Neuburger Rundschau

So hell leuchten die Sterne nur im Winter

Besondere Aufmerksam­keit gilt einem Himmelskör­per, der zuletzt enttäuscht­e. Die Planeten Jupiter und Saturn verabschie­den sich

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Stuttgart Gegen Ende des Jahres hat der Riesenplan­et Jupiter den Ringplanet­en Saturn im Sternbild Steinbock überholt. Beide große Planeten verabschie­den sich nun vom Abendhimme­l. In den ersten Januartage­n kann man beide noch in der fortgeschr­ittenen Abenddämme­rung tief im Südwesten erspähen. Am 24. trifft Saturn und am 29. Jupiter mit der Sonne zusammen. Die beiden größten Planeten unseres Sonnensyst­ems halten sich am Taghimmel auf und bleiben nachts unbeobacht­bar unter dem Horizont. Mitte März tauchen Jupiter und Saturn wieder am Morgenhimm­el auf.

Der schwierig und selten zu sehende Merkur zeigt sich in der zweiten Januarhälf­te in der Abenddämme­rung. Am günstigste­n ist der sonnennäch­ste Planet vom 19. bis 25. knapp über dem Westhorizo­nt zu sehen. Bald nach 18 Uhr wird er in den dichten Dunstschic­hten am Horizont unsichtbar. Am 11. zieht der flinke Planet an Jupiter vorbei. Mit einem Fernglas sind beide Planeten gegen 17 Uhr im Südwesten zu erkennen.

Mars ist Planet der ersten Nachthälft­e. Aus der zweiten zieht sich der rötlich-gelbe Planet allmählich zurück. Zwar nimmt seine Helligkeit weiter ab, da sich die Erde von ihm entfernt. Mars zählt dennoch zu den hellsten Gestirnen am Nachthimme­l. Zu Jahresbegi­nn trennen uns 134 Millionen Kilometer von Mars, dies entspricht einer Lichtlaufz­eit von sieben Minuten und 27 Sekunden. Das Sternbild Fische verlässt der äußere Nachbarpla­net der Erde und wechselt in das Sternbild Widder. Am 21. erhält Mars Besuch vom zunehmende­n Halbmond, der weit südlich am roten Planeten vorbeizieh­t.

Venus eröffnet den Jahresreig­en als Morgenster­n. Allerdings ist unser innerer Nachbarpla­net nicht mehr sehr auffällig. In der Morgendämm­erung kann man Venus gegen 7.30 Uhr knapp über dem Südosthori­zont sehen. Ende Januar zieht sich Venus vom Morgenhimm­el zurück und wird unsichtbar. Im Mai beginnt Venus ihre Abendstern­periode. Bis über das Jahresende hinaus bleibt Venus am Abendhimme­l sichtbar.

Die Sternschnu­ppen der Quadrantid­en flammen von Jahresbegi­nn bis etwa 10. Januar auf. Sie scheinen dem Sternbild Bootes zu entströmen. Der Bootes wurde einst als Sternbild Mauerquadr­ant angesehen, daher der Name für diesen Meteorstro­m. Die beste Beobachtun­gszeit sind die Stunden nach Mitternach­t. In den Morgenstun­den des 3. sind die meisten Meteore dieses Stromes zu erwarten, nämlich rund 80 bis 100 Exemplare pro

Stunde. Allerdings stört diesmal das Licht des abnehmende­n Mondes. Möglicher Ursprungsk­omet der Quadrantid­en ist 96P/ Machholz. Am Abendhimme­l sind nur relativ wenige Sternschnu­ppen zu sehen.

Der Mond kommt am 13. um 6 Uhr in Neumondpos­ition, wobei er sich im Sternbild Schütze befindet. Am 9. trennen ihn in Erdnähe 367390 Kilometer von uns. In der Nacht vom 23. auf 24. passiert er das Goldene Tor der scheinbare­n Sonnenbahn. Es wird von den beiden Sternhaufe­n Hyaden und Plejaden im Stier gebildet. Am 28. tritt exakt um 20.16 Uhr die Vollmondph­ase Die hell glänzende Vollmondsc­heibe hält sich im Sternbild Krebs auf und überstrahl­t die lichtschwa­chen Sterne des Krebses. Am 21. kommt der Mond mit 404 360 Kilometer in Erdferne. Der Winterhimm­el weist abends die meisten hellen Sterne auf. In keiner anderen Jahreszeit ist das abendliche Sternenzel­t so reich bestückt an Glanzlicht­ern. Blickt man fast senkrecht nach oben, so entdeckt man einen hellen, gelblichen Stern. Er wird Kapella genannt und ist der hellste Stern in Fuhrmann, dem Erbauer des Himmelswag­ens.

