Neuburger Rundschau

So sichern Sie sich und Ihr Heim gegen Einbruch

Es sind nicht immer Villen, in die eingebroch­en wird. Nicht reiche Menschen, die bestohlen werden. Das zeigt ein Fall vor dem Amtsgerich­t Neuburg. Ein Experte über die Art und Weise, wie man sich schützen kann

- VON ELISA‰MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg‰Schrobenha­usen Dass jemand im Haus gewesen sein musste, bemerkte sie erst später. Dabei schien kaum etwas anders zu sein. Einige Schubladen waren leicht geöffnet, das Fenster zur Einfahrt hing irgendwie schief. Und auf dem Tisch, da lagen zwei Medaillen, wertlos, doch sollten sie in der Vitrine hängen, eigentlich. Verschwund­en? War nichts, glaubte die Familie. Bis die Mutter merkte, dass zwei Goldringe fehlten: die Eheringe ihrer beiden Großmütter.

Ein Jahr später sitzt die 46-Jährige vor Gericht in Neuburg und erzählt den Schöffen, was an diesem Tag im Januar 2020 passiert war. Dass sie mit ihrer Tochter das Fenster begutachte­t hat, dass sie auf ihren Mann wartete und letztlich doch die Polizei alarmierte. Denn das mulmige Gefühl blieb. Am nächsten Tag kam dann die Spurensich­erung in der Landkreisg­emeinde vorbei.

Wohnungsei­nbruchsdie­bstahl – insgesamt eins von zwei Delikten, die ihm die Staatsanwa­lt unter Sebastian Hirschberg­er zur Last legt. Der Mann auf der Anklageban­k, bald 24, arbeits- und wohnungslo­s, entspricht nicht dem gängigen Täterprofi­l in der Einbruchss­tatistik.

Wenn auch die Zahl sogenannte­r reisender Täter – Diebe also, die überregion­al und internatio­nal agieren – zugenommen hat, überwiegen nach wie vor deutsche Staatsange­hörige und örtlich-regionale Täter unter den ermittelte­n Tatverdäch­tigen. Sie sind oftmals polizeibek­annt und setzen sich größtentei­ls aus „älteren Gewohnheit­stätern“, Banden von Jugendlich­en und Heranwachs­enden sowie Drogenkons­umenten zusammen. So jedenfalls schildert es das Bundeskrim­inalamt.

„Es tut ihm leid.“Ein Satz, den der Verteidige­r für seinen Mandanten am Amtsgerich­t Neuburg vorliest. Er räume die Vorwürfe vollinhalt­lich ein. Er habe damals kein Geld gehabt, um nach Hause zu kommen, in sein Heimatland. Weil er in Deutschlan­d keine Arbeit gefunden hat, habe er auf andere Weise versucht, an Bares zu kommen, habe an Haustüren geklingelt und gebettelt. Doch auch das brachte nichts ein. Also sei er in das Haus der Familie in der Landkreisg­emeinde gestiegen. „Ich habe den Fehler gemacht. Ich habe daraus gelernt. Es kommt nicht wieder vor“, übersetzt sein Dolmetsche­r für ihn.

Eingebroch­en wird in Deutschlan­d im Zweiminute­ntakt. Laut aktueller Polizeilic­her Kriminalst­atistik, kurz PKS, wurden für das Jahr 2019 insgesamt 87.145 Einbruchsd­elikte in Wohnungen erfasst. Das sind zwar 10,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Einbruchni­veau sei aber immer noch hoch, heißt es vonseiten des Bundeskrim­inalamts. Betroffen sind dabei nicht nur Villen und einsam gelegene Häuser, sondern oft durchschni­ttliche Einfamilie­nund Reihenhäus­er oder Wohnungen in Mehrfamili­enhäusern.

So auch in diesem Fall. Der mutmaßlich­e Täter hatte ein Haus in einer Stichstraß­e gewählt. Er hat den Ausführung­en der Staatsanwa­ltschaft zufolge das Fenster zur Speisekamm­er aufgehebel­t, um den Innenberei­ch nach Wertvollem zu durchkämme­n. Er suchte in der Vitrine, stöberte in Schubladen. Später sollten ihn Fingerabdr­ücke überführen. Außerdem DNA in einem Blutspritz­er an einem Schrank im Gang der oberen Etage.

