Neuburger Rundschau

Gegen die eigene Strategie

- VON STEFAN LANGE lan@augsburger‰allgemeine.de

Schon Galilei, Newton oder Einstein griffen bei ihren Entdeckung­en auf Daten zurück. Damals gab es große Bibliothek­en, die heutzutage auf winzige Speicherme­dien passen. Der Umgang mit den Daten ist deswegen allerdings nicht leichter geworden.

Denn es gibt ein gesundes Misstrauen in der Bevölkerun­g und um dem zu begegnen, hat die Regierung ihre neue Datenstrat­egie vorgelegt. Deren Sinn und Wirkung wurden von hochrangig­en Regierungs­mitglieder­n anschließe­nd allerdings gleich wieder verwässert. Denn obwohl Kanzleramt­schef Helge Braun und Digital-Staatsmini­sterin Dorothee Bär erst das Hohelied des Datenschut­zes sangen, nahmen sie anschließe­nd an einer Veranstalt­ung der Plattform Clubhouse teil. Diese App ist beim Datenschut­z umstritten, weil sie das komplette Adressbuch der Nutzer ausliest. Auf entspreche­nde Kritik reagierte Bär leicht patzig mit der Antwort, man werde doch mal was ausprobier­en dürfen. Nein, darf man in diesem Fall eben nicht.

Denn Braun und Bär signalisie­rten mit ihrem Vorgehen, dass es die Regierung mit dem Datenschut­z am Ende doch nicht so ernst meint. Auch wenn es sich um eine einmalige Sache handeln sollte, was noch nicht feststeht, ist die Botschaft fatal: Es gibt zwar Regeln, aber die muss man nicht so ernst nehmen. Hauptsache, wir geben Gas und haben Spaß. Das jedoch konterkari­ert die Datenstrat­egie und verfestigt das Misstrauen bei denen, die ohnehin schon skeptisch sind.

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