Homeschooling läuft in jeder Schulklasse anders ab
Schulbesuch Die Kinder der 3a an der Friedrich-Ebert-Grundschule in Augsburg sind Lern-Profis mit und ohne Computer
„Same, same but different“– dieser englische Ausdruck beschreibt Dinge, die zwar ähnlich sind, aber doch unterschiedlich. So wie das Homeschooling. Bei den Capito-Schulbesuchen habe ich bereits gelernt: Jede Klasse hat einen anderen Rhythmus und einen eigenen Weg gefunden. Wie das Homeschooling der 3a an der Friedrich-EbertSchule Augsburg aussieht, durfte ich gestern miterleben.
Eigenes Tempo für die Hausaufgaben
Als ich mich in die Videokonferenz einwähle, sehe ich sofort: Da sitzen mir digitale Profis gegenüber. Einige Kinder haben sich in dem Konferenzprogramm einen künstlichen Hintergrund ausgesucht. So sieht niemand, wo sie gerade sitzen. Hinter einem Mädchen ist ein Strand zu sehen – hach, da wären wir wohl alle gerade gerne. Oder ein Junge hat sich ein Klassenzimmer als Hintergrund ausgewählt. „Guten Morgen Frau Thies“, schallt es mir aus ganz vielen Mikrofonen entgegen – klingt toll! Danke! Lehrerin Ramona Hofmeister fragt zuerst alle Kinder, wie es ihnen geht. „Seid ihr gesund und munter?“Paula ist ehrlich: „Ich bin noch ein bisschen müde.“Mir geht es ähnlich. Normalerweise arbeite ich nicht schon um 8.30 Uhr in der Früh. Also mache ich gleich mal beim gemeinsamen KlassenRecken und -Strecken mit. Und los geht’s. Die 18 Kinder erklären, wie sie arbeiten. Einmal am
Tag trifft sich die Klasse zur Videokonferenz und bespricht, was ansteht. Jedes Mädchen und jeder Junge darf danach entscheiden, wann und wie schnell die Aufgaben erledigt werden. Es gibt Kinder, die machen alles am Stück, andere legen kleine Pausen ein. Frau Hofmeister erklärt: „Das kann jeder für sich entscheiden. Ihr seid alle Superlerner.“Kaum hat sie das gesagt, haut es Tim kurz aus der Leitung, aber er ist schnell wieder da. Kurz darauf steht Amelie auf, weil auf dem Handy, das sie zum Homeschooling benutzt, lauter Arbeitsnachrichten für ihren Vater eingegangen sind. Sie meldet sich ab und ist schnell wieder da.
Weil die Kinder durch das Homeschooling plötzlich viel mehr vor dem Computer sitzen oder im Internet sind, hatte Frau Hofmeister mich gebeten, der Klasse etwas zum Thema Sicherheit im Internet zu erzählen. Das alles hier wiederzugeben, würde die Capito-Seite sprengen. Aber ich nenne den Kindern unter anderem fünf goldene Regeln: 1. Niemals im Internet einfach Name, Adresse, Geburtsdatum oder Alter verraten. 2. Immer kritisch sein und nicht alles glauben, was du im Internet erfährt. 3. Behandle andere so, wie du auch behandelt werden möchtest – damit fährt man übrigens auch außerhalb des Internets gut. 4. Das Internet vergisst nichts! Die Daten, die dort landen, können nicht einfach wieder gelöscht werden. Daher: Immer aufpassen, wem du Bilder von dir schickst. Sobald du sie weitergeleitet hast, verlierst du die Kontrolle darüber, was damit den Fotos oder Videos geschieht. 5. Sofort einen Erwachsenen deines Vertrauens informieren, wenn dir etwas seltsam vorkommt oder dich etwas stört.
Die Kinder hören interessiert zu und stellen viele Fragen. Anschließend darf ich noch dabei sein, als die Klasse ihren Tagesplan bespricht. Ramona Hofmeister erklärt, was die Kinder in den einzelnen Fächern erledigen sollen: In Englisch zum Beispiel im Buch einkaufen gehen, in Mathe symmetrische Formen zeichnen und spiegeln, in Deutsch Wörter alphabetisch sortieren.
Und dann hat Frau Hofmeister noch eine schöne Bastelaufgabe für die Jungen und Mädchen: Sie hat den Kindern Kaffeefilter geschickt und eine Erklärung für kleine Experimente. „Meine Klasse ist nicht nur im Homeschooling richtig fit. Sie ist auch megakreativ“, lobt die Klassenlehrerin. Und zum Beweis zeigt sie mir ein paar Bilder und Bastelarbeiten der 23 Kinder. Ich staune. Schon wieder etwas gelernt: Homeschooling ist nicht nur lesen, schreiben, rechnen lernen vor dem Bildschirm oder mit Mama und Papa. Da kann es auch richtig bunt und bastelig zugehen. Die Beweise siehst du links auf dieser Seite. Und zum Schluss gibt es in der Videokonferenz sogar noch Tonkunst. Weil einige Mikrofone noch an sind, hören wir Frau Hofmeister kurz im Echo – oder anders ausgedrückt: same, same but different.