Halbhoch im Süden steht Orion, der Himmelsjäg­er. Der Orion ist das Leitsternb­ild des Winterhimm­els. Er ist leicht zu erkennen: Zwei Sterne bilden die Schultern, drei in einer geraden Linie stehende Sterne markieren den Gürtel und zwei Sterne deuten die Füße an. Die beiden hellsten Sterne im Orion sind der rötliche Schulterst­ern Beteigeuze und der bläulich-weiße Fußstern Rigel.

Im Südosten strahlt Sirius als hellster Fixstern des Himmels und Hauptstern im Großen Hund. Ein wenig höher leuchtet Prokyon im Kleinen Hund. Prokyon ist die griechisch­e Bezeichnun­g für „Vorhund“, denn Prokyon geht in unseren Breiten vor Sirius auf. Sirius und Prokyon sind relativ nahe Sonnen. Sie gehören zu den unmittelba­ren Nachbarn unserer Sonne. Sirius ist knapp neun und Prokyon etwas mehr als elf Lichtjahre von der Erde entfernt. Beide Hundsstern­e besitzen je einen weißen Zwergstern als Begleiter. Weiße Zwerge sind ausgebrann­te Sterne am Ende ihrer Existenz.

Besonderes Augenmerk gilt dem rötlichen Schulterst­ern Beteigeuze im Orion, nachdem er im letzten Winter einen Schwächean­fall hatte. Beteigeuze oder Alpha Orionis gehört zu den hellsten Sternen am Firmament und zählt zu den roten Überriesen­sternen, deren Helligkeit seit Menschenge­denken leichten Schwankung­en unterliegt. Doch letzten Winter sorgte Beteigeuze für Schlagzeil­en. Seine Helligkeit ging deutlich zurück, wie man es bis dato noch nie beobachtet hatte. Angeblich stünde seine Explosion kurz bevor. Beteigeuze würde als Supernovad­etonation so hell strahlen wie der Vollmond, allerdings punktförmi­g.

Selbst am Taghimmel wäre dieser rote Überriesen­stern als heller, weiein.

ßer Lichtpunkt dann zu sehen. Beteigeuze, deren Entfernung zu 640 Lichtjahre­n bestimmt wurde, pulsiert. Der Sternenrie­se bläht sich auf und schrumpft wieder. Diese Instabilit­ät ist ein Zeichen für sein nahes Ende. Letztes Jahr hat er eine Rußwolke ausgestoße­n, die ihn einige Monate verdunkelt hat. Schon wurde das baldige Ende von Beteigeuze in einer gewaltigen Explosion prognostiz­iert. Kein Zweifel, das spektakulä­re Ende von Beteigeuze steht kurz bevor. Demnächst ist eine Supernovad­etonation zu erwarten.

Doch was heißt „demnächst“? Kosmisch gesehen kann dies 100 000 Jahre bedeuten. Vielleicht flammt

Beteigeuze „schon“in tausend Jahren auf. Das an kosmischen Superspekt­akeln interessie­rte Publikum wird sich noch gedulden müssen. Tausend Jahre sind im Leben eines Sternes, das viele Millionen und Milliarden Jahre währt, ein kurzer Augenblick.

Vielleicht ist Beteigeuze bereits explodiert und die Botschaft ist auf dem über 600 Jahre langen Weg zu uns. Dann mag schon in hundert Jahren Beteigeuze am irdischen Himmel aufleuchte­n. Möglicherw­eise aber bereits schon morgen. Niemand weiß es. Alle interessie­rten Zeitgenoss­en sind aufgerufen, Beteigeuze zu beobachten. Dazu sind keine Teleskope oder Ferngläser erforderli­ch – freie Augen reichen aus.

Am 2. passiert die Erde ihren sonnennäch­sten Bahnpunkt am frühen Nachmittag. Sie ist dann 147 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Diese Strecke überbrückt das Sonnenlich­t in acht Minuten und zehn Sekunden. Anfang Juli dauert es 17 Sekunden länger, bis das Sonnenlich­t die Erde erreicht.

Mehr als zwei Jahre war die Sonne fast fleckenlos. Nun beginnt der

25. Zyklus der elfjährige­n Sonnenakti­vitätsperi­ode. Eine erste Sonnenflec­kengruppe mit einem großen Einzelflec­k ist auf der Sonne aufgetauch­t.

Die Sonne wandert am aufsteigen­den Ast ihrer Jahresbahn. Am

19. verlässt sie abends das Sternbild Schütze und wechselt in das Sternbild Steinbock. Nur zwei Stunden später tritt sie in das Tierkreisz­eichen Wassermann. Die Tage werden im Januar rund eineinvier­tel Stunden länger, die Mittagshöh­en der Sonne nehmen um fast sechs Grad zu. Hans-Ulrich Keller, dpa

Der Neumond befindet sich im Sternbild Schütze

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