„Mir fehlt der Kontakt zu den Leuten“
Oberhausen 2021 Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl vermisst das soziale Miteinander und den Austausch mit den Bürgern – beispielsweise über das neue Quartier, das am Ortseingang von Oberhausen entsteht
Was tut sich 2021 in den Gemeinden im Landkreis? Welche Projekte stehen an und welche Schwerpunkte setzen die Bürgermeister? Wir haben mit den Rathauschefs wieder gesprochen – über Notwendigkeiten, über Wünsche und warum manches am Ende länger dauert als geplant.
Oberhausen Was wäre gewesen, wenn... In einem so außergewöhnlichen Jahr wie diesem hat sich diese Frage wohl häufiger aufgedrängt, als sonst. Was wäre wohl gewesen, wenn in Oberhausen die Bürgerversammlungen in der Karwoche wie geplant hätten stattfinden können? Wären die Vorhaben am Plattenacker öffentlichkeitswirksam genug zur Sprache gekommen? Und wäre es dann zu einem Bürgerentscheid über das Gewerbegebiet und das Behindertenwohnheim gekommen? Es ist reine Spekulation, wie das Dorfleben in Oberhausen und anderswo ohne das Coronavirus verlaufen wäre. Dagegen ist sich Bürgermeister Fridolin Gößl eines sicher: Das Miteinander hat unter der sozialen Distanz gelitten.
Geburtstage, Beerdigungen, Feste, Vereinssitzungen – normalerweise hat Gößl ständig Kontakt mit Bürgern. Doch 2020 war alles anders. „Mir fehlt der Kontakt zu den Leuten“, sagt Gößl. Ob es nun die Sorgen eines Vereinsvorstands waren, die privaten Geschichten auf einer Geburtstagsfeier, die Anteilnahme auf einer Beerdigung oder die Diskussion um ein Projekt – all das ist seit einem Dreivierteljahr nicht mehr möglich. Statt eines Gesprächs müssten „seitenlange Mails verschickt werden“, beklagt Gößl. Da bleibt notgedrungen so manches auf der Strecke.
Zum Glück hat das Virus die Baubranche nicht lahmgelegt, denn in Oberhausen wird in den nächsten Jahren ein neues Quartier entstehen, dessen Anfang bereits gemacht wurde. Am Ortseingang entstehen derzeit Sozialwohnungen, an die sich ein neues Rathaus, ein neuer Kindergarten, eine Kreativwerkstätte und ein Dorfplatz anschließen werden. Etwa neun Millionen Euro wird das Gesamtprojekt (ohne Sozialwohnungen) kosten, rund die Hälfte gibt es als Zuschüsse.
Die Sozialwohnungen sind ein Projekt des Freistaats Bayern und werden – von den Erschließungskosten abgesehen – auch vom Staat bezahlt. Das Grundstück wurde dem Staat über ein Erbbaurecht verpachtet. Zehn der insgesamt 15 Wohnungen werden durch den Freistaat mit anerkannten Flüchtlingen belegt, den Rest kann die Gemeinde Oberhausen an einkommensschwache Einwohner vergeben. Im Mai/Juni sollen die drei Häuser fertig werden, im Frühjahr können sich Oberhausener dafür bewerben. Ein vom Gemeinderat ausgearbeiteter Kriterienkatalog wird festschreiben, wer ein Anrecht auf die Wohnungen hat.
Schon Mitte Januar soll das alte Rathaus abgerissen werden. Die Schule war der Gemeindeverwaltung schon längst zu klein geworden. Anfang April soll mit dem Neubau begonnen werden – ein „Zweckbau“, wie Gößl betont, in dem künftig auch die Gemeinderatssitzungen stattfinden werden und es ein eigenes Trauungszimmer geben wird. Einziger „Luxus“, wenn man so will, wird der Sitzungssaal sein, der durch mobile Wände zu einem Veranstaltungsraum für bis zu 150 Personen erweitert werden kann.
Gleich hinter dem Rathaus wird der neue, größere Kindergarten für vier Gruppen gebaut, in dessen Untergeschoss eine Kreativwerkstatt für Künstler eingerichtet wird. Baubeginn soll ebenfalls im April sein. Der Neubau war nötig geworden, weil eine Erweiterung des Hauses in der Wifo-Siedlung nicht möglich Was mit dem alten Kindergarten passiert, ist noch nicht klar. Private Kaufinteressenten haben bereits bei Gößl angeklopft, doch die Gemeinde wird das rund 2000 Quadratmeter große Grundstück wohl nicht verkaufen. Gößl könnte sich vorstellen, dass dort irgendwann eine zweite Version der Jung & AltLebensräume entsteht. Die Nachfrage sei jedenfalls gegeben, sagt Gößl.
Überplant wird auch der Bereich vom Rathaus bis hinter zum Schulsportplatz. Dort soll die neue „Dorfmitte“Oberhausens entstehen, also ein Dorfplatz mit Maibaum und allem, was einen Platz attraktiv macht. In einem offenen Arbeitskreis haben sich Bürger bereits Gedanken gemacht, wie dieses Areal einmal aussehen könnte. Coronabeehemalige dingt wurden die Treffen jedoch ausgebremst – genauso wie jene zur Kreativwerkstatt.
Bis Herbst 2022 sollen das Rathaus und der Kindergarten stehen. Ein Jahr später sollen der Dorfplatz und die Parkfläche unterhalb des Sportplatzes fertiggestellt werden. 36 Stellplätze wird die „Tiefgarage“haben, in denen Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, des Kindergartens und der Schule dann parken können.
Gebaut wird in nächster Zukunft auch am Plattenacker. Nachdem der Bürgerentscheid den Weg für die weiteren Planungen freigemacht hat, wird das Bauleitverfahren wohl im September 2021 abgeschlossen sein. Anfang 2022 könnte die Gemeinde dann die drei Gewerbeflächen erschließen lassen. Die Schreiwar. nerei Pettmesser hat bereits Interesse an einem der Grundstücke geäußert. Das Behindertenwohnheim der Stiftung St. Johannes wird dagegen nicht vor 2023 realisiert.
Zuletzt steht auf der Agenda 2021 auch ein Vorhaben, das die Oberhausener finanziell treffen wird: die Kanalsanierung in allen vier Ortsteilen und der Umbau der Kläranlage. Gößl spricht von „mehreren Millionen Euro“, die dafür bezahlt werden müssen – und zwar von den Bürgern. Wie viel Kosten auf jeden Grundstücksbesitzer zukommen, steht noch nicht fest. Das hängt unter anderem auch von der Höhe der Zuschüsse ab. Die Kanalsanierung soll 2021 beginnen und sich drei bis vier Jahre hinziehen. Vor 2022 könnten allerdings keine belastbaren Zahlen genannt werden.