Neuburger Rundschau

Alles wie (fast) immer

Nachdem es im Testspiel zwischen den Panthern und Straubing Tigers noch mächtig zur Sache gegangen war, bleibt es diesmal ruhig. Dies ändert aber nichts daran, dass das Shedden-Team erneut den Kürzeren zieht. Heute Heimspiel gegen Mannheim

- VON FABIAN HUBER

Straubing/Ingolstadt Gemessen an seinem Wut-Potenzial ist Doug Shedden am späten Samstagabe­nd seelenruhi­g. Die Mikrofone für die Pressekonf­erenz sind unbemerkt schon an, als er im letzten Winkel des Straubinge­r Eisstadion­s mit seinem Trainerkol­legen Tom Pokel quatscht: Mhm, ja, gute Reihe, die wir da haben. Positiver Corona-Test hier, schöner Forecheck da. Alles klar, Tom, machs gut!

Ganz offiziell sagt Shedden im Interview danach noch recht zufrieden: „Wir haben verdammt großartig gespielt, verdammt großartig. Wahrschein­lich war das von uns der beste Auftritt hier seit langer Zeit.“Man hatte jetzt nicht unbedingt den Eindruck, dass Ingolstadt soeben 1:3 verloren hatte und eine schwarze Serie ihre Fortführun­g fand.

Mit der Mannheimer SAP-Arena ist das Stadion am Pulverturm die einzige DEL-Halle, in der Shedden in seinen nun schon drei Jahren als ERCI-Trainer nicht gewinnen konnte. Was hat der Kanadier schon über Straubing geschimpft. „Ich mag diesen Ort und ich mag diese Halle nicht“, hat er mal nach einer

Niederlage in Niederbaye­rn gesagt. Und dann war da ja noch diese Sache in der Saison-Vorbereitu­ng. Zwei Testspiele mit „Kriegs-Charakter“. Straubing, das vor allem mit seinen Provokateu­ren Mitchell Heard, Sena Acolatse und Antoine Laganière pöbelte. Ingolstadt, das sich zunehmend genervt davon zeigte. ERCI-Stürmer Daniel Pietta, der den dunkelhäut­igen Acolatse mit einer Affengeste bedachte, nachdem dieser um sich geprügelt hatte. Heard, der danach auf Twitter Piettas Rauswurf forderte. Und Shedden, der drohte: „Acolatse geht auf unsere besten Männer los. Wenn Straubing dieses Spielchen spielen will, dann werden wir uns beim nächsten Mal um Jeremy Williams und Mike Connolly kümmern.“

Auch ohne den noch gesperrten Pietta wurde auf dieses erste Wiedersehe­n geblickt wie auf einen Gladiatore­n-Kampf im alten Rom. Und dann? War es eher ein kalter Krieg. Beide Teams rüsteten ab. Ja, Acolatse sprang dem Gegenspiel­er einmal mit dem Schläger Richtung Brust. Ansonsten 60 Minuten recht ansehnlich­es Eishockey. Auf den Tribünen froren trotz zweier Paar Socken die Zehen ein. Am Ende gewannen die Tigers. Alles wie immer in Straubing.

Dabei war für Sheddens Team alles gut losgegange­n. Mirko Höfflin hatte die Gäste in der 16. Minute zur Führung gestochert. Die Panther zeigten ihr variables Powerhocke­y. Straubing blieb vor allem mit Pässen tief an die gegnerisch­e blaue Linie gefährlich. Und dann war es ausgerechn­et Williams, auf den die Ingolstädt­er ja ein Extra-Auge werfen sollten, der in Überzahl per Schlagschu­ss ausglich (18.). Im zweiten Drittel schlich sich Acolatse an, erzielte die Führung, boxte vor Freude dann aber nur die Bande (24.).

„Ich hätte beide Tore haben können“, meinte ERCI-Torwart Nico Daws, der mit 20 Jahren sein erstes

Profi-Punktspiel absolviert­e, selbstkrit­isch. An ihm ist es nicht gelegen, dass das Schanzer Drama dann wieder seinen Lauf nahm. 45 Mal feuerte Ingolstadt am Ende auf das Tor von Tigers-Goalie Sebastian Vogl und untermauer­te damit – bei 26 Versuchen der Straubinge­r – seinen Status als Team mit den höchsten Schussante­ilen der Liga. Doch kein einziges Mal landete der Puck hinter der Linie.

„Wir müssen für mehr Chaos vor dem Kasten sorgen. Wir lassen uns noch zu leicht rumschubse­n“, sagte Stürmer Frederik Storm, der mit seiner Reihe um Justin Feser und Petrus Palmu die Ingolstädt­er Sorgen versinnbil­dlicht. Fast 60 Mal mehr als ihre Gegner schoss die Linie in den ersten vier Saisonspie­len. Nur ein Tor sprang bisher raus. „Sie spielen so gut. Aber sie belohnen sich nicht“, findet Shedden. Und Storm sagt: „Wir drei wissen, dass wir punkten können. Es geht jetzt darum, nicht zu frustriert zu werden. Wenn du deinen Schläger zu fest hältst, wird es noch schwerer, ein Tor zu schießen.“

Straubing hingegen machte es zum 3:1 ganz einfach und traf kurz vor Schluss in den leeren Kasten.

Und so musste Shedden einmal mehr erklären, wie frustriere­nd das doch alles sei gegen die Tigers: „Ich kann meine Spieler nicht mal anschreien, weil sie nicht hart genug arbeiten. Denn sie tun es.“

Und sie werden es umso mehr bereits am Montag (20.30 Uhr) in der Saturn-Arena tun müssen, wenn mit den Adler Mannheim der Meister 2019 und noch ungeschlag­ene Spitzenrei­ter der Gruppe Süd kommt. Ob Ingolstadt­s neuste Sturm-Ergänzung Ryan Kuffner, der am Samstag nur Tribünenga­st war, dann bereits eine Spielberec­htigung hat, entscheide­t sich kurzfristi­g.

„Wir wissen, wie gut sie sind. Aber so wie wir Schlittsch­uh laufen, habe ich das Gefühl, dass wir es mit jedem aufnehmen können“, sagt Shedden. Dann stapft er durch das Straubinge­r Schneetrei­ben Richtung Mannschaft­sbus. Der Rucksack in seiner Hand ist noch offen. Als hätte er gerne noch ein paar Punkte aus Niederbaye­rn mitgenomme­n.

OIn eigener Sache Den aktuellen Be‰ richt von der Partie ERC Ingolstadt ge‰ gen Adler Mannheim gibt es unter www.neuburger‰rundschau.de/erci.

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Foto: Johannes Traub Lieferte trotz der Niederlage in Straubing eine starke Vorstellun­g ab: Ingolstadt­s Schlussman­n Nicolas Daws (links).

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