Neuburger Rundschau

Wichtelhüt­ten‰Chefs hielten „Mahnwache“

Auf Klappstühl­en und mit Glühwein wollten Rüdiger Mahlo und Kalle Grömmer im Hofgarten an den abgesagten Start der Wichtelhüt­te erinnern. Dann kam die Polizei

- VON MANFRED RINKE

Neuburg Es war eine Aktion, die aus dem Bauch heraus kam. Eine, zu der kein anderer eingeladen war und keine, mit der man mutwillig gegen irgendetwa­s verstoßen wollte, wie sie betonen. Als sich Kalle Grömmer und Rüdiger Mahlo am Donnerstag­abend unter dem Schachbret­t im Hofgarten auf zwei Klappstühl­en niederließ­en und sich ihren mitgebrach­ten Glühwein in die Tassen einschenkt­en, wollten sie quasi nur ihre Enttäuschu­ng hinterunte­rspülen. Ihre Enttäuschu­ng darüber, dass sie ihre so geliebte Wichtelhüt­te heuer nicht eröffnen können.

Mit dem Weihnachts­markt wäre nämlich am Donnerstag­abend auch die Wichtelhüt­te im Hofgarten an der Luitpoldst­raße eröffnet worden. Obwohl die Betreiber Kalle Grömmer und Rüdiger Mahlo bis zuletzt alles versuchten, um die Tradition auch in Corona-Zeiten aufleben zu lassen, blieb ihnen letztlich nichts anderes übrig, als klein beizugeben. Nicht mal eine „Wichtelhüt­te to go“war möglich.

„Wennst also schon keinen Spaß haben kannst“, wie Rüdiger Mahlo sagt, macht man sich halt mit zwei Klappstühl­en und einer Kühlbox in den Hofgarten auf, um mit einer friedliche­n „Mahnwache“zumindest daran zu erinnern, was ohne das Virus gewesen wäre. Doch weil die beiden in Neuburg viele Menschen kennen „und wir natürlich auch gerne mit den Leuten ratschen“, wie Mahlo zugibt, dauerte es nicht lange, bis die ersten Spaziergän­ger auf sie aufmerksam wurden, stehen blieben und mit ihnen das Gespräch suchten.

Natürlich hätten sie keinen, der anhielt, einfach weitergesc­hickt, ohne ein Wort zu wechseln. „Aber es gab ja keinen Menschenau­flauf von 20 oder 30 Leuten,“verdeutlic­ht Mahlo. Und Glühwein habe man den Leuten auch nicht angeboten.

Aber irgendjema­nd habe sie dann doch hingehängt und bei der Polizei angerufen, weiß Mahlo. Denn als gerade fünf Menschen bei den beiden Wichtelhüt­ten-Chefs standen, kam eine Streife der PI Neuburg vorbei. Die Beamten hatten keine andere Wahl, als gegen die sieben Personen aus sechs Haushalten ein Bußgeldver­fahren einzuleite­n, weil sie damit gegen das Infektions­schutzgese­tz verstoßen hatten.

Ob es eine Strafe geben und wie hoch diese im Fall des Falles ausfallen wird, sei augenblick­lich noch offen, sagt Mahlo. „Das läuft nun über das Landratsam­t.“Dass ihre private „Mahnwache“solche Folgen haben würde, hätten sie natürlich nicht erwartet. „Damit erzielt man schon einen gewissen Lerneffekt. So etwas werden wir natürlich nicht mehr tun“, verspricht Mahlo auch im Namen seines Kollegen Kalle Grömmer.

Dabei wollten die beiden Freunde doch mit der Aktion nur aufzeigen, wie sehr ihnen das Herz blutet, weil sie ihre – und von tausenden anderen Menschen auch – so geliebte Wichtelhüt­te heuer nicht betreiben können.

 ?? Foto: Xaver Habermeier (Archiv) ?? Hätten in normalen Zeiten am Donnerstag­abend ihre Wichtelhüt­te eröffnet: Rüdiger Mahlo (links) und Kalle Grömmer. Die „Ersatzakti­on“im Hofgarten könnte nun Fol‰ gen für die beiden haben.
Foto: Xaver Habermeier (Archiv) Hätten in normalen Zeiten am Donnerstag­abend ihre Wichtelhüt­te eröffnet: Rüdiger Mahlo (links) und Kalle Grömmer. Die „Ersatzakti­on“im Hofgarten könnte nun Fol‰ gen für die beiden haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany