Erste Klasse im Homeschooling!
Die Kinder der Zebraklasse an der Grundschule Kissing lernen gerade im Digitalunterricht Lesen und Schreiben. Gestern durfte Capito sie online besuchen
Normalerweise sitzen Erstklässler an kleinen Tischen und auf kleinen Stühlen und lernen in einem bunt geschmückten Klassenzimmer. In Corona-Zeiten läuft das etwas anders ab. Wie genau, das hat mir gestern Morgen um 8.30 Uhr die Zebraklasse an der Grundschule Kissing gezeigt. Ich durfte die 23 Jungen und Mädchen nämlich in ihrem Digitalunterricht besuchen. Im ersten Lockdown gingen sie noch in den Kindergarten, nach wenigen gemeinsamen Wochen in der Schule, lernen sie jetzt im Digitalen Klassenzimmer.
Mama und Papa sind die Aushilfslehrer daheim
Alle Kinder schalten sich pünktlich in die Videokonferenz ein. Manche sitzen im Kinderzimmer, andere im Wohnzimmer oder am Küchentisch. Auf ein paar der kleinen Bilder tauchen auch Mütter oder Väter im Hintergrund auf. Die sagen zwar nichts, aber sie spielen eine ganz große und wichtige Rolle im Distanzunterricht ihrer Kinder. Sie sorgen dafür, dass alles läuft, die Technik funktioniert und die Kinder an die Aufgaben kommen. Denn die Jungen und Mädchen, die ich gerade treffe, lernen gerade lesen und schreiben – und ohne Aushilfslehrer Mama und Papa wären sie aufgeschmissen. Das weiß auch Lehrerin Barbara Biederwolf: „Alle Eltern meiner Klasse kümmern sich um den Lernfortschritt ihrer Kinder. Das klappt alles hervorragend und ist nicht selbstverständlich“, sagt sie.
Erst einmal ist Mathe angesagt. Frau Biederwolf wechselt den Computer und plötzlich erscheint auf dem Bildschirm ein Blatt Papier, das von oben gefilmt wird. Die Kinder können dabei zusehen, wie ihre Lehrerin das Wort „Umkehraufgaben“daraufschreibt und dann vier kleine Stofftiere dazulegt. Von der rechten Seite schiebt sie noch ein Tier dazu. „Wie lautet die Rechenaufgabe?“Sofort tauchen unter den Bildern der Kinder kleine Hände auf – die Jungen und Mädchen haben nämlich schon raus, wie sie sich digital melden und ihr Mikrofon anund ausschalten müssen. „4+1=5“, sagt Max. „Prima, Max“, antwortet Frau Biederwolf. Dann nimmt sie das rechte Tier wieder weg und Lena versteht sofort die Rechenaufgabe dazu: „5-1=4.“
Dann wechselt Frau Biederwolf wieder die Kamera und tanzt den Kindern in einer kurzen Bewegungspause das englische Lied „Head, Shoulders, Knees and Toes“vor. Viele Jungen und Mädchen tanzen oder klatschen mit.
Um 8.55 Uhr geht’s mit Deutsch weiter. Die Buchstaben M, A, L, E, O, R, St, N, Ei, I, U, B, CH, F kennen die Kinder bereits. Am Montag haben sie das K gelernt. Hausaufgabe war: aus Alltags gegenständen diesen Buchstaben nachzulegen. In einer kleinen Bildergalerie zeigt Frau Biederwolf, welch tolle Einfälle die Kinder hatten: Ks aus Lego, aus Flaschen, aus Sand, aus Stiften und Dartpfeilen, aus Teelichtern und Teddybären sind da zu sehen. Auch ich hatte Hausaufgaben auf: einen Vortrag über das Krokodil vorzubereiten.
Nach einer Stunde ist der Unterricht vorbei
Zum Schluss zeigt Frau Biederwolf noch ein Video – dann ist der Ton weg. So etwas ist die Klasse gewöhnt. Ab und zu streikt im Homeschooling einfach die Technik. Die Lehrerin weiß sich sofort zu helfen: „Dann schicke ich euch den Link und ihr könnt es euch in Ruhe ansehen“, sagt sie.
Und dann ist der spannende Digitalunterricht für heute nach einer Stunde vorbei und ich verabschiede mich von den Kindern. Schließlich muss ich mich ja noch um die Capitoseite kümmern. Capito mit C nicht mit K, obwohl das C so klingt wie das K – aber das lernt die erste Klasse aus Kissing noch im Deutschunterricht. Ich drücke den Mädchen und Jungen fest die Daumen, dass sie dann alle wieder im Klassenzimmer sitzen werden, so, wie es ja eigentlich normal ist für Erstklässler.