Ingolstadt bleibt unter 200erGrenze
Seit vier Tagen unter dem kritischen Wert Als mit wichtigster Industriezweig hat die Metall- und Elektroindustrie ein verlorenes Jahr hinter sich. Es wird befürchtet, dass 2021 nicht besser wird – nicht nur wegen Corona
Ingolstadt Die Stadt Ingolstadt ist, was die Entwicklung der Infektionszahlen angeht, auf einem guten Weg. Den vierten Tag in Folge hat die Großstadt den kritischen Inzidenz-Wert von 200 nicht mehr überschritten.
Nachdem Ingolstadt am vergangenen Sonntag mit seinem SiebenTages-Inzidenzwert über die 200erMarke gerutscht war, galten für die Bürger seit Montag die verschärften Maßnahmen mit den Regelungen zum 15-Kilometer-Radius. Die Inzidenz bildet die Fälle der vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner ab. Wird der kritische Wert sieben Tage in Folge unterschritten, werden diese wieder aufgehoben. Maßgeblich ist der Inzidenzwert des Robert-Koch-Instituts (RKI). Seit Dienstag, also seit vier Tagen, liegt Ingolstadt mittlerweile schon wieder unterhalb der Grenze. Am Freitag meldete das RKI, wie übrigens auch das Bayerische LGI, einen Stand von 176,9.
Aktuell infiziert in Ingolstadt waren laut Meldung des Gesundheitsamtes am Freitag 330 Personen. Damit stieg die Zahl der Fälle insgesamt auf 3716. Genesen davon sind 3313 Personen, gestorben 73. Von Donnerstag auf Freitag gab es 43 neue Fälle, darunter elf weitere Bewohner im Heilig-Geist-Spital. Nach einer positiv getesteten Person in einer Asyleinrichtung der Regierung von Oberbayern wurden deren Kontaktpersonen getestet; hierbei wurden sechs weitere Personen positiv festgestellt. Diese werden innerhalb der Einrichtung isoliert oder verlegt. Bei den drei gemeldeten, weiteren Verstorbenen handelt es sich um drei Frauen im Alter von 85, 90 und 93 Jahren aus dem Heilig-Geist-Spital.
Im Klinikum Ingolstadt werden aktuell 72 Patienten behandelt, die Covid-19 positiv sind und auch von außerhalb kommen. Fünf von ihnen liegen auf der Intensivstation, drei davon müssen beatmet werden.
Wie die Stadt zum Stand der Impfungen mitteilt, wurden seit Beginn der Impfkampagne am 27. Dezember in Ingolstadt rund 2660 Dosen verimpft, davon rund 940 Dosen in der vergangenen Woche (von 8. bis 14. Januar). In Senioren- und Pflegeheimen konnten bereits rund 51 Prozent der gemeldeten impfwilligen Bewohner und Mitarbeiter erstmalig geimpft werden. Durch eine außerplanmäßige Sonderlieferung konnte der Bedarf an Impfstoff für Beschäftigte des Klinikums aus der Prioritätsstufe 1 komplett erfüllt werden.
Ingolstadt Die Konjunkturumfrage des Verbandes der bayerischen Metallund Elektroindustrie ist der Gradmesser für eine der wichtigsten Industrien Bayerns. Zum Jahresbeginn schaute die bayme vbm auf das zurückliegende Jahr und wagte einen Ausblick in die Zukunft. Neben den Folgen der Pandemie waren die Verhandlungskapriolen beim Brexit und die protektionistische Politik von China bis in die USA die bestimmenden Faktoren im vergangenen Jahr. Der zweite Lockdown trifft die Branche hart. Vor allem auch dadurch, dass er andauernd verlängert wird. Damit entstehen nicht nur finanzielle Engpässe, sondern Arbeitgeber und Arbeitnehmer verdauen die andauernde Unsicherheit psychisch nur schwer.
