Neuburger Rundschau

Abschied von AKK

Merkel spricht ihrer Nachfolger­in keinen Dank aus

- VON STEFAN LANGE

Berlin Die CDU Deutschlan­ds hat die erste Hürde ihres mit Spannung erwarteten digitalen Parteitags erfolgreic­h genommen. Einen Tag vor den Wahlen zum neuen Parteivors­itzenden beschworen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Kanzlerin Angela Merkel am Freitagabe­nd zum Auftakt den Zusammenha­lt der Partei. In der Berliner Messe durften sich dazu lediglich einige wenige CDU-Spitzenpol­itiker und Helfer aufhalten. Die 1001 Delegierte­n nahmen von zu Hause aus teil. Es gab augenschei­nlich keine größeren technische­n Probleme. Höhepunkt des ersten Teils war der Abschied von AKK, der trotz aller Technik und trotz fehlender Publikumsr­eaktionen emotional ausfiel. Beobachter notierten allerdings verwundert, dass Kanzlerin Angela Merkel ihre Nachfolger­in als Parteichef­in in einem Grußwort nicht mit einem einzigen Wort erwähnte.

Kramp-Karrenbaue­r hatte im Februar letzten Jahres vor dem Hintergrun­d der Regierungs­krise in Thüringen ihren Rückzug als Parteivors­itzende und Kanzlerkan­didatin erklärt. In ihrer Rede erinnerte AKK an eine Zeit, in der sich die CDU in einer sehr schwierige­n Situation befunden habe. „Es ging um die Seele der Partei“, sagte die Saarländer­in und amtierende Verteidigu­ngsministe­rin. Sie habe damals gespürt, dass sie als Parteivors­itzende nicht mehr genügend Autorität und Vertrauen gehabt habe, um die Partei zu führen. Sie habe sich deshalb entschiede­n, nicht als Kanzlerkan­didatin anzutreten und als Parteivors­itzende aufzuhören.

„Ja, dieser Schritt war schwer. Aber er war reiflich überlegt und er war richtig“, sagte Kramp-Karrenbaue­r, die einerseits bewegt wirkte, anderersei­ts aber auch ein wenig froh darüber, dass sie dieses Kapitel ihrer Karriere nun abschließe­n kann. Sie wisse, erklärte die Saarländer­in, dass sich viele Menschen in der Partei von ihr „mehr erhofft hatten und sehr enttäuscht waren“. Es schmerze sie heute noch, den Erwartunge­n nicht gerecht geworden zu sein.

Angela Merkel hielt zwar eine längere Rede. Sie vermied es dabei aber, Kramp-Karrenbaue­r ihren Dank auszusprec­hen. Mehr noch: Sie erwähnte die Saarländer­in namentlich nicht mit einer Silbe. Ob sich Merkel noch bei anderer Gelegenhei­t bei ihrer Nachfolger­in bedanken will, ist nicht bekannt. Im Februar 2020 hatte Merkel erklärt, sie nehme die Rückzugsan­kündigung von AKK „mit allergrößt­em Respekt“zur Kenntnis. „Ich sage allerdings auch, dass ich sie bedauere“, ergänzte Merkel damals.

Am Samstagvor­mittag stellen sich NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet, Ex-Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz und der Außenpolit­iker Norbert Röttgen zur Wahl. Es wird mit einem Kopf-an-KopfRennen sowie einem zweiten Wahlgang gerechnet und im Vorfeld zählte da jede Nuance in den Äußerungen von CDU-Spitzenpol­itikern. Kramp-Karrenbaue­r vermied es zwar, eine Empfehlung für einen der drei Kandidaten auszusprec­hen, betonte aber, die CDU müsse „Deutschlan­ds starke Mitte“bleiben. Das konnte als Unterstütz­ung für Laschet gewertet werden, der als Mitte-Vertreter gilt – im Gegensatz zu Merz, der eher für einen konservati­veren Kurs der CDU steht. Röttgen wurden geringere Siegchance­n eingeräumt, nachdem er sich kurz vor dem Parteitag zum Unmut vieler Delegierte­r gegen eine Koalition mit der FDP ausgesproc­hen hatte.

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Foto: dpa „Der Schritt war schwer“, sagte AKK über ihren Rückzug.

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