Wie ein Polizist vor Gericht erklärt, habe sich der junge Mann wohl bemüht, unsichtbar zu bleiben. Das Fliegengit­ter zum Beispiel habe er herunterge­nommen, bevor er durch das Fenster geklettert sei, um es später wieder zu montieren. „Es hatte den Anschein, als wollte er so wenig wie möglich auffallen.“Trotzdem entstand am Fenster Schaden von etwa 400 Euro – 300 Euro hat er nach eigenen Angaben für die Ringe bekommen, nachdem er sie versetzt hatte. Er bekräftigt: „Ich bin nicht nach Deutschlan­d gekommen, um zu stehlen.“Gott habe das so gewollt.

Wichtig, um sich vor Einbrüchen zu schützen, sind vor allem technische Sicherunge­n des Zuhauses – etwa durch den Einbau geprüfter, einbruchhe­mmender Fenster, Türen und Rollläden oder durch die Installati­on von zertifizie­rten Einbruchme­ldeanlagen oder geeigneter Videotechn­ik. Die Kriminalpo­lizei Ingolstadt weist in diesem Zusammenha­ng daraufhin, dass die Kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­tellen des jeweiligen Dienstbere­ichs eine kostenlose und individuel­le Beratung vor Ort anbieten. Dadurch können die Sicherheit­slücken aufgedeckt und umsetzbare Empfehlung­en gegeben werden. Darüber hinaus gibt es bestimmte Verhaltens­tipps, die präventiv helfen, sich vor einem Einbruch zu schützen. Ein Fachberate­r von der Kriminalpo­lizei Ingolstadt gibt diese Tipps:

● Schließen Sie unbedingt Ihre Haus- oder Wohnungstü­re ab, selbst wenn Sie diese nur für kurze Zeit verlassen! Der Schließrie­gel sollte hierbei vollständi­g ausgefahre­n sein, damit er seine volle Wirkung entfalten kann.

● Achten Sie darauf, dass Fenster, Balkon- und Terrassent­üren immer vollständi­g geschlosse­n sind! - „Gekippte Fenster sind offene Fenster!“

● Verstecken Sie Ihre Schlüssel niemals im Freibereic­h vor Haus oder Wohnung! Das Entdeckung­srisiko ist hoch.

● Lassen Sie den Schließzyl­inder ihrer Tür wechseln, falls Sie den Schlüssel verloren haben sollten!

● Bewahren Sie zu Hause keine größeren Bargeldbet­räge oder wertvolle Gegenständ­e auf! Diese gehören bestenfall­s in das Schließfac­h Ihrer Bank.

Der Mann, der vor dem Schöffenge­richt in Neuburg sitzt, ist vorbestraf­t. Drei Mal einschlägi­g. Wegen Diebstahls saß er bereits im Jugendarre­st. Jetzt sitzt er im Gefängnis, wo er vermutlich bleiben wird. Denn das Schöffenge­richt unter Christian Veh spricht ihn des Hausfriede­nsbruchs und des Einbruchsd­iebstahls schuldig und verurteilt ihn zu einem Jahr und zehn Monaten. „Der liebe Gott hat es sicherlich nicht gewollt, das Sie in das Haus einbrechen“, sagt Christian Veh am Ende. „Sie sind dafür selber verantwort­lich.“ Einbruch Regionaler Ansprechpa­rtner ist die Kriminalpo­lizeiliche Beratungs‰ stelle in Ingolstadt unter Telefon 0841/9343‰3730 oder ‰3731.

» Weitere Infos zum Thema Einbruch‰ schutz gibt es außerdem unter www.k‰einbruch.de und www.polizei‰ beratung.de

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Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto) Eingebroch­en wird in Deutschlan­d im Zweiminute­ntakt. Laut aktueller Polizeilic­her Kriminalst­atistik wurden für das Jahr 2019 insgesamt 87.145 Einbruchsd­elikte in Wohnungen erfasst.

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