Mit einem EishockeyWeltstar auf Augenhöhe
Für den achtjährigen Anton Duttler aus Wettstetten ging ein Traum in Erfüllung: In der ARD-Fernsehsendung „Klein gegen Groß“forderte er sein großes Idol Leon Draisaitl heraus. Wie der U9-Spieler des ERC Ingolstadt die aufregenden Drehtage und das Duell er
Wettstetten/Berlin Schnellkraft, Kondition und eine große Portion Mut: Das bewies Anton Duttler aus Wettstetten am Samstag vor einem Millionen-Publikum, indem er in seiner Lieblings-Fernsehsendung „Klein gegen Groß“(ARD) den deutschen Eishockey-Weltstar Leon Draisaitl zum sportlichen Duell herausforderte.
Jeden Tag hatte Anton beim Frühstückstisch versucht, seine Mutter für eine Anmeldung zur TV-Show überzeugen, bis es endlich klappte. „Ich bin schon lange ein Fan der Show“, erzählt der Jung-Panther. Doch erst vier Tage vor Drehbeginn stand fest, dass Anton eine „Skipping-Challenge“zu bestreiten hatte. Dafür musste er in 60 Sekunden so viele Knie-Hebesprünge machen wie nur möglich. „Am Anfang war ich fast ein bisschen enttäuscht, weil das nur eine Aufwärmübung ist“, gibt Anton zu. Sein Talent liege nämlich vor allem im Umgang mit dem Schläger oder beim Training auf Inlinern. Doch er ließ sich nicht einschüchtern. Umso größer waren die Herausforderung und der Ehrgeiz, hart zu trainieren. „Anton hat bis zur Perfektion geübt“, erinnert sich sein Vater Siegfried Duttler stolz.
Ein kleiner Vorgeschmack auf die Show war der Tag, an dem der Einspieler zur Vorstellung gedreht wurde. „Ich trug den ganzen Tag mein Trikot vom ERC Ingolstadt. Das war toll“, erinnert sich Anton. Während der Vorbereitung auf das Duell half ihm Maritta Becker, eine ehemalige erfolgreiche EishockeySpielerin und Fitness-Trainerin des ERC Ingolstadt, indem sie ihm effektive Atemtechniken und Aufwärmübungen beibrachte. Um seine Kondition zu steigern, gaben ihm die Triathlon-Brüder Andreas und Nico Wittmann aus Wettstetten wertvolle Tipps mit auf den Weg nach Berlin.
Kaum aus dem Zug ausgestiegen, wurden die Duttlers in Berlin vom Bahnhof abgeholt und ins Studio gebracht. Schon beim Corona-Test begrüßte sie der bekannte Moderator Kai Pflaume. „Kai war total nett. Er hat gesagt, dass ich das auf jeden Fall schaffen werde.“Auch in den Drehpausen besuchte Pflaume die Familie mehrmals, machte Fotos mit ihnen und gab Autogramme.
Erst kurz nach der Ankunft erfuhr Anton, dass er gegen den Weltstar Leon Draisaitl antreten würde.
„Leon gehört zu meinen Lieblingsspielern und ist ein großes Vorbild für mich. Ich habe mich super gefreut“, so der Achtjährige. Die Eishockey-Legende der Edmonton Oilers gilt als aktuell bester deutscher Eishockey-Spieler und wurde zum Sportler des Jahres 2020 ausgezeichnet. Von seinen Kontrahenten und Teamkollegen wurde der Center zum besten Spieler gewählt. „Das ist natürlich eine besondere Ehre“, so Draisaitl in der Show.
Anton hatte Glück, denn sein großes Vorbild wollte ihn vor der Show unbedingt persönlich kennenlernen und verzichtete dafür sogar auf die Maske. Dabei erzählte der Profi von seinen eigenen ersten EishockeyJahren. „Leon war total cool und locker. Und er kennt sogar Spieler vom ERCI, die ich auch kenne“, verrät Anton begeistert. Auch seine Mutter Tanja Duttler freut sich über die Bodenständigkeit des Weltstars: „Die beiden haben sich wie Teamkollegen unterhalten. Gerade als Mama war das schön zu beobachten.“Außerdem musste sie schmunzeln, als sie die eine oder andere Parallele zwischen den Eishockey-Spielern erkannte. „Auch Leon übte wohl damals mit dem Schläger im Wohnzimmer“, sagt sie und lacht.
