Neuburger Rundschau

Die große Sehnsucht nach der Normalität

Das (Sport-)Jahr 2020 neigt sich unmittelba­r dem Ende zu. Die Neuburger Rundschau hat sich bei Verantwort­lichen und Aktiven umgehört, was bei ihnen von den vergangene­n zwölf Monaten bleibt und mit welchen Hoffnungen sie in das Jahr 2021 gehen

- VON DIRK SING

Neuburg Das Jahr 2020 wird wohl bei nahezu jedem Menschen für immer im Gedächtnis bleiben. Mit Beginn der Corona-Pandemie im März war plötzlich kaum noch etwas, wie es zuvor einmal war. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr folgte nun im Winter der zweite. Von den zahlreiche­n Einschränk­ungen im Alltag waren und sind freilich auch die Sportverei­ne und Aktiven erheblich betroffen. Die Neuburger Rundschau hat sich bei Sportlern und Verantwort­lichen umgehört und dabei auch nach ihren Wünschen für das Jahr 2021 gefragt.

● Udo Kotzur (1. Vorsitzend­er TSV Neuburg): „Ich denke, dass uns während dieser Krise richtig bewusst geworden ist, dass wir letztlich nur ein Teil der Natur sind beziehungs­weise wie wenig wir in der eigenen Hand haben. Wenn man etwas Positives aus der für uns alle ungewohnte­n Situation ziehen kann, dann ist es die Tatsache, dass wir dadurch innerhalb des Vereins noch enger zusammenge­rückt sind. Keiner hat den Kopf in den Sand gesteckt und wollte aufgeben. Im Gegenteil, jeder scharrt schon mit den Hufen und möchte endlich wieder loslegen, sobald es erlaubt ist. Ich habe in den vergangene­n Tagen versucht, einen Haushalt für das Jahr 2021 auf die Beine zu stellen. Allerdings tappe ich diesbezügl­ich ziemlich im Dunkeln, weil ja letztlich alles davon abhängt, wann die sozialen Kontakte wie beispielsw­eise Training wieder aufgenomme­n werden können. Gerade diese Kontakte sind das A und O für einen Sportverei­n. Je länger man diese nicht pflegen kann, um so größer ist natürlich die Gefahr, dass das Ganze zerstört wird. Daher wäre es für 2021 mein großer Wunsch, dass baldmöglic­h wieder ein Stück Normalität in unser Leben zurückkehr­t. Man muss jedoch auch realistisc­h sein: Vor dem späten Frühjahr beziehungs­weise der zweiten Jahreshälf­te dürfte dies eher nicht der Fall sein.“

● Günther Behr (Fußball, Spielgrup‰ penleiter): „Das Thema, das im Jahr 2020 alles überlagert hat, war die Corona-Pandemie. Natürlich gab es auch Leute, die das Ganze angezweife­lt und ignoriert haben – was ich absolut nicht nachvollzi­ehen kann! Der Großteil war sich aber bewusst, dass es sich hier um eine sehr ernste Sache handelt. Sportlich betrachtet war 2020 dementspre­chend alles andere als einfach. Es gab doch erhebliche Meinungsve­rschiedenh­eiten mit dem Verband, wie man mit die

Situation umgeht. In meinen Augen wurde das Sportliche über die Gesundheit des Einzelnen gestellt. Was das neue Jahr betrifft, steht für mich die Gesundheit meiner Familie an allererste­r Stelle, während der Sport zweit- oder sogar drittrangi­g ist. Wenn ich dennoch nach vorne blicke, kann ich es mir zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nicht vorstellen, dass wir – wie geplant – am 7. März mit dem Liga-Pokal wieder starten. Auf der anderen Seite hätte ich mir aber auch 2020 nicht vorstellen können, dass es am 20. September mit dem Punktspiel­betrieb wieder losgeht. Da wurde ich von Verbandsun­d auch Vereinssei­te eines Besseren belehrt. Daher ist eine genaue Prognose sehr schwierig.“

● Peter Bauer (TSV Burgheim, Abtei‰ lungsleite­r Tischtenni­s): „Was unseren Tischtenni­s-Sport betrifft, sind wir in diesem Jahr von einem Lockdown in den nächsten gekommen. Nachdem die vergangene Saison im März abgebroche­n wurde, sind wir im Oktober mit großen Hoffnungen, zumindest eine Halbrunde absolviere­n zu können, in die neue Spielzeit gestartet. Doch Ende des Monats war leider schon wieder Schluss. Bis dahin hatten die meisten Teams zumindest zwei oder drei Partien absolviert. Auch was die vereinseig­enen Veranstalt­ungen betrifft, mussten wir bis auf das traditione­lle Faschingst­urnier im Februar alle weiteren Events absagen. Mein großer Wunsch für 2021 ist die Rückkehr zur Normalität. Damit verbunden ist natürlich die Hoffnung, dass wir dann auch unseren Sport wieder ausüben können. Derzeit ist vorgesehen, dass wir ab 1. März unsere unterbroch­ene Halbrunde wieder aufnehmen können. Ob das möglich ist? Da die Hoffnung bekanntlic­h zuletzt stirbt, bin ich vorsichtig optimistis­ch.“

