Neuburger Rundschau

Eisenbichl­er wird grantig

Die Athleten kämpfen in der Qualifikat­ion mit Wind und dichtem Schneefall. Das erzürnt den Mitfavorit­en aus Oberbayern Rückkehrer Karl Geiger ist bester Deutscher und einfach nur glücklich über seinen Start

- VON MILAN SAKO

Oberstdorf Rauf auf den Balken, runter vom Absprungba­lken, wieder rauf und dann los ins dichte Schneetrei­ben. Bei böigem Wind und dicken Flocken stürzten sich die Skispringe­r die Schattenbe­rgschanze am Montagnach­mittag hinunter. Im Auslauf schimpfte dann Markus Eisenbichl­er – auch ein wenig mit sich selbst: „Ich habe keinen guten Sprung gemacht. Es hat mich genervt, dass ich sehr spät am Tisch war, weil der Anlauf immer wieder stockt, das ist eklig“, sagte der Siegsdorfe­r, der als einer der Favoriten in die Vierschanz­entournee geht. Lediglich als fünftbeste­r Deutscher landete der Oberbayer auf Rang 25 in der Qualifikat­ion und zeigte sich auch mit der Organisati­on im Allgäu nicht zufrieden. „Das war irgendwie ein Kindergebu­rtstag“, sagte er und fügte an: „Du hast beim Lift ewig warten müssen.“Eisenbichl­er ist bekannt dafür, nicht die Diplomaten­schule besucht zu haben.

Sollte die Qualifikat­ion Bestand haben, trifft der Oberbayer im ersten Springen am Dienstag (16.30 Uhr/live in ZDF und Eurosport) auf den Slowenen Domen Prevc, eine lösbare Aufgabe. Nur die Sieger der K.-o.-Duelle sowie die fünf besten Verlierer ziehen ins Finale ein. Eisenbichl­er baut auf seine starke Verfassung aus dem Training und macht sich Mut: „Ich freue mich extrem auf die Tournee, weil ich in einer guten Form bin.“

Bester Deutscher im böigen Wind war ein Rückkehrer. Erst kurz vor dem Tourneeauf­takt hatte das Gesundheit­samt in Sonthofen Karl Geiger aus der Quarantäne entlassen und die Startgeneh­migung erteilt. Nach zwei negativen PCR-Tests durfte der 27-Jährige die Schanze hinauffahr­en. Auch Geiger musste wie Eisenbichl­er wieder runter vom Absprungba­lken, doch der Oberstdorf­er ließ sich wie so oft nicht aus der Ruhe bringen und landete nach einem Satz von 114 Metern auf dem 14. Platz.

„Die Quali ist geschafft. Es war echt nicht einfach, weil es ziemlich geblasen hat“, sagte der Allgäuer, der sein Resultat nicht weiter kommentier­en wollte. „Ich bin einfach froh, dass ich wieder dabei sein darf.“Weltmeiste­rtitel im Skifliegen,

Quarantäne, Geburt der Tochter und dann die Rückkehr auf die Schanze – für Karl Geiger bot das Jahr zum Ausklang mehr als genügend Abwechslun­g.

Den Sieg und damit auch 5000 Euro Preisgeld sicherte sich der Österreich­er Philipp Aschenwald. Er gewann vor dem norwegisch­en Top-Favoriten Halvor Egner Granerud und dem Slowenen Cene Prevc. Sportlich hatte die Qualifikat­ion wegen der sehr unterschie­dlichen Bedingunge­n für die Springer nur einen geringen Wert.

Statt der ursprüngli­ch geplanten 16 Nationen waren vor leeren Zuschauerr­ängen am Schattenbe­rg nur 15 an den Start gegangen. Der coronabedi­ngte Ausschluss der polnischen Mannschaft (siehe Beitrag oben) hatte bis in die späten Abendstund­en des Montags für Wirbel gesorgt.

Erstmals fand die 69. Auflage der Vierschanz­entournee auch ohne Zuschauer statt. Unter den 350 Pappkamera­den auf den Tribünen waren auch die Figuren der Winterstar­s Felix Neureuther und Laura Dahlmeier. Eisenbichl­er hat sich an die traurige Kulisse gewöhnt: „Man findet sich damit ab. Ich konzentrie­re mich auf das Wesentlich­e, und das ist das Springen am Dienstag.“

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Markus Eisenbichl­er beim Qualifikat­ionsspring­en auf der Oberstdorf­er Schanze. Ohne Zuschauer, dafür mit wirbelnden Schneefloc­ken und schwierige­n Bedingunge­n. Eisenbichl­er belegte Platz 25, Karl Geiger kam auf Rang 14.
Foto: Ralf Lienert Markus Eisenbichl­er beim Qualifikat­ionsspring­en auf der Oberstdorf­er Schanze. Ohne Zuschauer, dafür mit wirbelnden Schneefloc­ken und schwierige­n Bedingunge­n. Eisenbichl­er belegte Platz 25, Karl Geiger kam auf Rang 14.

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