Bistum sucht einen Weg aus der Krise
Mit einem offenen Strategieprozess will die Diözese Eichstätt den schwindenden Mitgliederzahlen und Finanzen entgegenwirken. Was hinter diesem Plan steckt
Eichstätt Das Bistum Eichstätt erwartet für das laufende Jahr einen defizitären Haushalt mit einem Minus von 18,7 Millionen Euro. Insgesamt umfasst der Wirtschaftsplan der Diözese 2021 ein Volumen von 190,2 Millionen Euro. Dem Minus will das Bistum mit einem „Strategieprozess“begegnen, für den jeder Gläubige Impulse geben kann.
Bei diesem Strategieprozess „wird im Fokus stehen, wie wir die Menschen verstärkt erreichen können und wie wir das nachhaltig tun können“, sagt der Amtschef der Diözese Eichstätt, Thomas Schäfers. „So wollen wir als Diözese Schwerpunkte setzen, werden aber auch an einigen Stellen Einschnitte meistern müssen.“An welchen Stellen diese Einschnitte vorgenommen werden, steht noch nicht fest. Die Antwort darauf soll das Ergebnis des Prozesses liefern, der ganz offen gestaltet werden soll. Wer Anregungen und Ideen zum Strategieprozess hat, kann diese per Mail an aufbrechen@bistum-eichstaett.de senden.
Bis zum Sommer sollen Handlungspakete geschnürt werden, mit deren Hilfe sich das Bistum für eine Zukunft mit schwindenden Ressourcen rüsten will. Bischof Gregor Maria Hanke hat für den Prozess drei Orientierungspunkte gesetzt, sagt Schäfers: „Wir wollen wachsen, uns nachhaltig entwickeln und die Digitalisierung vorantreiben.“Mit dem Strategieprozess wolle die Kirche einen Lernprozess beginnen, der jährlich neu bewertet werden soll.
voraussichtliche negative Ergebnis von 18,7 Millionen Euro im Diözesanhaushalt für 2021 wird nach jetzigem Stand durch die Rücklagen des Bistums ausgeglichen, teilt eine Sprecherin des Bistums mit. Das Minus führt das Bistum hauptsächlich auf die sinkenden Kirchensteuereinnahmen zurück. Mit 107,1 Millionen Euro erwartet das Bistum rund 13,4 Millionen Euro weniger als im Vorjahr und mehr als 20 Millionen Euro weniger als 2019. Gründe dafür seien unter anderem der Rückgang der Kirchenmitglieder und die Corona-Krise, die sich auf das Steueraufkomüberschuss men auswirkt, heißt es vonseiten der Diözese. Auch für das Jahr 2020 rechnet das Bistum bereits mit einem signifikanten Einbruch der Kirchensteuereinnahmen. Ursprünglich hatte die Diözese Eichstätt insgesamt ein negatives Jahresergebnis von 4,7 Millionen für das Jahr 2020 anvisiert, doch inzwischen werden deutlich höhere Einbußen erwartet. Die Diözese Eichstätt vermutet einen Rückgang der Kirchensteuer im zweistelligen Prozentbereich für das Jahr 2020. Das endgültige Jahresergebnis wird erst Mitte 2021 veröffentlicht. 2019 hatte das Bistum noch einen JahresDas
von 1,6 Millionen Euro erwirtschaftet. In diesem Jahr zählte die Diözese 386.798 Katholiken und verzeichnete 4492 Austritte. Für das Jahr 2020 liegen noch keine Zahlen dazu vor.
Amtschef Thomas Schäfers beurteilt die Situation im Bistum wie folgt: „In den vergangenen Jahren erlebte die Diözese Eichstätt wie die gesamte katholische Kirche in Deutschland starke Veränderungen: Die Zahl der Gläubigen nimmt ab. Zu den demografischen Faktoren treten Austritte und unterschiedlich ausgeprägte Verhaltensweisen hinsichtlich der Bereitschaft kirchlich zu heiraten oder die Kinder taufen zu lassen. Umgekehrt nehmen wir eine starke Sehnsucht der Menschen nach Sinn und Orientierung, nach Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit wahr. Hier möchten wir mit den Menschen ins Gespräch kommen. Wir möchten Angebote aus dem Glauben machen, die als Hilfe und Unterstützung im Alltag erfahren werden können.“Dabei soll der Strategieprozess helfen. Gleichzeitig müsse man aufgrund des wirtschaftlichen Einbruchs durch die CoronaPandemie auf den zielgerichteten und effizienten Einsatz der Finanzen achten, sagt Schäfers.
Das Bistum Eichstätt geht davon aus, dass auch im Zusammenhang mit dem Finanzskandal 2017/2018 – Investitionen in ungedeckte Darlehen in Höhe von 60 Millionen USDollar – nach wie vor Menschen die Kirche verlassen. Belastbare Zahlen dazu liegen laut Diözese allerdings nicht vor.