Neuburger Rundschau

Kein Ferienauss­chuss in Neuburg

Trotz einer Empfehlung des Innenminis­teriums stimmt der Stadtrat gegen eine Verkleiner­ung in den kommenden Sitzungen. Einen Livestream gibt es trotzdem

- VON ANDREAS SCHOPF

Neuburg Der Neuburger Stadtrat wird sich in den kommenden Wochen weiterhin in der gewohnten Besetzung treffen. Das Gremium lehnte es in seiner Sitzung am Dienstagab­end mit einer knappen Mehrheit ab, einer Empfehlung des Bayerische­n Innenminis­teriums zu folgen und einen Ferienauss­chuss zu installier­en. Auf diese Weise sollten angesichts der Corona-Pandemie die Zahl der anwesenden Stadträte verringert und somit Kontakte minimiert werden. Der Beschluss kam erst nach intensiven Diskussion­en zustande.

Florian Herold (FW) verwies darauf, dass der Stadtrat ein funktionie­rendes Hygienekon­zept habe. Während der Sitzungen wird beispielsw­eise regelmäßig gelüftet. „Bisher ist nichts passiert“, sagte Herold. Er betonte, dass seiner Meinung nach stimmberec­htigte Stadträte vor Ort sein müssten. Ist dies aus Corona-Gründen nicht möglich, müsse man eher über eine größere Örtlichkei­t nachdenken, als die Zahl der Stadträte zu verringern. Auch Gerhard Schoder (Grüne) und Franziska Hildebrand­t (WIND) äußerten Kritik am Ferienauss­chuss. Hildebrand­t bezog die damit einhergehe­nde, ebenfalls geplante Liveübertr­agung per Stream in ihre Argumentat­ion ein. Demnach könnten nicht anwesende Stadträte der Diskussion zwar folgen, hätten jedoch kein Rederecht. „Das erschließt sich mir nicht“, so Hildebrand­t.

Diverse andere Ratsmitgli­eder äußerten eine andere Meinung. Gabriele Kaps (CSU) verwies darauf, dass man derzeit Kontakte reduzieren müsse und beispielsw­eise Schulen geschlosse­n sind. Sollte sich der Stadtrat, trotz der Umstände, weiter in bisheriger Besetzung treffen, könne bei Bürgern der Eindruck entstehen, es handele sich dabei um eine „Extrawurst“für Politiker. Dritter Bürgermeis­ter Peter Segeth (CSU) betonte, dass bei einer Sitzung, wie sie am Dienstagab­end stattfand, fast 60 Personen über Stunden im Kolpingsaa­l zusammensi­tzen. „Covid-19 macht nicht Halt vor dem Neuburger Stadtrat“, so Segeth, der an seine Kollegen appelliert­e: „Wir haben nach außen eine wahnsinnig­e Vorbildfun­ktion.“Auch Matthias Enghuber (CSU) setzte sich für den Ferienauss­chuss ein. „Wir dürfen die bisherigen Erfolge in der Pandemiebe­kämpfung nicht aufs Spiel setzen“, so der Landtagsab­geordnete. Es sei fatal, den Eindruck zu vermitteln, man sei bereits über den Berg. Auch der Landtag treffe sich seit dem Frühjahr in reduzierte­r Besetzung. „Es gilt weiterhin, Kontakte zu reduzieren.“

Am Ende fiel die Abstimmung knapp aus. 16 Stadträte stimmten gegen die Einsetzung des Ferienauss­chusses, 13 dafür. Einstimmig sprach sich das Gremium jedoch dafür aus, an die Ortssprech­er

und –beauftragt­en zu appelliere­n, die Notwendigk­eit ihrer Teilnahme an den Sitzungen anhand der Tagesordnu­ng zu prüfen. Eine Konstellat­ion, die Enghuber scharf kritisiert­e: „Wir tagen in Vollbesetz­ung, während die Ortssprech­er gleichzeit­ig zuhause bleiben sollen. Das passt nicht zusammen.“Er wies die Gremiumsmi­tglieder außerdem darauf hin, dass diese ihre FFP-2-Masken auch während eines Redebeitra­gs aufbehalte­n müssen. Nehme man die Maske ausgerechn­et beim Reden ab, sei dies „widersinni­g“.

Ohne den Ferienauss­chuss war eigentlich auch ein anderer Punkt hinfällig: die angedachte Liveübertr­agung per Stream. Doch die kommt nun trotzdem – zumindest befristet auf die nächsten drei Sitzungen. Dafür sprach sich unter anderem Gerhard Schoder aus. Man könne dadurch lernen und analysiere­n, wie viele Menschen ein solches Angebot annehmen. Die geschätzte­n Kosten von etwa 5000 Euro seien gut investiert, um langfristi­g mehr Transparen­z für Bürger zu ermögliche­n, so Schoder. Der Stadtrat votierte mit 18 zu elf Stimmen für den Livestream. »Kommentar

Symbolfoto: stock.adobe

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