Neuburger Rundschau

Bald geht der Impfstoff aus

Das Rote Kreuz impft in sieben Altenheime­n und wartet auf Nachschub. Für die Anlaufstel­le in Mühlried gibt es viel Anerkennun­g. Das zweite Impfzentru­m in Neuburg soll am 1. Februar öffnen

- WINFRIED REIN

Neuburg Jetzt wird in den Altenheime­n geimpft. Die mobilen Teams des Rot-Kreuz-Kreisverba­nds Neuburg-Schrobenha­usen sind ausgerückt, um Bewohner und Mitarbeite­r in sieben Heimen zu impfen. Doch von „Durchimpfe­n“kann keine Rede sein: Die Impfdosen reichen bei weitem nicht aus.

Zum Jahresende hat der Landkreis rund 1100 Dosen geliefert bekommen. Sie werden bald aufgebrauc­ht sein und für diese Woche ist noch keine weitere Lieferung angekündig­t. Das Impfzentru­m Mühlried wird die bereits gebuchten Termine abarbeiten, neue gibt es vorerst weder im Internet noch per Telefon. Die Dreier-Gruppen des Roten Kreuzes haben am Wochenende etwa im Altenheim St. Georg Schrobenha­usen, im Omnicare in Karlshuld oder im BRK-Seniorenhe­im Neuburg gearbeitet und geimpft. Bisher sei alles gut gelaufen, sagt Organisato­r Bernhard Pfahler, „am Montag können wir noch impfen, dann aber sind keine Impfdosen mehr da.“Ob in dieser Woche neues Material eintrifft, „das weiß ich nicht.“

Damit schlägt sich die europäisch­e Einkaufspo­litik in den Landkreise­n und Kommunen nieder. Der Impfstoff reicht überhaupt nicht aus, weil die EU-Kommission im Sommer bei Firmen bestellt hat, deren Wirkstoffe längst noch nicht so weit sind. Eine nationale Bestellung beim deutschen Hersteller Biontech ist aus Gründen der Solidaritä­t unterblieb­en. Die von Biontech angebotene­n bis zu 500 Millionen Impfdosen haben sich die USA gesichert. Mittlerwei­le hat die Bundesregi­erung mit Nachdruck weitere Kontingent­e bestellt, aber die Produktion­skapazität ist ausgelaste­t.

Die ganze Welt will wirksamen Impfstoff gegen das Virus SARSCoV-2, das Neuburger Seniorenhe­im St. Augustin hat einen Anteil bekommen. An Silvester erhielten 30 Bewohner und Mitarbeite­r den Biontech-Stoff, am Neujahrsta­g 20 weitere Kandidaten. Darunter war Martha Kiebler, die im Sommer 99

alt wird. „Natürlich lasse ich mich impfen“, betonte die Rentnerin mit fester Stimme. Vor dem kleinen Stich, der nicht wehtut, erklärte ihr der Arzt ausführlic­h den Vorgang, fragte nach Vorerkrank­ungen, Medikament­en und nochmals nach dem Einverstän­dnis. Margarethe Kandora (95) antwortete auf die Frage, ob sie krank sei: „Natürlich, sonst wäre ich doch nicht hier.“

Die Sache zieht sich hin. „Es geht nicht anders“, betonte Arzt Alexander Robert, man müsse alle UmJahre stände mit dem Impfwillig­en abklären. Das Team mit dem Arzt, Luisa Enzersberg­er und Oliver Gubo macht das auch sorgfältig. Aber mehr als 30 Impfungen kommen an einem Tag nicht zusammen. Damit ist das Altenheim längst noch nicht komplett versorgt. Rund 80 Prozent der 106 Bewohner wollen die Biontech-Dosis, die Quote beim Personal liegt niedriger.

Prior Donatus Wiedenmann (81) geht voran. Nach seinen Senioren lässt auch er sich impfen. „Das ist vernünftig und für mich selbstvers­tändlich“, findet der Chef der Barmherzig­en Brüder in Neuburg und bedankt sich bei den Helfern des Roten Kreuzes. „Lebst du noch?“, fragt er nach der kleinen Injektion Pater Richard, der sich wie die Mitbrüder Adelmar, Alfred, Paulus und Johannes auch impfen lässt. Der kleine Konvent kümmert sich um das Seelenlebe­n und der Orden trägt das ganze Altenheim.

Gut vorbereite­t auf den Besuch des Impfteams habe man auch die Mitarbeite­r und Bewohner des „Seniorenze­ntrums Omnicare“in Karlshuld erlebt, berichtet Elfriede Müller. Die stellvertr­etende BRKKreisvo­rsitzende beteiligte sich im Team mit Facharzt Christian Niemann am Impf-Marathon. Die Abläufe seien gut, „aber mehr Impfstoff muss jetzt her.“

Das gilt auch für das Impfzentru­m in Mühlried. Ohne Impfstoff gibt es keine neuen Termine für die erste Gruppe der über 80-Jährigen. Die Funktional­ität der Anlaufstel­le in Mühlried und das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen erhalten von allen Seiten Anerkennun­g. „Das funktionie­rt sehr gut“, urteilten Inge und Hans Hermann, 82 und 92 Jahre alt. Das Neuburger Ehepaar ließ sich am Samstag impfen, Tochter Elfriede hatte Terminbuch­ung und Fahrt übernommen.

Neuburg will trotzdem rasch sein eigenes Impfzentru­m. Mittlerwei­le zeichnet sich die Sporthalle im Ostend als Standort ab. Bei einem Treffen mit Landratsam­t und Gesundheit­samt in dieser Woche soll die Adresse klargemach­t werden. Wenn man die Halle aufteile, bleibe noch Raum für Turnunterr­icht der Ostendschu­le, so Bernhard Gmehling. Falls es grünes Licht gebe, „ist das Impfzentru­m in einer guten Woche eingericht­et.“Dann könne schon am 1. Februar geimpft werden - wenn Stoff da ist.

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Fotos: Winfried Rein „Es tut überhaupt nicht weh“: Die 86‰jährige Gerlinde Ockermille­r gehört zu den ersten Heimbewohn­ern, die sich in St. Augustin impfen lassen.
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Prior Donatus Wiedenmann (81) geht voran und lässt sich den Biontech‰Impfstoff verabreich­en.
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Wann kommt Nachschub für das Impfzentru­m in Mühlried? Die Organisati­on ist überzeugen­d, aber der Impfstoff fehlt.

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