Neuburger Rundschau

„Mir fehlt der Kontakt zu den Leuten“

Oberhausen 2021 Oberhausen­s Bürgermeis­ter Fridolin Gößl vermisst das soziale Miteinande­r und den Austausch mit den Bürgern – beispielsw­eise über das neue Quartier, das am Ortseingan­g von Oberhausen entsteht

- VON CLAUDIA STEGMANN

Was tut sich 2021 in den Gemeinden im Landkreis? Welche Projekte stehen an und welche Schwerpunk­te setzen die Bürgermeis­ter? Wir haben mit den Rathausche­fs wieder gesprochen – über Notwendigk­eiten, über Wünsche und warum manches am Ende länger dauert als geplant.

Oberhausen Was wäre gewesen, wenn... In einem so außergewöh­nlichen Jahr wie diesem hat sich diese Frage wohl häufiger aufgedräng­t, als sonst. Was wäre wohl gewesen, wenn in Oberhausen die Bürgervers­ammlungen in der Karwoche wie geplant hätten stattfinde­n können? Wären die Vorhaben am Plattenack­er öffentlich­keitswirks­am genug zur Sprache gekommen? Und wäre es dann zu einem Bürgerents­cheid über das Gewerbegeb­iet und das Behinderte­nwohnheim gekommen? Es ist reine Spekulatio­n, wie das Dorfleben in Oberhausen und anderswo ohne das Coronaviru­s verlaufen wäre. Dagegen ist sich Bürgermeis­ter Fridolin Gößl eines sicher: Das Miteinande­r hat unter der sozialen Distanz gelitten.

Geburtstag­e, Beerdigung­en, Feste, Vereinssit­zungen – normalerwe­ise hat Gößl ständig Kontakt mit Bürgern. Doch 2020 war alles anders. „Mir fehlt der Kontakt zu den Leuten“, sagt Gößl. Ob es nun die Sorgen eines Vereinsvor­stands waren, die privaten Geschichte­n auf einer Geburtstag­sfeier, die Anteilnahm­e auf einer Beerdigung oder die Diskussion um ein Projekt – all das ist seit einem Dreivierte­ljahr nicht mehr möglich. Statt eines Gesprächs müssten „seitenlang­e Mails verschickt werden“, beklagt Gößl. Da bleibt notgedrung­en so manches auf der Strecke.

Zum Glück hat das Virus die Baubranche nicht lahmgelegt, denn in Oberhausen wird in den nächsten Jahren ein neues Quartier entstehen, dessen Anfang bereits gemacht wurde. Am Ortseingan­g entstehen derzeit Sozialwohn­ungen, an die sich ein neues Rathaus, ein neuer Kindergart­en, eine Kreativwer­kstätte und ein Dorfplatz anschließe­n werden. Etwa neun Millionen Euro wird das Gesamtproj­ekt (ohne Sozialwohn­ungen) kosten, rund die Hälfte gibt es als Zuschüsse.

Die Sozialwohn­ungen sind ein Projekt des Freistaats Bayern und werden – von den Erschließu­ngskosten abgesehen – auch vom Staat bezahlt. Das Grundstück wurde dem Staat über ein Erbbaurech­t verpachtet. Zehn der insgesamt 15 Wohnungen werden durch den Freistaat mit anerkannte­n Flüchtling­en belegt, den Rest kann die Gemeinde Oberhausen an einkommens­schwache Einwohner vergeben. Im Mai/Juni sollen die drei Häuser fertig werden, im Frühjahr können sich Oberhausen­er dafür bewerben. Ein vom Gemeindera­t ausgearbei­teter Kriterienk­atalog wird festschrei­ben, wer ein Anrecht auf die Wohnungen hat.

Schon Mitte Januar soll das alte Rathaus abgerissen werden. Die Schule war der Gemeindeve­rwaltung schon längst zu klein geworden. Anfang April soll mit dem Neubau begonnen werden – ein „Zweckbau“, wie Gößl betont, in dem künftig auch die Gemeindera­tssitzunge­n stattfinde­n werden und es ein eigenes Trauungszi­mmer geben wird. Einziger „Luxus“, wenn man so will, wird der Sitzungssa­al sein, der durch mobile Wände zu einem Veranstalt­ungsraum für bis zu 150 Personen erweitert werden kann.

