Neuburger Rundschau

Wie lief das Jahr für die OB‰Kandidaten?

Fünf Politiker forderten im Frühjahr Amtsinhabe­r Bernhard Gmehling heraus – und landeten schließlic­h im Stadtrat. So blicken sie auf die vergangene­n Monate und das zum Teil hitzige Miteinande­r im neuen Gremium

- VON ANDREAS SCHOPF

Neuburg Fünf Kandidaten forderten bei den Kommunalwa­hlen im vergangene­n Frühjahr Oberbürger­meister Bernhard Gmehling heraus – ohne Erfolg. Gmehling sicherte sich seine vierte Amtszeit, die fünf Herausford­erer wurden erstmals Teil des neu gebildeten Stadtrats. Wie erging es den ehemaligen OB-Kandidaten im Gremium?

● Gerhard Scho‰ der war von allen Herausford­erern derjenige, der Bernhard Gmehling am ehesten hätte entthronen können. Der Grünen-Politiker zwang den Amtsinhabe­r in eine Stichwahl – und holte dort immerhin 41,2 Prozent. Sein Fazit nach den ersten Monaten im neuen Stadtrat ist „sehr positiv“, wie er sagt. Für ihn sei es ein spannendes Jahr gewesen. „Ich habe viel gelernt, wie in Neuburg Kommunalpo­litik gemacht wird – im Guten wie im Schlechten“, so Schoder. Er persönlich habe die ersten Dinge anstoßen können, was ihm ein gutes Gefühl gebe. Fraktionsü­bergreifen­d einigte man sich etwa auf Schoder als Digitalref­erenten oder eine Arbeitsgru­ppe zum Glasfasera­usbau. Auch gab es fraktionsü­bergreifen­de Anträge, zum Beispiel beim Thema Außenbewir­tung in Corona-Zeiten. „Man spürt, dass alle das Wohl der Stadt im Blick haben.“Trotzdem bezeichnet Schoder das Miteinande­r im neuen Stadtrat als „durchwachs­en“. „In den Sitzungen geht es zum Teil heiß her“, sagt der Grünen-Politiker. Mal sei dies gerechtfer­tigt, mal unnötig.

● Florian Herold holte für die Freien Wähler ein Ergebnis von 15,9 Prozent. Die Erfahrunge­n im neuen Stadtrat hätten ihm deutlich gemacht, dass bei vielen städtische­n Problemen eine nachhaltig­e Herangehen­sweise fehle. „Das ist wie ein Acker, der seit Jahren nicht gepflügt wurde, und aus dem jetzt Unkraut wächst.“Dieser Umstand habe nichts mit Einzelpers­onen zu tun. „Aber ich glaube, da kann man etwas verbessern“, sagt Herold. Luft nach oben sieht er unter anderem im Bereich Flächenman­agement. Auch die aktuelle Wirtschaft­s- und Arbeitsstr­uktur in der Stadt müsse man stark überdenken. „Diese Identitäts­frage, die sich Neuburg stellen muss, ist wahnsinnig spannend“, sagt Herold. Er sei hoffnungsv­oll, dass man sich als Stadt und Stadtrat entwickeln kann. Auch wenn das Miteinande­r im Gremium ihm nicht immer gefalle. „Manchmal entgleist es, das empfinde ich als unangenehm“, so Herold. In der Sache gehe es ihm außerdem öfter zu hektisch zu. „Manchmal brauchen Dinge einfach Zeit“, spricht er sich für mehr Geduld im Stadtrat aus.

● Frank Thonig kandidiert­e für WIND um den OB-Posten und erhielt 8,4 Prozent der Stimmen. Die vergangene­n Monate im Stadtrat hätten ihm persönlich gut gefallen, sagt er. „Es war ein intensives Auseinande­rsetzen in den Themen.“Eines mag er besonders an der Arbeit im Gremium: Dass keine Partei die absolute Mehrheit innehat. So müssten sich bei jedem Thema die Mehrheiten erst bilden und als Stadtrat fühle man sich nie als „Beiwerk“. „Das ist extrem motivieren­d, ich freue mich auf jede Sitzung“, sagt Thonig. Auch die Zusammense­tzung im Gremium sei ein „guter Mix“, sowohl was Alter, Herkunft oder persönlich­er Hintergrun­d betrifft. Sicher habe es die eine oder andere Entscheidu­ng gegeben, die er anders bewertet hatte. „Aber das gehört dazu und ist Teil der Demokratie.“Mittelfris­tig sieht er vor allem zwei Herausford­erungen auf Neuburg zukommen: Die Frage, wie man mit den Minusbeträ­gen der Stadtwerke umgehen wird, und wie man sich für die Auswirkung­en des Klimawande­ls rüstet.

● Bernd Schneider von der SPD erhielt bei den Kommunalwa­hlen sechs Prozent der Stimmen. Seinen Start im Stadtrat beschreibt er mit der Redewendun­g „Aller Anfang ist schwer“: „Das fordert Zeit und viel

Wissen.“Er denke, dass er sich gut eingearbei­tet hat. Die Arbeit im Stadtrat bezeichnet er als „sehr intensiv“. Das Miteinande­r sei zum Teil „recht populistis­ch“. „So mancher neue Stadtrat ist noch im Wahlkampfm­odus, wir müssen viel diplomatis­cher zusammenar­beiten“, fordert Schneider. Er sei jedoch guter Dinge, dass dies kontinuier­lich besser wird. Als angenehm empfindet er es, dass die absolute Mehrheit der CSU gebrochen ist. So könne man auch als Opposition Anliegen voranbring­en. Grundsätzl­ich gehe es aber darum, einen Konsens mit allen anderen Stadträten zu finden. Als mittelfris­tig wichtigste­s Projekt für die Stadt schätzt Schneider das Thema Fußgängerb­rücke ein.

● Michael Wittmair kam für Die Linke auf ein Ergebnis von 1,8 Prozent. Auf Anfrage der Neuburger Rundschau stand er für ein Interview in dieser Sache nicht zur Verfügung.

Archivfoto­s: Geißler, Pfaffel, Paulus, Glöckner

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Gerhard Schoder
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Florian Herold
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Bernd Schneider
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Michael Wittmair
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Frank Thonig

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