnisses der Weg zum Schloss hinauf zu weit sein könne. Andere wiederum schlugen vor, doch auch über die Leutnantschanze als Standort nachzudenken.
Stefan Degmayr bekräftigte nochmals die Haltung der FW, sowohl was die Notwendigkeit des WCs, als auch dessen Lage nahe dem Spielplatz betrifft. „Die Leute werden weder zum Schloss, noch zur Leutnantschanze gehen, sondern weiterhin ins Gebüsch ausweichen“, sagte er. „Darum gehört die Toilette an diese Stelle, auch wenn sie 120.000 Euro kostet.“
Der Bauausschuss will nun dem Finanzausschuss empfehlen, die erforderlichen rund 120.000 Euro in den Haushalt 2021 einzustellen zur Errichtung einer öffentlichen Toilette. Die weiteren Details – was, wie und wohin – sollen dann noch ausgearbeitet werden.