Zwar spielt Anton auch Fußball und geht gerne Radfahren. Doch bleibt der schnellste Mannschaftssport der Welt sein Favorit. Die Liebe zum Eishockey erbte er wohl von seine Vater, einem gebürtigen Kanadier. „Auch ich stand schon auf dem Eis, als ich ganz klein war. Das wollte ich meinem Sohn natürlich mitgeben“, so Duttler. Eishockey fasziniere daher die ganze Familie. „Das Gefühl, ein Tor zu schießen, ist einfach unglaublich“, erinnert
Anton an die Zeit vor Corona, als noch fleißig trainiert und gespielt werden konnte. Seit dem Lockdown ist sein Bruder sein engster Trainingspartner. „Man merkt einfach, dass das Eis sein Element ist“, so seine stolze Mutter.
Die bislang tollste Eishockey-Erfahrung des Nachwuchstalents entstand durch eine Sportverletzung. „Da hat mich mein Trainer mitsamt gebrochenem Bein im Rollstuhl auf das Eis geschoben“, erinnert sich der U9-Spieler begeistert. Diese Geschichte erzählt er auch Draisaitl, der sein Lachen nicht unterdrücken kann.
Während der drei Drehtage blieb kaum Zeit für Langeweile. Zum Beispiel wurden in einem Nebenstudio kleine Interview-Beiträge gedreht. „Das war wirklich lustig. Der Mann hinter der Kamera hat nämlich bayerisch gesprochen – und das mitten in Berlin“, erzählt Anton verwundert. Die Duttlers verstanden sich so gut mit ihm, dass dieser ihnen sogar Outtakes von einem echten Einspieler eines ERCI-Spielers zeigte.
Nach der Generalprobe mit Statisten an Drehtag zwei, folgte am dritten Tag die Aufzeichnung der Show. „Das Hauptstudio kam mir unordentlich vor. Überall waren Kabel und ganz viele Kameras. Und dann waren da noch ganz viele Pappfiguren im Publikum – wegen Corona“, so der Achtjährige. Außerdem hatte jede Familie einen eigenen Assistenten, der bei Fragen oder Unklarheiten zur Verfügung stand. Sobald die Kameras aus waren, wäre es aber ganz schön hektisch zugegangen. So manchem Star lief wohl ständig ein Team aus 15 Leuten hinterher. „Die Kinder hatten super viel Spaß und wir Erwachsich senen konnten auch einmal hinter die Kulissen gucken“, erinnert sich Siegfried Duttler. „Es war für alle Beteiligten eine tolle Erfahrung.“
Drei Monate nach der Aufzeichnung kam der Tag der Ausstrahlung immer näher. Vormittags das Interview mit unserer Zeitung, mittags ein Beitrag für einen Radiosender und abends der Auftritt im Fernsehen: Am Tag der Sendung darf sich Anton wie ein kleiner Star fühlen. „Das ist alles neu für mich, ich bin überwältigt“, erklärt Anton aufgeregt. Auch die Eltern fiebern mit. „So kurz vor der Sendung wurden auch wir etwas nervös“, gibt Vater Siegfried Duttler zu.
Während seines Auftritts im Fernsehen sieht man Anton die Bewunderung für sein Vorbild an. Als Draisaitl fast schon peinlich berührt zugibt, er verbrauche pro Jahr um die 100 Schläger, werden Antons Augen groß. Kurz vor dem Duell konzentriert sich Anton und zeigt, wie hart er trainiert hat. Die Übung war eine Herausforderung, denn das Band, das mit dem Oberschenkel berührt werden musste, wurde über Hüftknochenhöhe gespannt. So kamen die beiden Kontrahenten ganz schön aus der Puste. Die Spannung hätte kaum größer sein können, denn am Ende gewinnt Draisaitl das Rennen äußerst knapp für sich – mit 194 zu 190 Knie-Hebesprüngen in 60 Sekunden! „Ich ärgere mich gar nicht, dass ich verloren habe. Immerhin bin ich gegen den weltbesten Eishockey-Spieler angetreten. Das ist eine riesengroße Ehre“, sagt Anton stolz.
Als Draisaitl ihm kurz nach dem Duell auch noch seinen Schläger schenkt, kann Anton gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Der Schläger steht jetzt in seinem Zimmer und wartet darauf, dass Vater Duttler ein Regal für die Trophäe baut.
Besonders freut die Duttlers das positive Feedback von Antons Teamkollegen und Freunden. Viele Nachwuchsspieler hätten durch die Videoclips mit Draisaitl wieder ihre alte Motivation für das Training inmitten des Lockdowns gefunden. Ein Leben ohne Eishockey kann Anton sich jetzt erst recht nicht mehr vorstellen. Sein größter Vorsatz für dieses Jahr ist nämlich, noch häufiger und härter zu trainieren, um eines Tages selbst Profispieler zu werden. „Vielleicht klappt es mal, mit Leon auf dem Eis zu zocken – eine Revanche sozusagen“, so Anton am Morgen nach der Ausstrahlung.