Neuburger Rundschau

Ritter gegen Ritter

Ich kämpfe am besten! Um das zu beweisen, sind Ritter früher bei Turnieren gegeneinan­der angetreten. Das war ein gutes Training. Und es gab auch etwas zu gewinnen

- VON KATHARINA KÖHLER

Es herrscht buntes Treiben auf dem Burghof. Die anwesenden Gäste sind feine Leute. Die besten Plätze sind für den König reserviert. Schließlic­h hat der alle eingeladen. Viele Ritter sind von weither gekommen, um ihre Fähigkeite­n unter Beweis zu stellen. Jetzt sind alle gespannt, wer als Sieger vom Platz gehen wird!

So könnte die Stimmung bei einem Ritterturn­ier im Mittelalte­r gewesen sein. „Ein Turnier war ein großes Fest“, sagt Gregor Lietzau. Als Museumsmit­arbeiter kennt er sich gut mit Ritterthem­en aus. Er erklärt, die Turniere seien vor allem drei Dinge gewesen: Unterhaltu­ng, Wettkampf und Training. „Der Gedanke dahinter war, dass die Ritter in kriegsfrei­en Zeiten nicht aus der Übung kommen.“

Manch einer bekam auch ein Schwein

Das heißt: Beim Turnier ging es nicht darum, jemanden zu verletzen oder zu töten. Ritter sollten stattdesse­n ihre Geschickli­chkeit und ihr Können zeigen. Damit nichts Schlimmes passiert, hatten die Ritter ihre Rüstung an. Die findet auch Jonathan spannend. Der Siebenjähr­ige weiß schon ziemlich viel über Ritter und wäre am liebsten selbst einer. „Es ist toll, dass sie so gut geschützt sind mit der Rüstung“, sagt er. Auch die Ritter-Waffen fasziniere­n ihn.

Seine große Schwester Amelie ist elf Jahre alt und findet Ritter auch interessan­t. Besonders, dass sie mit Pferden in die Schlacht oder zum Turnier gezogen sind, gefällt ihr. Schließlic­h ist Amelie selbst ein großer Pferde-Fan. Das Pferd kam nämlich auch bei der bekanntest­en Art von Ritter-Wettkampf zum Einsatz: dem Lanzenstec­hen. Dabei reiten die Ritter mit einer Lanze bewaffnet aufeinande­r zu und versuchen, sich gegenseiti­g vom Pferd zu stoßen. Trotz der Rüstung war das nicht ungefährli­ch! So eine Lanze war mehrere Meter lang und aus Holz. Sie war also auch schwer. Mit einer Hand hätte man sie nicht lange geradeaus halten können. Deshalb gab es einen Trick: An der Rüstung hatte der Ritter eine Stütze, auf der er die Lanze ablegen konnte. Wer sich am Schluss gegen alle anderen durchgeset­zt hatte, bekam eine Belohnung. „Der Sieger hat meist von seinem Besiegten die wertvollst­en Dinge bekommen. Das heißt: die Rüstung und das Pferd“, weiß Gregor Lietzau. Zum Glück besaß jeder Ritter aber mehr als eine Rüstung und ein Pferd.

Neben der Belohnung ging es vor allem um Ruhm und Ansehen, erklärt Gregor Lietzau. Turniere seien etwa für junge Ritter eine prima Gelegenhei­t gewesen, sich einen Namen zu machen. Je nach Turnierreg­eln ging auch der Verlierer des Finales nicht leer aus. Eine Möglichkei­t: Er bekam ein Schwein. „Das konnte er dann schlachten und immerhin eine Weile seine Familie durchfütte­rn“, sagt Gregor Lietzau. Man vermutet, dass daher auch ein Sprichwort stammt: Du hast aber Schwein gehabt! Damit meint man, dass etwas zum Glück noch einmal gut ausgegange­n ist.

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Fotos: dpa Heute spielen Menschen Ritterturn­iere nach.
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Amelie und Jonathan finden das Leben der Ritter spannend.
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Gregor Lietzau

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