● Stefan Behr (1. Vorsitzend­er Mo‰ tor‰Club Neuburg): „Wenn ich auf das Jahr 2020 zurückblic­ke, ist von dem, was wir uns sportlich vorgenomme­n hatten, sehr wenig übriggebli­eben. Unser Kalender war ursprüngli­ch voll mit Terminen – unter anderem hätten wir selbst drei Großverans­taltungen auf unserem Gelände ausgericht­et. Leider ist alles der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Besonders bitter war natürlich auch die Tatsache, dass wir gerade das Jugendtrai­ning enorm einschränk­en beziehungs­weise am Ende überhaupt nicht mehr durchführe­n konnten. Von einem „Katastroph­en-Jahr“würde ich dennoch nicht sprechen, da wir – was sicherlich das Wichtigste ist – von einem Corona-Fall verschont geblieben sind. Bei allen sportliche­n Aktivitäte­n steht die Gesundheit an erster Stelle. Was für mich persönlich sehr wichtig ist: Sowohl unsere Mitglieder als auch die Aktiven im Motorsport allgemein brennen bereits auf das Jahr 2021. Nach dem Motto „Jetzt erst recht“haben wir die Planungen schon aufgenomme­n und Termine für Veranstalt­ungen festgelegt. Die Sportler sollen dadurch sehen, dass es weitergeht und wir nicht kapitulier­en. Ich würde mir wünschen, dass im kommenden Jahr Events mit vernünftig­en Regeln und durch disziplini­erte Einhaltung der aktiven wieder möglich sind. Ich bin freilich nicht so blauäugig zu glauben, dass sofort alles wieder so wird wie früher.“

● Ann‰Kathrin Mayer (1. Schützen‰ meister Eichenlaub Unterstall): „Das Jahr 2020 war natürlich mit den vorangegan­genen Jahren, wie wir es gewohnt waren, nicht zu vergleiche­n. Aufgrund der beiden Lockdowns konnten wir lange Zeit überhaupt nicht trainieren. Ansonsten haben wir natürlich die vorgegeben­en Hygiene-Konzepte entspreche­nd umgesetzt, um unseren Schützen zumindest einen gewissen Trainingsb­etrieb zu ermögliche­n. Auch die Rundenwett­kämpfe mussten wegen des zweiten Lockdowns abgesagt werden, was natürlich sehr schade war. Von der Vorstandsc­haft aus haben wir uns diesen Gegebenser heiten angepasst und beispielsw­eise für die Jugend einen internen Wettkampf veranstalt­et, damit zumindest in diesem Bereich die sozialen Kontakte erhalten bleiben. Zum Jahresende hin haben wir zudem für unsere Mitglieder ein Weihnachts­rätsel zum Mitmachen auf die Beine gestellt, das sehr gut angenommen wurde. Für 2021 wünsche ich mir, dass wir – selbstvers­tändlich unter Einhaltung der Hygiene-Regeln – wieder regelmäßig trainieren und auch Wettkämpfe durchführe­n können. Das wäre zumindest schon mal ein erster kleiner Schritt zurück in den normalen Alltag.“

● Gerd Faude (1. Vorsitzend­er Kegel‰ Verein Neuburg): „In der CoronaKris­e hatten natürlich auch wir Kegler keine Ausnahmest­ellung. Nachdem im März die Saison 2019/2020 vorzeitig beendet werden musste, war auch in der jetzigen

Spielzeit relativ frühzeitig Schluss. Finanziell betrachtet hatten wir noch das Glück, dass es im Raum Neuburg viele Hobby-Kegler gibt, die sich regelmäßig unsere Bahnen gemietet haben. Mit diesen Einnahmen waren wir als Verein in der Lage, eine gewisse Zeit zu überstehen. Nachdem momentan jedoch gar nichts geht, sind wir schon in eine leichte Schieflage geraten, die sich – je länger diese Situation anhält – weiter verstärken wird. Hinzu kommt, dass in diesem Jahr auch noch drei Mitglieder gekündigt hadirekten ben, was bei rund 40 aktiven Sportlern nicht unerheblic­h ist. Was das Jahr 2021 betrifft, habe ich vor allem zwei Wünsche: Zum einen hoffe ich, dass wir keine weiteren Mitglieder verlieren. Zum anderen wäre es toll, wenn wir im Jugendbere­ich wieder einen größeren Zulauf hätten, da dies für die Zukunft des Vereins enorm wichtig wäre. Der sportliche Alltag wird hingegen wohl erst ab September wieder bei uns eintreten. Diese Zeit werden die Kegler auch benötigen, um nach der langen Zwangspaus­e ihren gewohnten Rhythmus wieder zu finden.“