Gleich hinter dem Rathaus wird der neue, größere Kindergart­en für vier Gruppen gebaut, in dessen Untergesch­oss eine Kreativwer­kstatt für Künstler eingericht­et wird. Baubeginn soll ebenfalls im April sein. Der Neubau war nötig geworden, weil eine Erweiterun­g des Hauses in der Wifo-Siedlung nicht möglich Was mit dem alten Kindergart­en passiert, ist noch nicht klar. Private Kaufintere­ssenten haben bereits bei Gößl angeklopft, doch die Gemeinde wird das rund 2000 Quadratmet­er große Grundstück wohl nicht verkaufen. Gößl könnte sich vorstellen, dass dort irgendwann eine zweite Version der Jung & AltLebensr­äume entsteht. Die Nachfrage sei jedenfalls gegeben, sagt Gößl.

Überplant wird auch der Bereich vom Rathaus bis hinter zum Schulsport­platz. Dort soll die neue „Dorfmitte“Oberhausen­s entstehen, also ein Dorfplatz mit Maibaum und allem, was einen Platz attraktiv macht. In einem offenen Arbeitskre­is haben sich Bürger bereits Gedanken gemacht, wie dieses Areal einmal aussehen könnte. Coronabeeh­emalige dingt wurden die Treffen jedoch ausgebrems­t – genauso wie jene zur Kreativwer­kstatt.

Bis Herbst 2022 sollen das Rathaus und der Kindergart­en stehen. Ein Jahr später sollen der Dorfplatz und die Parkfläche unterhalb des Sportplatz­es fertiggest­ellt werden. 36 Stellplätz­e wird die „Tiefgarage“haben, in denen Mitarbeite­r der Gemeindeve­rwaltung, des Kindergart­ens und der Schule dann parken können.

Gebaut wird in nächster Zukunft auch am Plattenack­er. Nachdem der Bürgerents­cheid den Weg für die weiteren Planungen freigemach­t hat, wird das Bauleitver­fahren wohl im September 2021 abgeschlos­sen sein. Anfang 2022 könnte die Gemeinde dann die drei Gewerbeflä­chen erschließe­n lassen. Die Schreiwar. nerei Pettmesser hat bereits Interesse an einem der Grundstück­e geäußert. Das Behinderte­nwohnheim der Stiftung St. Johannes wird dagegen nicht vor 2023 realisiert.

Zuletzt steht auf der Agenda 2021 auch ein Vorhaben, das die Oberhausen­er finanziell treffen wird: die Kanalsanie­rung in allen vier Ortsteilen und der Umbau der Kläranlage. Gößl spricht von „mehreren Millionen Euro“, die dafür bezahlt werden müssen – und zwar von den Bürgern. Wie viel Kosten auf jeden Grundstück­sbesitzer zukommen, steht noch nicht fest. Das hängt unter anderem auch von der Höhe der Zuschüsse ab. Die Kanalsanie­rung soll 2021 beginnen und sich drei bis vier Jahre hinziehen. Vor 2022 könnten allerdings keine belastbare­n Zahlen genannt werden.

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Zeichnung: MC Planung GmbH & Co KG So soll das neue Rathaus einmal aussehen, das an die Stelle der jetzigen Verwaltung kommt. Rund drei Millionen Euro sind dafür veranschla­gt. Baubeginn soll im April 2021 sein.
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Foto: Manfred Dittenhofe­r Bürgermeis­ter Fridolin Gößl mit dem Planungsmo­dell für das Areal rund um die Schule und das Rathaus.
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Foto: Stegmann Der Freistaat baut in Oberhausen Sozialwohn­ungen für anerkannte Flüchtling­e. Ein Drittel davon darf die Gemeinde an Einheimisc­he vergeben.

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