Kritik an Prüfern
Wirecard-Skandal: Defizite deuten sich an
Berlin Im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Wirecard-Bilanzskandal haben sich Defizite bei der Abschlussprüfung des Skandalunternehmens angedeutet. Befragt wurde im Bundestag unter anderem der Sonderuntersucher Alexander Geschonneck von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Er hatte in einer Sonderprüfung aufgedeckt, dass es keine Nachweise zur Existenz von angeblichen Kundenbeziehungen und daraus erzielten Umsätzen des aufstrebenden TechKonzerns gab. Dafür habe er keine speziellen Methoden anwenden müssen, sagte der Wirtschaftsinformatiker aus. „Es ist keine Raketenwissenschaft, was wir da gemacht haben“, betonte er. Es habe sich um Standardprüfmethoden gehandelt. „Wir haben nichts weiteres gemacht, als uns nach unseren Standards zu verhalten“, sagte Geschonneck.
Die konkrete Arbeit der Wirecard-Prüfer der Prüfungsgesellschaft EY wollte er nicht bewerten. Diese Prüfer hatten die Abschlüsse des Skandalkonzerns jahrelang als ordnungsgemäß bestätigt. Ein Wirtschaftsprüfer von EY berief sich bei seiner Befragung auf seine Schweigepflicht – machte aber generelle Aussagen zum Ablauf von Wirtschaftsprüfungen. Konkret zum Fall Wirecard wolle er sich gern äußern, könne das aber nicht, bevor die Rechtslage nicht eindeutig geklärt sei, sagte Christian Orth. Der Finanzpolitiker der Grünen, Danyal Bayaz, wertete die Aussage des KPMG-Prüfers Geschonnecks als „desaströses Zeugnis“für die Abschlussprüfer der Gesellschaft EY. Der SPD-Obmann im Ausschuss, Jens Zimmermann, betonte, es gebe erhebliche Zweifel, ob dem jahrelangen Abschlussprüfer jemals geeignete Unterlagen vorlagen, um die Existenz der Konten überhaupt zu bestätigen. Mit einer ordnungsgemäßen Abschlussprüfung wäre der Wirecard-Betrug aufgeflogen, erklärte er.(dpa)