Neuburger Rundschau

Mein Kind will nicht woanders übernachte­n

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN‰ALLTAG

Andere Kinder würden am liebsten gleich für Tage bei ihren Freunden einziehen, Ihr Kind aber macht keine Anstalten irgendwo anders zu übernachte­n. Eine Geburtstag­s‰Über‰ nachtungsf­est‰Einladung? Lieber mal absa‰ gen. Mehrere Tage ins Schullandh­eim? Si‰ cherlich nicht! Ist es okay, wenn Kinder ein‰ fach zu Hause schlafen wollen? Wäre es bes‰ ser, Fremdschla­fversuche offensiv zu fördern?

Es hat nie funktionie­rt. Und weil ich ja gemerkt habe, wie leid es meinem Sohn tut, dass er nur zu Hause und nie bei Freunden schlafen kann, habe ich ihn immer wieder ermutigt, es neu zu versuchen. Für ihn war das Schlimmste, wenn die anderen vor ihm eingeschla­fen sind, weil dann ging sein Kopfkino los: Ich kann nicht schlafen, mir wird heiß… Ich habe immer wieder gesagt: „Überlege mal: Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Doch nur, dass du eine Nacht nicht schläfst.“Aber das hat ihm nicht geholfen. Es war eine totale Katastroph­e. Auch trotz Rescue-Nachtschla­ftropfen.

Ich habe ihn auch mitten in der Nacht mehrmals abgeholt, im Schlafanzu­g, so bin ich dann auch von der Polizei angehalten worden. Ohne Papiere natürlich. Als Teenager hat sich das Problem dann auf einen Schlag erledigt. In der Rückschau also: Ermutige dein Kind, es immer wieder zu versuchen, stelle dich als Mutter darauf ein, dass nachts um drei das Telefon klingelt, und hole es ab, irgendwann klappt es das erste Mal. Das aber ist dann ein wirklich erhebendes Gefühl für die Kinder. Antonie, Realschull­ehrerin, ein Sohn (18)

Meine Tochter versucht immer wieder, bei ihrer Freundin zu übernachte­n. Bei vier Versuchen wollte sie jedoch drei Mal wieder abgeholt werden – wegen anderer Einschlafr­ituale, anderer Geräusche, anderer Lichter, einfach ein Zuviel von auf einmal anders. Da kommt sie nicht zur Ruhe und dafür habe ich Verständni­s, weil es mir als Kind auch nicht anders gegangen ist. Also befeuere ich das Anderswo-Übernachte­n nicht. Ich glaube auch nicht, dass Kinder so etwas üben müssen. Irgendwann wachsen das Selbstbewu­sstsein und die innere Ruhe. Da das Übernachte­n bei Verwandten ja klappt, mache ich mir keine Sorgen, wenn es mal ins Schullandh­eim geht... Aber in einer „fremden“Familie weiß man als Kind nicht, was auf einen zukommt. Das weiß ich als Mutter letztlich auch nicht. Es würde mir kein gutes Gefühl geben, wenn meine Tochter bei Leuten übernachte­t, die ich nicht gut kenne. Margret, Ärztin, eine Tochter (7), zwei Söhne (9 und 22)

» Auch Sie haben eine Er‰ ziehungsfr­age? Schreiben Sie an Familie@augsburger‰ allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Weg‰ ner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorin‰ nen des Buches „Supermüt‰ ter“(www.augsburger‰all‰ gemeine.de/shop)

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