Gikiewicz ist sauer auf Mitspieler
Der Torhüter ärgert sich über seine Nebenleute, die auf die 0:2-Niederlage gegen Werder Bremen mit einem Lachen reagiert haben sollen
Bremen FCA-Torhüter Rafal Gikiewicz ist für seinen Siegeswillen und seinen enormen Ehrgeiz bekannt. Deshalb hat ihn der FC Augsburg vor dieser Saison von Union Berlin geholt. Das Sieger-Gen hatte SportGeschäftsführer Stefan Reuter in dem vergangenen Spiel etwas gefehlt. Und wenn dem Polen etwas nicht passt, dann spricht er das auch deutlich an. So ließ Gikiewicz seinem Frust wenige Minuten nach der unnötigen 0:2 (0:0)-Niederlage bei Werder Bremen vor dem Sky-Mikrofon freien Lauf. Er war auf 180.
„Wenn ich unsere Gesichter jetzt sehe: Wir lachen nach einem 0:2. Vielleicht verstehe ich Fußball nicht“, polterte der Keeper los und wiederholte seine Vorwürfe Richtung Mannschaftskameraden auf Nachfrage. „Wir verlieren das wichtige Spiel in Bremen 2:0 und lachen jetzt auf dem Platz. Das kann ich nicht akzeptieren. Das geht für mich nicht.“Namen nannte er keine. Small Talk, wie ihn etwa Felix Uduokhai mit den Bremern Maximilian Eggestein und Ömer Toprak führte, ist normalerweise nichts Ungewöhnliches. Doch für den emotional aufgeladenen Gikiewicz war das in diesem Moment eben ein Unding.
Den Routinier treibt in dieser Phase der Saison wohl die Sorge um, dass sich nicht alle Kollegen dem Ernst der Lage bewusst sind. Das 0:2 in Bremen war nach dem 1:4 zu Hause gegen den VfB Stuttgart die zweite Niederlage in Folge. Zwar steht der FCA mit 19 Zählern derzeit noch gut da, doch könnte das Punktekonto in den kommenden Wochen genauso schnell schmelzen wie der Schnee in Augsburg bei Tauwetter. Schon am Mittwoch (20.30 Uhr/Sky) kommt nämlich der FC Bayern zum Abschluss der Hinrunde in die WWK-Arena. Dann folgen die Partien gegen Union Berlin (H), Dortmund (A), Wolfsburg (H), Leipzig (A) und Leverkusen (H). Das sind die TopSechs-Teams der Liga. Da kann es schnell nach unten gehen.
Trainer Heiko Herrlich, 49, wollte erst einmal mit seinem Torhüter selbst sprechen: „Das ist mir neu. Es wäre schade, wenn nach dieser Niederlage der eine oder andere lacht. Das werde ich intern besprechen.“
Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter hatte „Riesenenttäuschung“bei seinen Spielern erkannt. „Es war eigentlich ein grausiges 0:0-Spiel. Wenn du das in den letzten zehn Minuten aus der Hand gibst, ist das extrem bitter. Ich weiß nicht, was oder wen er da anspricht.“Die Äußerungen seines Torhüters direkt nach dem Spiel wollte er nicht überdramatisieren: „Wir werden das intern in Ruhe besprechen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass einer das locker nimmt oder irgendjemand lacht.“
Was Gikiewicz so schwer zu schaffen machte: Die Niederlage war unnötig wie Fußpilz. Bis in die zweite Halbzeit hinein hatte der FCA die Niedrigniveau-Partie gegen die tief stehenden Hausherren sicher im Griff, auch wenn in der Offensive der nötige Esprit fehlte, um sich selbst Torchancen zu erspielen. Aber wenn Reece Oxford in der 63. Minute nach einer Ecke aus fünf Metern freistehend nicht über das Bremer Tor geköpft hätte, wären die Bremer wenigstens durch eine Standardsituation für ihre destruktive Spielweise auch bestraft worden. Doch so ging die Taktik von Werder-Trainer Florian Kohfeldt am Ende auf, die seines FCAKollegen nicht. „Der Grundgedanke im Spiel war, erst mal sicher zu stehen“, sagte Kohfeldt. „Im Laufe des Spiels wollten wir – eigentlich ein bisschen früher, das gebe ich zu – das Risiko erhöhen und dann mit Möglichkeiten in der Offensive hinten raus das Spiel entscheiden.“So kam es dann auch. Auch weil Heiko Herrlich den gelb-rot-gefährdeten Routinier Daniel Caligiuri, der am Freitag seinen 33. Geburtstag gefeiert hatte, schon in der 53. Minute vom Platz nehmen musste. So fehlte in der Schlussphase in der entscheidenden Szene die Erfahrung des ExSchalkers. Der Bremer Felix Agu kam in der 84. Minute auf der rechten Außenbahn unbedrängt zum Flanken, Reece Oxford fälschte den Ball ab, Mads Pedersen war unachtsam und so konnte Theodor Gebre Selassie artistisch zum entscheidenden 1:0 (84.) einschießen. Die Vorentscheidung. „Wir bekommen das gleiche Tor wie gegen Stuttgart zu Hause. Flanke, zweiter Pfosten. Gegner ist frei“, war der 33-jährige Gikiewicz fassungslos. Das 2:0 (87.) durch Agu verlief nach fast dem gleichen Muster, nur von der linken Abwehrseite aus. Zwei vermeidbare Fehlerketten in der Schlussphase kosteten den FCA nicht nur einen Punkt, sondern, was vielleicht noch wichtiger ist, eine positive Grundstimmung vor den nun folgenden schweren Aufgaben.
Bremen Pavlenka – Veljkovic, Toprak, Friedl – Gebre Selassie, M. Eggestein, Möhwald (90. Rashica), Mbom, Agu – Sel ke (72. Schmid), Sargent (90.+2 Gruev) Augsburg Gikiewicz – Oxford (87. Grego ritsch), Gouweleeuw, Uduokhai – D. Cali giuri (58. Gumny), Khedira (87. Civeja), Gruezo, Pedersen – Vargas (74. Sarenren Bazee), Hahn – Finnbogason (58. Nieder lechner)
Tore 1:0 Gebre Selassie (84.), 2:0 Agu
(87.) Schiedsrichter Stegemann (Nieder kassel)