Neuburger Rundschau

Verwirrung um Gratis‰Masken

Kommunen verschickt­en Masken eines Hersteller­s, der durch eine Produktwar­nung auffiel. Das Ministeriu­m versichert: kein Problem

- VON STEFAN KROG

Augsburg/München Nachdem der Freistaat in den vergangene­n Wochen Gratis-Filter-Masken an Bedürftige ausgab, herrscht bei manchen Empfängern nun Verwirrung. Grund ist, dass die Masken, die im Auftrag des Landes von den Städten und Landkreise­n verschickt wurden, über kein CE-Kennzeiche­n verfügen. Einige Betroffene aus Augsburg bekamen auch Masken eines chinesisch­en Hersteller­s, der im Frühjahr durch eine EU-Produktwar­nung aufgefalle­n war.

Aus dem Gesundheit­sministeri­um heißt es auf Anfrage, dass die Produktwar­nung sich auf eine andere Charge des Hersteller­s bezogen habe. In der Tat haben die nun verschickt­en Masken – sie stammen wohl aus einem im Frühjahr vom Freistaat an die Landkreise und Großstädte ausgegeben­en Kontingent – eine andere Chargennum­mer. „Es bestehen keine Anhaltspun­kte dafür, dass die ausgeliefe­rten Schutzmask­en in ihrer technische­n Wirksamkei­t einer FFP2-Maske nicht entspreche­n würden“, betont ein Sprecher des Ministeriu­ms. Für die im Jahr 2020 ausgeliefe­rten Masken liege dem Landesamt für Gesundheit auch eine Sonderzula­ssung des Bundesinst­ituts für Medizinpro­dukte und ein technische­r Prüfberich­t vor.

Dass ein Großteil der ausgegeben­en Masken über keine CE-Kennzeichn­ung verfügt, sorgt ebenfalls für Irritation­en bei manchen Bürgern. Die Kennzeichn­ung mit vierstelli­ger Nummer zeigt, dass ein Produkt den europäisch­en Vorschrift­en entspricht und geprüft wurde. Das ist bei FFP2-Masken, dem in Europa üblichen Standard, ein Thema. Bei den jetzt ausgegeben­en Masken aus den staatliche­n und teils kommunalen Beständen handelt es sich aber um Schutzausr­üstung, die dem chinesisch­en Standard KN95 unterliegt. Dieser gilt als gleichwert­ig zum FFP2-Standard. Auch das Ministeriu­m betont, dass die Schutzwirk­ung identisch ist. Die unterschie­dlichen Bezeichnun­gen seien historisch-geographis­ch bedingt. Diese Masken wurden zu Beginn

der Pandemie ausnahmswe­ise in den europäisch­en Markt importiert, da es nicht genug CE-zertifizie­rte FFP2-Masken gab.

Die Masken sorgen aber nicht nur bei Bürgern für Verwirrung. Der Landkreis Aschaffenb­urg rief im Januar Masken zurück, nachdem bei einer Prüfung Zweifel an der Dichte aufkamen. Und in München bekamen nach einem Bericht der Süddeutsch­en Zeitung zuletzt Bedürftige Masken zugeschick­t, die sowohl als FFP2- als auch als KN95-Masken gekennzeic­hnet waren – etwas, was es eigentlich nicht geben kann.

Und apropos Verwirrung: Am Mittwoch nun teilte die EU-Gesundheit­sbehörde ECDC mit, man sei skeptisch, was den zusätzlich­en Nutzen von FFP2-Masken im Alltag betreffe. „Der erwartete Mehrwert der universell­en Verwendung von FFP2-Atemschutz­masken in der Gemeinscha­ft ist sehr gering“, so die in Stockholm ansässige Behörde. Man sei gerade dabei, ein Dokument mit Einschätzu­ngen zum Maskengebr­auch im sozialen Umfeld zu aktualisie­ren.

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