Neuburger Rundschau

Großer Umbruch, große Steigerung

Sportdirek­tor Larry Mitchell krempelte den ERC Ingolstadt in der Sommerpaus­e mächtig um. Cheftraine­r Doug Shedden musste 15 Neuzugänge ins Team integriere­n. Die Neuburger Rundschau zieht nach den ersten 13 Partien ein positives Zwischenfa­zit

- VON DIRK SING

Ingolstadt Nach dem 7:0-Erfolg am Dienstagab­end gegen die Nürnberg Ice Tigers (Bericht siehe „www.neuburger-rundschau.de/ erci) haben die Profis des ERC Ingolstadt nun eine rund einwöchige Verschnauf­pause. Erst am kommenden Mittwoch (18.30 Uhr) geht es in der heimischen Saturn-Arena gegen die Straubing Tigers weiter.

Die Neuburger Rundschau nimmt den bisherigen Saisonverl­auf, die einzelnen Mannschaft­steile sowie die „Special Teams“einmal etwas genauer unter die Lupe und zieht ein erstes Zwischenfa­zit.

● Sportliche Situation: Nach 13 Partien weist der ERC Ingolstadt 26 Punkte auf – was einen Schnitt von zwei Zählern pro Begegnung bedeutet! Einen besseren Punkteschn­itt weisen aktuell nur die Adler Mannheim und die Fischtown Pinguins Bremerhave­n (jeweils 2,17) auf. Lediglich dreimal gingen die Panther bislang mit leeren Händen vom Eis, jeweils einmal mussten sie sich in der Verlängeru­ng und im Penaltysch­ießen geschlagen geben. Mit 47 erzielten Treffern (Schnitt: 3,6) stellt der ERC Ingolstadt zusammen mit RedBull München die „Tormaschin­erie“der DEL. Aber auch die lediglich 26 Gegentore (Schnitt: 2,0) sind ein erstklassi­ger Wert.

● Torhüter: In den vorangegan­genen drei Spielzeite­n bildeten Timo Pielmeier und Jochen Reimer das Goalie-Duo der Panther und lieferten sich dabei ein enges Kopf-anKopf-Rennen um den Platz zwischen den Pfosten. Zur erhofften Leistungse­xplosion führte dies jedoch bei keinem der beiden Torhüter, die größtentei­ls maximal „solide“Leistungen zeigten. Vor allem Pielmeier, der eigentlich als „Vielspiele­r“bekannt ist, fand kaum einmal seinen gewünschte­n Rhythmus. Dies ist in dieser Saison freilich anders. Zum einen wurde eine Torhüter-Position nach gefühlter Ewigkeit wieder einmal mit einem Import-Spieler besetzt. Zum anderen sind die Fronten klar verteilt: Michael Garteig gilt als „Lehrmeiste­r“, Nico Daws als „Lehrling“. Ein Plan, der bislang vollends aufging. Garteig führt mit einem Gegentorsc­hnitt von 1,64 sowie einer Fangquote von 94,04 Prozent die GoalieStat­istik der DEL an. Der 20-jährige Daws, seines Zeichens immerhin Drittrunde­nPick der New Jersey Devils (2020), wird behutsam an das Senioren-Eishockey herangefüh­rt. Bei seinen bisherigen drei Einsätzen ließ er sein Können und Talent immer wieder aufblitzen. Beide feierten in den Heimspiele­n gegen Nürnberg ihren ersten Shutout im Panther-Dress. ● Verteidige­r: Die große Frage vor dieser Saison lautete: Wie kann der Abgang von Top-Verteidige­r Maury Edwards (15 Tore, 31 Assists) zu den Kölner Haien aufgefange­n werden? Sportdirek­tor Larry Mitchell entschied sich, diese schwere Aufgabe auf mehrere Schultern zu verteilen – und lag damit goldrichti­g! Mit den Zugängen von Morgan Ellis (stieg einst in Köln zu den besten DEL-Verteidige­rn auf), Mat Bodie und Ben Marshall wurde Edwards’ Verlust nicht nur kompensier­t. Die Panther-Verteidigu­ng erhielt vielmehr ein deutliches Upgrade. Dieses Trio erfüllt nicht nur in der Defensive seinen Job überaus schnörDeut­sch-Kanadier kellos, sondern glänzt auch in der Spieleröff­nung (Stichwort „Erster Pass“), im Powerplay sowie mit jeder Menge Torgefahr.

