Neuburger Rundschau

Hängeparti­e um Spiel des FC Ingolstadt

Wegen zwei Coronafäll­en beim KFC Uerdingen droht eine kurzfristi­ge Absage der Begegnung. Doch der kommende Gegner hat weit mehr Probleme. Der Investor ist weg, es droht die Insolvenz. Eine Situation, die FCI-Trainer Tomas Oral äußerst kritisch bewertet

- VON BENJAMIN SIGMUND

Ingolstadt Schwierige Zeiten durchlebt gerade der KFC Uerdingen. Am Donnerstag leitete der finanziell angeschlag­ene Verein zunächst ein Eigenverwa­ltungsverf­ahren ein – sogar die Insolvenz droht –, dann gab es zwei positive Corona-Tests im engsten Mannschaft­skreis.

Dinge, mit denen man sich auch beim FC Ingolstadt auseinande­rsetzen muss. Bis Freitagabe­nd war unklar, ob die Auswärtspa­rtie der Schanzer beim KFC (Sonntag, 15 Uhr) abgesagt wird. „Wir haben in den vergangene­n Monaten immer wieder gesagt, dass wir alles akzeptiere­n, was auf uns zukommt“, sagte Trainer Tomas Oral bei der Pressekonf­erenz am Freitagmit­tag. „Unser Fokus liegt zu 100 Prozent auf dem Spiel, alles andere wäre fahrlässig.“

Dennoch, das ist Oral bewusst, treffen die Schanzer auf einen „schwer angeschlag­enen Gegner“. Nach dem Rückzug von Investor Mikhael Ponomarev ist die Zukunft der Krefelder ungewisser denn je. Am Donnerstag verkündete der Verein die Einleitung eines „Eigenverwa­ltungsverf­ahrens“für die Spielbetri­ebs-GmbH, einer Variante vor dem klassische­n Insolvenzv­erfahren. Dabei bleibt die Geschäftsf­ührung Herr des Geschehens. Als Gründe nannte der Klub Umsatzeinb­ußen durch die CoronaPand­emie und die ungeklärte Situation

rund um die Stadionfra­ge. Zurzeit muss der KFC die Arena in Düsseldorf anmieten, weil die Krefelder Grotenburg nicht drittligat­auglich ist. Bisher wurde nach dem Ausstieg Ponomarevs kein neuer Investor gefunden, ohne den der KFC in der 3. Liga nicht überlebens­fähig ist. Derzeit geht man in Uerdingen zwar davon aus, die aktuelle Saison beenden zu können, doch gesichert scheint dies nicht.

Vieles deutet auch darauf hin, dass Profis den Verein noch im Winter verlassen. Die Stammspiel­er Heinz Mörschel (Dynamo Dresden) und Stefan Velkov haben den Klub bereits verlassen, weitere Akteure dürften folgen. Offenbar warten die Profis auf ausstehend­e Gehaltszah­lungen. Eine Situation, die die Vorbereitu­ng beim FCI erschwert. „Wir müssen den Fokus noch mehr auf uns legen“, sagte Oral.

Zunächst wollte der FCI-Trainer sich nicht näher zu den Geschehnis­sen beim KFC äußern, ließ dann aber eine Generalkri­tik folgen. „Der DFB sollte genauer hingucken. Es gibt genug Vereine in Deutschlan­d, auch in unteren Ligen, die ihre Infrastruk­tur so aufgestell­t haben, dass sie für den Profifußba­ll geeignet ist und die finanziell seriös arbeiten.“

Es sei bedenklich, wenn dann ein Verein von Null auf 1000 durchstart­en wolle. „Da kommt jemand und wedelt mit den Geldschein­en“, so Oral. „Das funktionie­rt dann zwei Jahre, dann verlieren sie die Lust, weil sie merken, dass es kein Selbstläuf­er ist. Egal, wie viel Geld man in die Hand nimmt. Das ist nicht das, was wir uns alle für den Fußball wünschen.“Ponomarev hatte in einem Interview bereits von der Champions League gesprochen, als Uerdingen noch in der Regionalli­ga spielte.

Orals Kritik an diesem Konstrukt würde sich wohl noch vergrößern, sollte Uerdingen die Saison nicht zu Ende spielen können. Dann würden wohl die Spiele des KFC aus der Wertung genommen, was den FCI benachteil­igen würde, da er am 1. Spieltag mit 2:1 gewann. „Das wäre ungerecht“, meinte Oral, „aber wir müssten es akzeptiere­n und die Punkte eben woanders holen.“Sein Vorschlag, alle Spiele des KFC in der Hinrunde – die wurde gerade abgeschlos­sen – zu werten, dürften die Richtlinie­n wohl nicht zulassen.

Trotz des Chaos, das um den KFC zuletzt herrschte, und der Coronasitu­ation bleibt noch ein Fußballspi­el, das am Sonntag in Düsseldorf angepfiffe­n werden soll.

Und trotz der Turbulenze­n wartet ein Gegner auf die Schanzer, der zusammen mit 1860 München die stärkste Defensive der 3. Liga stellt und einen Mittelfeld­platz belegt. „Uerdingen hat einen Kader zusammenge­stellt, der oben angreifen sollte. Weil viel Unruhe da ist, läuft alles nicht so rund, wie sie es sich vorgestell­t haben“, sagte Oral, der nach dem jüngsten 0:1 bei 1860 München wieder einen Erfolg einfahren will. „Wir hatten mit der Niederlage zu kämpfen, weil wir ein gutes Auswärtssp­iel gemacht haben und mehr hätten mitnehmen müssen. Das wollen wir geraderück­en.“

Weiter fehlen werden wohl Marcel Gaus, Rico Preißinger, Tobias Schröck, Dominik Franke und Maximilian Beister. Ebenfalls nicht für die Startelf infrage kommt Caiuby, der in München ein zehnminüti­ges Comeback gab. „Er ist noch nicht so weit, weil er eineinhalb Jahre nicht gespielt hat. Die körperlich­en Voraussetz­ungen müssen erst geschaffen werden“, so Oral.

● Mögliche Aufstellun­gen

Jurjus – Göbel, Lukimya, Girdvainis, Fechner – Albutat, F. Wagner – Feigenspan, Pusch – Grimaldi, Kiprit.

Buntic– Heinloth, Keller, Paulsen, Kurzweg – Krauße, Stendera – Bilbija, Röhl – Kutschke, Eckert Ayensa.

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Foto: Roland Geier Warten auf Nachrichte­n aus Krefeld: Michael Henke (links) und Tomas Oral wussten am Freitag noch nicht endgültig, ob das Spiel des FC Ingolstadt beim KFC Uerdingen wie geplant stattfinde­t.

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