„2020 müssen wir als ein Jahr, das an die Corona-Pandemie verloren gegangen ist, abschreiben. Während nur 13 Prozent der Unternehmen in der Region MünchenNord-Ingolstadt das aktuelle Inlandsgeschäft positiv bewerten, kommen doppelt so viele zu einem negativen Ergebnis“, erläuterte Helmut Krauss, Vorsitzender der bayme vbm Region MünchenNord-Ingolstadt. Auch beim Exportgeschäft liege der Saldo im negativen Bereich. Die Erwartungen für 2021 seien zwar für etwa die Hälfte der Unternehmen verhalten positiv, die andere Hälfte rechnet mit einer unverändert schlechLage. Damit sei klar, dass auch das neue Jahr ein wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser für die Unternehmen bringe und die Branche von einem Nachkrisenaufschwung noch weit entfernt sei. Krauss räumte ein, dass sich die Branche schon vor Corona in einer Rezession befand. Seit Mitte 2018 sei die Produktion bereits rückläufig. Da die Pandemie die gesamte Weltwirtschaft getroffen habe, sei die Nachfrage nach deutschen Exportgütern stark gesunken. „Zwischenzeitlich waren die der Metall- und Elektroexporte um die Hälfte eingebrochen. Seit Sommer verzeichnen wir eine Erholung, die aber deutlich gebremst abläuft.“Im Oktober lagen die Ausfuhren 6,4 Prozent unter denen des Vorjahres. Bei Luftfahrzeugteilen sei das Minus auf der Produktionsebene bei über 22 Prozent.
Fragt man die Unternehmen des Verbandes, welche Erwartungen sie für das noch junge Jahr haben, so kommen die Antworten zurückhaltend. Jedes zweite Unternehmen rechnet in den kommenden Monaten mit einer sich nicht verändernden Lage. Dennoch fallen die Produktionsund Investitionspläne laut Krauss schwach positiv aus. Allerdings werde sich der Beschäftigungsrückgang weiter fortsetzen. Knapp 40 Prozent der Unternehmen befürchtet einen Personalabbau.
Die Ertragslage der Unternehmen bezeichnete Krauss als kritisch, aber differenziert. „Fast ein Viertel wird 2020 Verluste schreiben. Auf der anderen Seite erwarten rund 37 Prozent der Unternehmen eine Umsatzrendite von vier Prozent und mehr.“Corona aber sei nur ein Brandbeschleuniger. Insgesamt sei die Wirtschaft in einem Strukturwandel hin zu Digitalisierung, Dekarbonisierung und Klimaneutralität.
Keiner der Vorstandsmitglieder der bayme Region MünchenNordIngolstadt wagte eine klare Prognose für das kommende Jahr. Es sei nicht prognostizierbar, wie negativ sich der aktuelle Lockdown auswirke, einerseits psychologisch auf das Konsum- und Investitionsverhalten, andererseits auf die Funktionsfähigkeit von Lieferketten. Die Unsicherheit sei enorm - nicht nur wegen Corona. Deshalb gebe es bei den derzeitigen Tarifverhandlungen keinen Verteilungsspielraum, so Helmut Krauss: „Es geht um die grundsätzliche Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts.“Die laufende Tarifrunde entscheide über die Zukunft des Industriestandorts Bayern.
Auf die Frage nach dem Nachwuchs betonte bayme-Vorstandsten mitglied Michael Mißlbeck, dass sein Unternehmen weiterhin Lehrlinge eingestellt und von Unternehmen, die aufgeben mussten, sogar einige übernommen hätte. Überhaupt waren sich auch die anderen bayme-Vorstandsmitglieder Andreas Karl und Robert Morgner einig, dass eher mehr als weniger ausgebildet werden müsste. Schwieriger sei vor allem der Kontakt zu den Absolventen. Viele Einstellungsprozesse liefen digital ab. Studenten hätten Probleme, ihre Pflichtpraktika abzuleisten. Obwohl die Berufsschulen, wie alle Schulen, online viel versuchen würden, sei das Ergebnis aber nur mittelmäßig. Vor allem den Azubis fehle die Präsenz, ohne die viel auf der Strecke bleibe.
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