Neuburger Rundschau

Gikiewicz ist sauer auf Mitspieler

Der Torhüter ärgert sich über seine Nebenleute, die auf die 0:2-Niederlage gegen Werder Bremen mit einem Lachen reagiert haben sollen

- VON ROBERT GÖTZ

Bremen FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz ist für seinen Siegeswill­en und seinen enormen Ehrgeiz bekannt. Deshalb hat ihn der FC Augsburg vor dieser Saison von Union Berlin geholt. Das Sieger-Gen hatte SportGesch­äftsführer Stefan Reuter in dem vergangene­n Spiel etwas gefehlt. Und wenn dem Polen etwas nicht passt, dann spricht er das auch deutlich an. So ließ Gikiewicz seinem Frust wenige Minuten nach der unnötigen 0:2 (0:0)-Niederlage bei Werder Bremen vor dem Sky-Mikrofon freien Lauf. Er war auf 180.

„Wenn ich unsere Gesichter jetzt sehe: Wir lachen nach einem 0:2. Vielleicht verstehe ich Fußball nicht“, polterte der Keeper los und wiederholt­e seine Vorwürfe Richtung Mannschaft­skameraden auf Nachfrage. „Wir verlieren das wichtige Spiel in Bremen 2:0 und lachen jetzt auf dem Platz. Das kann ich nicht akzeptiere­n. Das geht für mich nicht.“Namen nannte er keine. Small Talk, wie ihn etwa Felix Uduokhai mit den Bremern Maximilian Eggestein und Ömer Toprak führte, ist normalerwe­ise nichts Ungewöhnli­ches. Doch für den emotional aufgeladen­en Gikiewicz war das in diesem Moment eben ein Unding.

Den Routinier treibt in dieser Phase der Saison wohl die Sorge um, dass sich nicht alle Kollegen dem Ernst der Lage bewusst sind. Das 0:2 in Bremen war nach dem 1:4 zu Hause gegen den VfB Stuttgart die zweite Niederlage in Folge. Zwar steht der FCA mit 19 Zählern derzeit noch gut da, doch könnte das Punktekont­o in den kommenden Wochen genauso schnell schmelzen wie der Schnee in Augsburg bei Tauwetter. Schon am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) kommt nämlich der FC Bayern zum Abschluss der Hinrunde in die WWK-Arena. Dann folgen die Partien gegen Union Berlin (H), Dortmund (A), Wolfsburg (H), Leipzig (A) und Leverkusen (H). Das sind die TopSechs-Teams der Liga. Da kann es schnell nach unten gehen.

Trainer Heiko Herrlich, 49, wollte erst einmal mit seinem Torhüter selbst sprechen: „Das ist mir neu. Es wäre schade, wenn nach dieser Niederlage der eine oder andere lacht. Das werde ich intern besprechen.“

Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter hatte „Riesenentt­äuschung“bei seinen Spielern erkannt. „Es war eigentlich ein grausiges 0:0-Spiel. Wenn du das in den letzten zehn Minuten aus der Hand gibst, ist das extrem bitter. Ich weiß nicht, was oder wen er da anspricht.“Die Äußerungen seines Torhüters direkt nach dem Spiel wollte er nicht überdramat­isieren: „Wir werden das intern in Ruhe besprechen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer das locker nimmt oder irgendjema­nd lacht.“

Was Gikiewicz so schwer zu schaffen machte: Die Niederlage war unnötig wie Fußpilz. Bis in die zweite Halbzeit hinein hatte der FCA die Niedrigniv­eau-Partie gegen die tief stehenden Hausherren sicher im Griff, auch wenn in der Offensive der nötige Esprit fehlte, um sich selbst Torchancen zu erspielen. Aber wenn Reece Oxford in der 63. Minute nach einer Ecke aus fünf Metern freistehen­d nicht über das Bremer Tor geköpft hätte, wären die Bremer wenigstens durch eine Standardsi­tuation für ihre destruktiv­e Spielweise auch bestraft worden. Doch so ging die Taktik von Werder-Trainer Florian Kohfeldt am Ende auf, die seines FCAKollege­n nicht. „Der Grundgedan­ke im Spiel war, erst mal sicher zu stehen“, sagte Kohfeldt. „Im Laufe des Spiels wollten wir – eigentlich ein bisschen früher, das gebe ich zu – das Risiko erhöhen und dann mit Möglichkei­ten in der Offensive hinten raus das Spiel entscheide­n.“So kam es dann auch. Auch weil Heiko Herrlich den gelb-rot-gefährdete­n Routinier Daniel Caligiuri, der am Freitag seinen 33. Geburtstag gefeiert hatte, schon in der 53. Minute vom Platz nehmen musste. So fehlte in der Schlusspha­se in der entscheide­nden Szene die Erfahrung des ExSchalker­s. Der Bremer Felix Agu kam in der 84. Minute auf der rechten Außenbahn unbedrängt zum Flanken, Reece Oxford fälschte den Ball ab, Mads Pedersen war unachtsam und so konnte Theodor Gebre Selassie artistisch zum entscheide­nden 1:0 (84.) einschieße­n. Die Vorentsche­idung. „Wir bekommen das gleiche Tor wie gegen Stuttgart zu Hause. Flanke, zweiter Pfosten. Gegner ist frei“, war der 33-jährige Gikiewicz fassungslo­s. Das 2:0 (87.) durch Agu verlief nach fast dem gleichen Muster, nur von der linken Abwehrseit­e aus. Zwei vermeidbar­e Fehlerkett­en in der Schlusspha­se kosteten den FCA nicht nur einen Punkt, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, eine positive Grundstimm­ung vor den nun folgenden schweren Aufgaben.

Bremen Pavlenka – Veljkovic, Toprak, Friedl – Gebre Selassie, M. Eggestein, Möhwald (90. Rashica), Mbom, Agu – Sel‰ ke (72. Schmid), Sargent (90.+2 Gruev) Augsburg Gikiewicz – Oxford (87. Grego‰ ritsch), Gouweleeuw, Uduokhai – D. Cali‰ giuri (58. Gumny), Khedira (87. Civeja), Gruezo, Pedersen – Vargas (74. Sarenren Bazee), Hahn – Finnbogaso­n (58. Nieder‰ lechner)

Tore 1:0 Gebre Selassie (84.), 2:0 Agu

(87.) Schiedsric­hter Stegemann (Nieder‰ kassel)

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Foto: Jaspersen, dpa „Wenn ich das sehe, unsere Gesichter jetzt: Wir lachen nach einem 0:2. Vielleicht verstehe ich Fußball nicht“, reagierte FCA‰Keeper Rafal Gikiewicz fassungslo­s.

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