Verwirrung um GratisMasken
Kommunen verschickten Masken eines Herstellers, der durch eine Produktwarnung auffiel. Das Ministerium versichert: kein Problem
Augsburg/München Nachdem der Freistaat in den vergangenen Wochen Gratis-Filter-Masken an Bedürftige ausgab, herrscht bei manchen Empfängern nun Verwirrung. Grund ist, dass die Masken, die im Auftrag des Landes von den Städten und Landkreisen verschickt wurden, über kein CE-Kennzeichen verfügen. Einige Betroffene aus Augsburg bekamen auch Masken eines chinesischen Herstellers, der im Frühjahr durch eine EU-Produktwarnung aufgefallen war.
Aus dem Gesundheitsministerium heißt es auf Anfrage, dass die Produktwarnung sich auf eine andere Charge des Herstellers bezogen habe. In der Tat haben die nun verschickten Masken – sie stammen wohl aus einem im Frühjahr vom Freistaat an die Landkreise und Großstädte ausgegebenen Kontingent – eine andere Chargennummer. „Es bestehen keine Anhaltspunkte dafür, dass die ausgelieferten Schutzmasken in ihrer technischen Wirksamkeit einer FFP2-Maske nicht entsprechen würden“, betont ein Sprecher des Ministeriums. Für die im Jahr 2020 ausgelieferten Masken liege dem Landesamt für Gesundheit auch eine Sonderzulassung des Bundesinstituts für Medizinprodukte und ein technischer Prüfbericht vor.
Dass ein Großteil der ausgegebenen Masken über keine CE-Kennzeichnung verfügt, sorgt ebenfalls für Irritationen bei manchen Bürgern. Die Kennzeichnung mit vierstelliger Nummer zeigt, dass ein Produkt den europäischen Vorschriften entspricht und geprüft wurde. Das ist bei FFP2-Masken, dem in Europa üblichen Standard, ein Thema. Bei den jetzt ausgegebenen Masken aus den staatlichen und teils kommunalen Beständen handelt es sich aber um Schutzausrüstung, die dem chinesischen Standard KN95 unterliegt. Dieser gilt als gleichwertig zum FFP2-Standard. Auch das Ministerium betont, dass die Schutzwirkung identisch ist. Die unterschiedlichen Bezeichnungen seien historisch-geographisch bedingt. Diese Masken wurden zu Beginn
der Pandemie ausnahmsweise in den europäischen Markt importiert, da es nicht genug CE-zertifizierte FFP2-Masken gab.
Die Masken sorgen aber nicht nur bei Bürgern für Verwirrung. Der Landkreis Aschaffenburg rief im Januar Masken zurück, nachdem bei einer Prüfung Zweifel an der Dichte aufkamen. Und in München bekamen nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zuletzt Bedürftige Masken zugeschickt, die sowohl als FFP2- als auch als KN95-Masken gekennzeichnet waren – etwas, was es eigentlich nicht geben kann.
Und apropos Verwirrung: Am Mittwoch nun teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC mit, man sei skeptisch, was den zusätzlichen Nutzen von FFP2-Masken im Alltag betreffe. „Der erwartete Mehrwert der universellen Verwendung von FFP2-Atemschutzmasken in der Gemeinschaft ist sehr gering“, so die in Stockholm ansässige Behörde. Man sei gerade dabei, ein Dokument mit Einschätzungen zum Maskengebrauch im sozialen Umfeld zu aktualisieren.