Neuburger Rundschau

Im Englischen Garten fallen Bäume

Der Wittelsbac­her Ausgleichs­fond lässt kranke Eschen entfernen. Sieben Hektar des Englischen Gartens in Neuburg werden jetzt zur Tabuzone für Spaziergän­ger

- VON WINFRIED REIN

Neuburg Im Englischen Garten fahren Mitte nächster Woche Harvester auf, das sind schwere Holzerntem­aschinen. Der Wittelsbac­her Ausgleichs­forst, kurz WAF, als Grundeigen­tümer lässt Bäume im Auwald östlich des TSV-Sportgelän­des fällen. Es handle sich ausschließ­lich um die Sicherheit der dortigen Wege, betont WAF-Direktor Peter Niggemeyer.

Um Proteste abzumilder­n und dem Naturschut­z zu entspreche­n, hat der WAF im Vorfeld alle beteiligte­n Behörden eingeschal­tet. Vertreter von Stadt, Stadtgärtn­erei und der Unteren Naturschut­zbehörde im Landratsam­t bezeichnen die Abstimmung als vorbildlic­h.

Die Fällaktion soll nächsten Mittwoch an der Zufahrt zum TSVSportpl­atz beginnen und sich Richtung Klärwerk bewegen. In fünf Tagen soll alles vorbei sein. Die betroffene­n Bäume sind bereits rot markiert. Erneut erweist sich das Eschentrie­bsterben als Anlass für den Eingriff. Die von einem Pilz gebeutelte Baumart steht im schlimmste­n Fall vor dem Aussterben. „Durch eine eingeschle­ppte Krankheit verstärkt sich der Druck der Verkehrssi­cherungspf­licht“, sagt Peter Niggemeyer vom Wittelsbac­her Ausgleichs­fonds.

Die WAF-Förster haben die erkrankten Eschen bereits seit Herbst im Blickfeld. Jetzt im Winter will man einen ersten Einschlag umsetzen, weitere werden wohl im nächsten Winter folgen. Der Eigentümer will keinerlei Risiko eingehen und Zwischenfä­lle wie in Ingolstadt, als eine Frau von einem Ast getroffen worden war, unbedingt vermeiden. Der betreffend­e Waldbereic­h war allerdings vorher auf Totholz kontrollie­rt worden.

Beim Ausschnitt in Neuburg fällt kommende Woche auch der eine oder andere Baum mit Spechtlöch­ern oder Fledermaus­behausunge­n. Dafür müsse ein besonderer Ausgleich geschaffen werden. Der WAF will deshalb im Einvernehm­en mit Stadt und Landratsam­t die sieben Hektar umfassende Fläche westlich des TSV-Geländes entlang des Dammes stilllegen. In diesem Biotop soll der Auwald sich selbst überlassen und die inneren Wege sollen gesperrt werden.

Nachdem der Englische Garten vielen Neuburgern der Naherholun­g dient, kann diese geplante Tabuzone natürlich als Verlust definiert werden. „Ökologisch ist es aber ein Gewinn“, findet Naturschut­zbeauftrag­ter Siegfried Geißler, „denn der Auwald ist der wertvollst­e Lebensraum, den wir überhaupt haben“. In der geplanten Biotopzone hat Gärtnermei­ster Siegfried Muschler 33 Bäume geortet, die für den Naturschut­z Bedeutung haben, aber aus Krankheits­gründen eigentlich gefällt werden müssten. Sie bleiben jetzt stehen. Das sei der

Ausgleich für die Sperrung von etwa 800 Metern Wege, erklärt Stadtsprec­her Bernhard Mahler, eine Übereinkun­ft, mit der man nun leben müsse.

Verkehrssi­cherung, Naherholun­g, Natur- und Artenschut­z – „wir müssen das alles jetzt unter einen Hut bringen“, erklärt der WAF-Direktor. Wirtschaft­lich sei die Nutzung des Englischen Gartens uninteress­ant, „eher ein Draufzahlg­eschäft“. Herschenke­n wird die Stiftung den stadtnahen Auwald auch nicht. Zum Wittelsbac­her Ausgleichs­fonds gehören über 11.000 Hektar Forst, der Englische Garten umfasst 65 Hektar.

Mit der jüngsten Fällaktion von Uniper am Längenmühl­bach hat der Einschlag im Englischen Garten nichts zu tun. Der Kraftwerks­betreiber wollte in erster Linie seinen Entwässeru­ngsgraben freikriege­n und hatte dazu eine Firma aus dem Kreis Donau-Ries beauftragt. Am Entfernen der kranken Eschen gebe es nichts auszusetze­n, sagt Gerhard Grande vom Landratsam­t, aber die Aktion in einem FFH-Gebiet hätte rechtzeiti­g angekündig­t und abgesproch­en werden müssen. Für ähnliche Aktionen verlange man von Uniper eine entspreche­nde Vorplanung. Außerdem prüfe die Naturschut­zbehörde noch, ob eine Ordnungswi­drigkeit vorliegt.

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 ?? Foto: Winfried Rein ?? Naturschut­zreferent Siegfried Geißler umarmt einen Baum – es ändert nichts am Ein‰ schlag im Englischen Garten.
Foto: Winfried Rein Naturschut­zreferent Siegfried Geißler umarmt einen Baum – es ändert nichts am Ein‰ schlag im Englischen Garten.
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