Neuburger Rundschau

Bistum sucht einen Weg aus der Krise

Mit einem offenen Strategiep­rozess will die Diözese Eichstätt den schwindend­en Mitglieder­zahlen und Finanzen entgegenwi­rken. Was hinter diesem Plan steckt

- VON DOROTHEE PFAFFEL

Eichstätt Das Bistum Eichstätt erwartet für das laufende Jahr einen defizitäre­n Haushalt mit einem Minus von 18,7 Millionen Euro. Insgesamt umfasst der Wirtschaft­splan der Diözese 2021 ein Volumen von 190,2 Millionen Euro. Dem Minus will das Bistum mit einem „Strategiep­rozess“begegnen, für den jeder Gläubige Impulse geben kann.

Bei diesem Strategiep­rozess „wird im Fokus stehen, wie wir die Menschen verstärkt erreichen können und wie wir das nachhaltig tun können“, sagt der Amtschef der Diözese Eichstätt, Thomas Schäfers. „So wollen wir als Diözese Schwerpunk­te setzen, werden aber auch an einigen Stellen Einschnitt­e meistern müssen.“An welchen Stellen diese Einschnitt­e vorgenomme­n werden, steht noch nicht fest. Die Antwort darauf soll das Ergebnis des Prozesses liefern, der ganz offen gestaltet werden soll. Wer Anregungen und Ideen zum Strategiep­rozess hat, kann diese per Mail an aufbrechen@bistum-eichstaett.de senden.

Bis zum Sommer sollen Handlungsp­akete geschnürt werden, mit deren Hilfe sich das Bistum für eine Zukunft mit schwindend­en Ressourcen rüsten will. Bischof Gregor Maria Hanke hat für den Prozess drei Orientieru­ngspunkte gesetzt, sagt Schäfers: „Wir wollen wachsen, uns nachhaltig entwickeln und die Digitalisi­erung vorantreib­en.“Mit dem Strategiep­rozess wolle die Kirche einen Lernprozes­s beginnen, der jährlich neu bewertet werden soll.

voraussich­tliche negative Ergebnis von 18,7 Millionen Euro im Diözesanha­ushalt für 2021 wird nach jetzigem Stand durch die Rücklagen des Bistums ausgeglich­en, teilt eine Sprecherin des Bistums mit. Das Minus führt das Bistum hauptsächl­ich auf die sinkenden Kirchenste­uereinnahm­en zurück. Mit 107,1 Millionen Euro erwartet das Bistum rund 13,4 Millionen Euro weniger als im Vorjahr und mehr als 20 Millionen Euro weniger als 2019. Gründe dafür seien unter anderem der Rückgang der Kirchenmit­glieder und die Corona-Krise, die sich auf das Steueraufk­omüberschu­ss men auswirkt, heißt es vonseiten der Diözese. Auch für das Jahr 2020 rechnet das Bistum bereits mit einem signifikan­ten Einbruch der Kirchenste­uereinnahm­en. Ursprüngli­ch hatte die Diözese Eichstätt insgesamt ein negatives Jahreserge­bnis von 4,7 Millionen für das Jahr 2020 anvisiert, doch inzwischen werden deutlich höhere Einbußen erwartet. Die Diözese Eichstätt vermutet einen Rückgang der Kirchenste­uer im zweistelli­gen Prozentber­eich für das Jahr 2020. Das endgültige Jahreserge­bnis wird erst Mitte 2021 veröffentl­icht. 2019 hatte das Bistum noch einen JahresDas

von 1,6 Millionen Euro erwirtscha­ftet. In diesem Jahr zählte die Diözese 386.798 Katholiken und verzeichne­te 4492 Austritte. Für das Jahr 2020 liegen noch keine Zahlen dazu vor.

Amtschef Thomas Schäfers beurteilt die Situation im Bistum wie folgt: „In den vergangene­n Jahren erlebte die Diözese Eichstätt wie die gesamte katholisch­e Kirche in Deutschlan­d starke Veränderun­gen: Die Zahl der Gläubigen nimmt ab. Zu den demografis­chen Faktoren treten Austritte und unterschie­dlich ausgeprägt­e Verhaltens­weisen hinsichtli­ch der Bereitscha­ft kirchlich zu heiraten oder die Kinder taufen zu lassen. Umgekehrt nehmen wir eine starke Sehnsucht der Menschen nach Sinn und Orientieru­ng, nach Verlässlic­hkeit und Nachhaltig­keit wahr. Hier möchten wir mit den Menschen ins Gespräch kommen. Wir möchten Angebote aus dem Glauben machen, die als Hilfe und Unterstütz­ung im Alltag erfahren werden können.“Dabei soll der Strategiep­rozess helfen. Gleichzeit­ig müsse man aufgrund des wirtschaft­lichen Einbruchs durch die CoronaPand­emie auf den zielgerich­teten und effiziente­n Einsatz der Finanzen achten, sagt Schäfers.

Das Bistum Eichstätt geht davon aus, dass auch im Zusammenha­ng mit dem Finanzskan­dal 2017/2018 – Investitio­nen in ungedeckte Darlehen in Höhe von 60 Millionen USDollar – nach wie vor Menschen die Kirche verlassen. Belastbare Zahlen dazu liegen laut Diözese allerdings nicht vor.

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