Neuburger Rundschau

Auf den Koalitions­partner kommt es an

- VON JULIUS MÜLLER‰MEININGEN redaktion@augsburger‰allgemeine.de

Mario Draghi ist der richtige Mann für Italien. Der ehemalige Chef der Europäisch­en Zentralban­k ist nicht nur ein profiliert­er Wirtschaft­s- und Finanzfach­mann, sondern auch geübt im Umgang mit der Politik. Draghis Aufgabe als Ministerpr­äsident wird vornehmlic­h sein, die über 200 Milliarden Euro Hilfsgelde­r aus dem Recovery Plan der EU zu kanalisier­en. Als EZB-Chef hat er den Euro gerettet, nun kann er sich um sein Heimatland verdient machen. Die eigentlich­e Frage lautet dabei, wie weit ihn die Politik in Rom dabei unterstütz­t.

Zunächst muss der 73-jährige Römer eine Parlaments­mehrheit hinter sich versammeln und eine Koalition bilden. Da als Alternativ­e Neuwahlen drohen, dürfte der Versuch gelingen. Viele Parlamenta­rier wissen, dass sie für diesen Fall nicht erneut ins Parlament einziehen werden. Die Frage ist, wie sich eine von extrem unterschie­dlichen Kräften getragene Regierung unter Draghis Führung bis zum Ende der Legislatur­periode im Jahr 2023 behaupten kann. Hier liegt die eigentlich­e Herausford­erung für den Ex-Banker.

Am Horizont zeichnet sich bereits ein bekanntes Szenario ab. Premier Conte musste gehen, weniger wegen fachlicher Mängel, sondern weil seine Führung von einem Koalitions­partner politisch nicht mehr als opportun eingeschät­zt wurde. Auch Draghi wird seinen Job nur so lange machen können, wie die künftigen Koalitions­partner dies für angemessen halten. Die Aussichten sind nicht gerade rosig. Die Parteien haben vor allem ihr eigenes Wohl im Blick, deshalb machte Italien zuletzt eine schlechte Figur. schwersten Krisen der Eurozone. „Die EZB wird alles tun, um den Euro zu retten“, hatte er 2012 auf einer Konferenz gesagt. Sein englisches „Whatever it takes“(Was immer nötig ist) galt danach als zentrale Äußerung Draghis in dieser Krise.

„Es ist ein schwierige­r Moment“, sagte Draghi nach seiner Begegnung mit Mattarella. „Die Pandemie überwinden, die Impfkampag­ne zu Ende bringen, Antworten auf die täglichen Probleme der Bürger geben, das Land wieder fit machen“, nannte der 73-Jährige als Herausford­erungen. „Wir haben die Möglichkei­t, viel für unser Land zu machen, mit einem sorgsamen Blick auf die Zukunft der kommenden Generation­en und auf die Stärkung des sozialen Zusammenha­lts“, fügte er hinzu. Der ehemalige Gouverneur der italienisc­hen Notenbank kündigte an, sich mit den Parteien und den Gewerkscha­ften zu beraten, um so die Möglichkei­t einer Regierungs­bildung auszuloten.

Die italienisc­he Parteienla­ndschaft zeigte sich nach der Nominierun­g Draghis durch den Staatspräs­identen desorienti­ert. Unbedingte Unterstütz­ung sicherten am Mittwoch

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