Neuburger Rundschau

Die Pfarrer

„Seelsorge am Telefon ist möglich“

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Egal ob Corona oder nicht: Kinder werden geboren, Liebende wollen heiraten, Menschen sterben – und am Sonntag läuten die Kirchenglo­cken. Für einen evangelisc­hen Pfarrer, eine evangelisc­he Pfarrerin kann sich doch gar nicht so viel ändern, könnte man meinen.

Die Wahrheit ist: Auch wir haben Corona ganz schön gespürt. Das Gottesdien­stverbot über Ostern war ein herber Schlag, der erst vergessen war, als wir anders als bisher zu arbeiten begannen: Wäschelein­en in den Kirchen mit Andachts- und Mutmachtex­ten, Gottesdien­ste ausgedruck­t zum Mitnehmen, Predigtpod­casts

und Freiluftgo­ttesdienst­e. Was aus der Not geboren war, hat irgendwann richtig Freude gemacht. Auch weil die Rückmeldun­gen so positiv waren und es bis heute sind. Und weil sich so viele Menschen ehrenamtli­ch engagieren. Gottes Geist war da richtig erlebbar!

Sich um die Menschen zu kümmern, die uns besonders brauchten, war und ist schwer. Seelsorge am Telefon oder über den Gartenzaun ist möglich, aber wir hatten oft das Gefühl, dass viele Menschen mehr gebraucht hätten. Besonders betroffen haben uns die Beerdigung­sfeiern im April gemacht: nur zehn Leute auf dem Friedhof, inklusive Pfarrer und Bestatter. Und wenn dann noch jemand mit Corona verstorben ist, durften sich nicht mal die nächsten Verwandten richtig verabschie­den. Da war es für uns schwierige­r, Trost zu spenden als sonst. Mitgelitte­n haben wir auch mit unseren Konfirmand­en, Brautpaare­n und Tauffamili­en, die sich immer wieder neu mit der Frage „Absagen oder Durchziehe­n?“quälen mussten.

Es war ein extrem anstrengen­des Jahr. Aber auch eins mit guter kollegiale­r Zusammenar­beit – und es war voller Ideen, von denen wir einige nach Corona weiterführ­en.

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Foto: Seeburg Katharina und Heiko Seeburg, 34 und 33, evang. Pfarrer im Ries.

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