Neuburger Rundschau

So will ein Künstler Leben in die Neuburger Schaufenst­er bringen

Thomas Königsbaue­r macht seine Kunst in einem leer stehenden Geschäft der Innenstadt sichtbar. Eine Aktion, die nicht einmalig bleibt in Neuburg

- VON ELISA–MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg Wer durch die Innenstadt schlendert, schaut dieser Tage ins Dunkle – in fahle Straßen, leere Räume, oft finstere Fenster. Und sollte man doch, Gott bewahre, in den Gassen einem Menschen begegnen, blickt man gesenkten Köpfen und maskierten Gesichtern entgegen. So war das lange Zeit, bis sich Anfang dieser Woche etwas verändert hat.

Schmidstra­ße 138. Hier, im früheren und jetzt leer stehenden Bekleidung­sgeschäft Bonita, fielen Planen, die etwas gut verborgen hielten: etwas Buntes, etwas Quadratisc­hes, etwas Licht im sonst so trüben Lockdown-Neuburg. Thomas Königsbaue­r nämlich stellt bei einer Art Schaufenst­er-Galerie seine Werke unter dem Titel „ohne Kunst und Kultur ist‘s still“aus.

Thomas Königsbaue­r ist eigentlich gelernter Feinbleche­r. Wie er erzählt, war der Draht zum Zeichnen allerdings immer schon da. „Auch im Reisegepäc­k ist immer Platz für einen kleinen Block und Stifte, um Momente einzufange­n und festzuhalt­en.“Seine Kunst, sagt er, wie sie sich entwickelt habe, seine Technik seien autodidakt­isch. Die Bilder, inzwischen hat er mehr als hundert gemalt, zeigen unterschie­dliche Motive – Motorräder, Tiere und vor allem Menschen. „Am meisten fasziniere­n mich gelebte, betagte und gezeichnet­e Gesichter.“So weit, so kunstvoll

Wie aber kamen die Bilder nun in den Bonita-Laden?

Sie hätten es traurig gefunden, durch die Stadt zu spazieren und all die Leerstände zu sehen, erinnert sich seine Frau Marion Bogisch. „Da haben wir uns Gedanken gemacht, wie kann man die für uns alle außergewöh­nliche Zeit etwas freundlich­er und bunter gestalten?“Sofort aufgefalle­n sei das frühere Bekleidung­sgeschäft mit seiner Lage und seiner repräsenta­tiven Schaufenst­erfront. Die Kontaktdat­en der Besitzer – Josef und Evelyn Kramer aus Ingolstadt – standen an der Tür. Schnell angetan von der Idee haben sie sich das Ergebnis ihrer Zusage bereits angesehen. „Fast alle Leute sind stehen geblieben und haben sich die Bilder angeschaut.“Das sei schön, meint Josef Kramer. Es belebe die Innenstadt, jedenfalls ein wenig in so tristen Corona-Zeiten.

Kunst trifft Kommerz – mit ebendiesem Impuls, zwei unabhängig­e Bereiche zu kombiniere­n, steht das Paar aus Heinrichsh­eim nicht alleine da. Ganz ähnlich und doch ein wenig anders plant Neuburgs Kulturrefe­rentin Gabriele Kaps, die Branchen zusammenzu­bringen. „Wie kann man bildende Kunst vermitteln und gleichzeit­ig mehr auf Click and Collect aufmerksam machen?“, so ihr Gedanke. Mithilfe des Stadtmarke­tings, das für die Aktion die Koordinati­on übernimmt, will die CSU-Poalso. litikerin Neuburger Händler ansprechen, die ihre Schaufenst­er zur Verfügung stellen wollen. Für Künstlerin­nen und Künstler der Stadt, später auch für Privatpers­onen, die jeweils Mini-Ausstellun­gen in den Auslagen der Läden stemmen und damit schmückend auf das Repertoire der Geschäfte verweisen. Bisher haben sich 13 Händler aus Rosen-, Färberund Schmidstra­ße bereit erklärt, resümiert Michael Regnet vom Stadtmarke­ting. Noch können sich interessie­rte Händler an das Stadtmarke­ting wenden, Künstler melden sich bei Kulturrefe­rentin Gabriele Kaps.

Am Ende soll es für Neuburger sogar möglich sein, nach Art des Krippenweg­s mit einem Flyer in der Hand einem coronakonf­ormen Schaufenst­er-Bummel durch die Stadt zu folgen. Dabei können die Menschen neben den Kunstwerke­n vielleicht auch etwas Nützliches für den Haushalt, ein schönes Kleid, das sie besorgen möchten, oder ein neues Geschäft entdecken.

Für Gabriele Kaps ist das nicht die erste Aktion in der Art. Zuvor schon hat die Kulturrefe­rentin die FotoAusste­llung #86633 in das Neuburger Impfzentru­m gebracht. „In dieser Zeit müssen wir unkonventi­onelle Wege gehen“, findet sie. Man müsse Dinge zusammenbr­ingen, die man zunächst nicht zusammenbr­ingen würde. Kunst und Kommerz, Kunst und Corona – Kunst an außergewöh­nlichen Orten also.

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Fotos: Elisa‰Madeleine Glöckner Schon immer war Thomas Königsbaue­r am Handwerk, am Zeichnen, an der Kunst interessie­rt. Jetzt stellt der gebürtige Neuburger seine Werke in einem Schaufenst­er der In‰ nenstadt aus. Mit seiner ungewöhnli­chen Idee ist der Künstler nicht alleine.
 ??  ?? Freuen sich über Resonanz ihrer Galerie im früheren Bonita‰Laden: Thomas Königs‰ bauer und Marion Bogisch aus Neuburg‰Heinrichsh­eim.
Freuen sich über Resonanz ihrer Galerie im früheren Bonita‰Laden: Thomas Königs‰ bauer und Marion Bogisch aus Neuburg‰Heinrichsh­eim.

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