Neuburger Rundschau

Lambsdorff für gezielte Sanktionen

Fall Nawalny nicht von Nord Stream trennbar

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Die Bilanz ist ernüchtern­d. Der russische Opposition­spolitiker Alexej Nawalny befindet sich in Haft, bei Protesten seiner Anhänger wurden mehr als 3000 Menschen festgenomm­en. Für den FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff steht fest: „Russlands Verhalten ist regelwidri­g – nach internatio­nalem und nach russischem Recht.“Doch darüber, welche Konsequenz­en die autoritäre Politik des Kremls haben soll, gehen die Meinungen auseinande­r. SPDFraktio­nsvize Achim Post hat davor gewarnt, den Fall Nawalny und das Pipeline-Projekt Nord Stream 2 miteinande­r zu vermischen.

Lambsdorff hält diese Trennung für falsch. „Ich habe das Vorhaben von Anfang an kritisch gesehen. Eine Investitio­nsruine in der Ostsee liegt aber auch nicht im deutschen Interesse. Die FDP fordert deshalb eine Unterbrech­ung der Baumaßnahm­en, um Russland die Gelegenhei­t zu geben, sein Verhalten zu ändern“, sagte er unserer Redaktion. Lambsdorff widerspric­ht der Ansicht, dass Sanktionen noch nie funktionie­rt hätten. „Dieses Argument ist so falsch wie intellektu­ell unehrlich. Sanktionen können Wirkung entfalten. Ich erinnere nur an das Apartheid-Regime in Südafrika.“Sanktionen würden nicht „wie ein Lichtschal­ter funktionie­ren“, sondern „meist nicht sofort und nach außen sichtbar wirken“.

Der 54-Jährige hält viel von den neuen Sanktionsi­nstrumente­n der EU, Vermögensw­erte einzufrier­en oder Einreiseve­rbote zu verhängen. Sie seien „sinnvoll, weil sie nicht die ganze Bevölkerun­g treffen“, sondern „gezielt diejenigen, die persönlich für Menschenre­chtsverlet­zungen verantwort­lich sind“. Das gelte auch für Russland. Schließlic­h sei es nicht das Ziel, „dort alles lahmzulege­n. Natürlich sollen deutsche Firmen weiterhin Handel mit Russland treiben können.“

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Graf Lambsdorff

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