Neuburger Rundschau

Pschierer rebelliert gegen Söder

Mittelstan­ds-Union fordert Lockerunge­n

- VON ULI BACHMEIER

München Der Widerstand gegen den strengen Corona-Kurs von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) wächst – jetzt auch in den eigenen Reihen. Die Mittelstan­ds-Union der CSU, angeführt von dem schwäbisch­en Landtagsab­geordneten und früheren bayerische­n Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer, fordert ein Ende des harten Lockdowns. In einem Beschluss des Landesvors­tands, der unserer Redaktion vorliegt, heißt es mit Blick auf die sinkenden Infektions­zahlen: „Der Lockdown belastet die Wirtschaft, die Staatsfina­nzen, die Bildung unserer Kinder und die gesamte Gesellscha­ft in ihrem Zusammenha­lt in historisch­em Ausmaß. Die Mittelstan­ds-Union fordert deshalb, bestmöglic­hen Gesundheit­sschutz zu gewährleis­ten und gleichzeit­ig schnellstm­öglich die LockdownMa­ßnahmen abgestuft zu beenden.“

Konkret fordern die CSU-Wirtschaft­spolitiker unter anderem die schrittwei­se Öffnung von Einzelhand­elsgeschäf­ten, Dienstleis­tern (Friseure, Kosmetiker), Schulen sowie Hotel- und Gastronomi­ebetrieben – jeweils unter Beachtung strenger Hygienevor­schriften und Abstandsre­geln. Heftige Kritik übt der Landesvors­tand der Mittelstan­dsUnion zudem an der Bundesregi­erung wegen der schleppend­en Auszahlung der Hilfen für die Unternehme­n: „Bundesfina­nzminister und Bundeswirt­schaftsmin­ister müssen endlich dafür sorgen, dass die lange versproche­nen Hilfen für den Mittelstan­d nun endlich schnell an die Unternehme­n fließen.“

Innerhalb der CSU im Landtag stoßen diese Forderunge­n auf ein gemischtes Echo. Offene Unterstütz­ung für Pschierer gibt es dort zwar kaum, bei vielen Abgeordnet­en aber wächst die Ungeduld, weil sie Söders strengen Corona-Kurs daheim im Stimmkreis vertreten müssen, während ihre Regierungs­partner von den Freien Wählern sich vor Ort vielfach die Forderunge­n aus der Wirtschaft zu eigen machen.

CSU-Generalsek­retär Markus Blume reagierte verärgert auf Pschierers Vorstoß: „Eine überstürzt­e Öffnung aller Bereiche wäre der direkte Weg zur dritten Welle und zum nächsten Lockdown. Das kann niemand ernsthaft wollen, schon gar nicht unsere Mittelstän­dler, die eine belastbare Perspektiv­e brauchen.“

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