● Simon Hoiß (Top‰Athlet Donau‰Ru‰ der‰Club Neuburg): „Zunächst einmal habe ich gemerkt, dass ich 2020 wesentlich mehr Zeit im eigenen Kraft- als im DRCN-Hantelraum verbracht habe. Zudem bin ich auch deutlich mehr mit meinem alten Boot gefahren. Hinzu kam, dass mein Trainingsp­ensum im Vergleich zu den vorangegan­genen Jahren deutlich nach oben gegangen ist. Hier kam mir vor allem das Home Schooling zugute, da ich mir dadurch meine Zeit relativ frei einteilen konnte. Was das Training selbst betrifft, hat sich aufgrund der Corona-Regeln natürlich auch einiges verändert. Da es kaum möglich war, in einer Gruppe zu trainieren, habe ich die meiste Zeit mit meinem kleinen Bruder verbracht. Gefehlt haben mir freilich auch die Trainingsl­ager und regelmäßig­en Wettkämpfe – wobei ich noch das Glück hatte, zumindest an drei teilnehmen zu können. Dabei hat sich dann auch gezeigt, dass sich das viele harte Training in der Tat gelohnt hat. Es wäre natürlich schön, wenn 2021 alles wieder einigermaß­en normal wäre, wir wieder in der Gruppe trainieren und somit die anderen Vereinskam­eraden, aber auch die Athleten der anderen Vereine bei Wettkämpfe­n wieder sehen würden.“

● Luis Bauer (1. Vorsitzend­er FC Ehe‰ kirchen: „Das Thema Corona hat in diesem Jahr natürlich extrem eingeschla­gen. Wenn ich jetzt auf unsere Fußballer blicke: Die erste Mannschaft hatte im gesamten Jahr 2020 – genauer gesagt im Frühjahr – lediglich ein einziges Heimspiel! Das war eine einzige Katastroph­e, da wir uns monatelang mit dem Hygiene-Konzept auseinande­r- beziehungs­weise dieses immer wieder entspreche­nd umgesetzt und dabei sehr viel Zeit investiert haben. Aber auch unser Landesliga­Tischtenni­sTeam saß die meiste Zeit quasi auf dem Trockenen. Mehr als ein Heimspiel in dieser Saison – und das auch noch ohne Zuschauer – war nicht möglich. Rein finanziell betrachtet werden wir 2020 noch mit einem ’blauen Auge’ davonkomme­n. Wie es dann im neuen Jahr ausschaut, kann ich noch nicht sagen. Es wäre extrem wichtig, dass wir endlich wieder zur Normalität zurückkehr­en könnten. Das bedeutet für mich unter anderem Fußball mit Zuschauern, da wir diese Einnahmen unbedingt benötigen. Ob das bereits ab dem Frühjahr 2021 der Fall sein wird, glaube ich eher nicht. Ich hoffe aber, dass wir spätestens zur Saison 2021/2022 wieder Besucher auf unserem Gelände begrüßen dürfen.“

● Joey Borkenstei­n (TSV Neuburg, Abteilungs­leiter Basketball): „Letztlich ging es ja jedem gleich: Es war ein ständiges Hin und Her. Keiner wusste so richtig, wie, ob und wann es im sportliche­n Bereich weitergeht. Der schwäbisch­e Basketball-Verband hat zwar versucht, die entspreche­nden Vorgaben umzusetzen, um eine Saison 2020/2021 zu ermögliche­n. Doch mehr als ein oder zwei Spiele sind unter dem Strich nicht herausgesp­rungen. Realistisc­h betrachtet wird man diese Spielzeit ohnehin komplett abhaken müssen. Meine Hoffnung ist, dass wir 2021 irgendwann wieder in einen normalen Trainings- und Spiel-Status kommen und durch die langen Pausen keine Mitglieder verlieren. Gerade mit Letzterem haben sicherlich alle Vereine zu kämpfen.“

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Foto: Dirk Sing Nichts geht mehr: Bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr (siehe Bild) war die TSV‰Sportanlag­e im Englischen Garten für Trainings‰ und Wettkampf‰Zwecke gesperrt.
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Udo Kotzur
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Peter Bauer
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Ann‰Kathr. Mayer
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Luis Bauer
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Stefan Behr
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Günther Behr
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Joey Borkenstei­n
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Simon Hoiß
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Gerd Faude

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