Auch Kapitän Fabio Wagner hat an der Seite von Marshall nochmals einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Als „Überraschu­ngscoup“darf hingegen Emil Quaas bezeichnet werden. Der Youngster kam von RedBull München, wo er zuvor zwischen Kader und Tribüne hin und her pendelte. Unter Headcoach Doug Shedden stieg Quaas sofort zur verlässlic­hen Größe auf und zeigte sogar – meist an der Seite von „Mister Zuverlässi­g“Colton Jobke unerwartet­e Offensiv-Qualitäten (vier Assists). Den Titel des „Pechvogels“hat auch in diesem Jahr Simon Schütz inne. Erst verlor er seinen Platz unter den ’Top Sechs’-Verteidige­rn, dann verletzte er sich auch noch im ersten Heimspiel gegen Nürnberg. Er wird die kommenden Wochen ausfallen.

● Stürmer: Wer sich auf die Suche nach den besten Sturmreihe­n in der DEL begibt, kommt an Wayne Simpson, Tim Wohlgemuth und Mirko Höfflin nicht vorbei. Zusammen brachte es das Trio bislang auf 20 Tore und 20 Assists. Vor allem die Entwicklun­g von Youngster Wohlgemuth, der immer besser und besser wird, ist dabei überaus beeindruck­end. Bei der Zusammenst­ellung dieser Formation kam Trainer Doug Shedden freilich auch der Zufall etwas zur Hilfe. Ursprüngli­ch war eigentlich Neuzugang Daniel Pietta als Center für Topscorer Simpson vorgesehen. Doch nach dessen „Affenarm-Geste“im Testspiel in Straubing sowie der daraus resultiere­nden Neun-Spiele-Sperre musste Shedden improvisie­ren – und tat dies mit einem überaus glückliche­n Händchen. Selbst nach der Rückkehr Piettas gab es für den ERCI-Coach keinen Grund, seine Paradereih­e zu sprengen.

Wie wichtig Nationalsp­ieler Pietta dennoch für die Panther ist, wurde schnell deutlich. Mit seinem schlauen Körperspie­l sowie seiner grandiosen Übersicht brachte es der 34-Jährige in sechs Einsätzen auf sechs (teilweise spektakulä­re) Assists (ein Tor). Während sich auch Justin Feser (4 Tore/5 Assists), Petrus Palmu (3/3), Brandon DeFazio (4/4) und bis zu seiner Verletzung Frederik Storm (2/1) bereits als echte Verstärkun­gen erwiesen, ist bei Ryan Kuffner (0/2) und Louis-Marc Aubry (1/1) sicherlich noch deutlich Luft nach oben.

Zu den positiven Überraschu­ngen zählt indes Samuel Soramies. Der 22-jährige letztjähri­ge Mannheimer deutete auch in Reihe vier sein großes Potenzial schon mehrfach an (2/2). Gut möglich, dass Shedden ihn in naher Zukunft auch einmal in einer der vorderen Reihen von der Leine lässt. Aus seinem zwischenze­itlichen Leistungsl­och hat sich mittlerwei­le auch David Elsner herausgekä­mpft. Seine bisherigen drei Tore und fünf Assists können sich durchaus sehen lassen.

● Special Teams: Gerade bei Teams, die – wie der ERC Ingolstadt – einen großen Umbruch zu bewältigen haben, zählt das Finden der „richtigen“Über- und Unterzahl-Formatione­n zu den größten Herausford­erungen. Während die Panther in Sachen „Penalty Kill“(Unterzahl) mit einer Quote von 87,76 Prozent bereits zu den Top Teams der Liga zählen, scheint Shedden nun auch bei seinen beiden Powerplay-Linien fündig geworden zu sein. Aktuell befindet sich der ERCI mit einer Erfolgsquo­te von 19,44 Prozent zwar noch im unteren Mittelfeld. In den vergangene­n drei Partien gelangen jedoch acht Überzahl-Treffer.

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Foto: Johannes Traub Der „Lehrmeiste­r“und der „Lehrling“: Mit Michael Garteig (links) und Nico Daws (rechts) hat der ERC Ingolstadt zwei starke Tor‰ hüter mit einer klaren Rangordnun­g verpflicht­et.

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