Neuburger Rundschau

Der Impfstoff gehört nicht Caritas und AWO

- VON MICHAEL POHL pom@augsburger‰allgemeine.de

Das Bistum Augsburg, die Caritas und die Arbeiterwo­hlfahrt stehen derzeit im Augsburger Impfskanda­l in unterschie­dlicher Hinsicht am Pranger. Dass sich der Augsburger Bischof als einziger Bischof von Deutschlan­d in der allererste­n Impfwelle gegen Corona impfen ließ, zeugt nicht von politische­m Instinkt und Fingerspit­zengefühl. Dass die Caritas ihm die Impfung in einem ihrer Seniorenhe­ime ermöglicht­e, wirft viele Fragen auf, wie es dazu kam. Das Bistum argumentie­rt, der Bischof sei mit „übrig gebliebene­m“Impfstoff geimpft worden, gehöre aber auch zur obersten Prioritäte­n-Gruppe, weil er Heime besuche, und zwar „regelmäßig“, was die Voraussetz­ung für die Impfpriori­tät wäre.

Auch die Arbeiterwo­hlfahrt argumentie­rt bei der Impfung ihres Geschäftsf­ührers sowohl mit übrigem Impfstoff als auch mit der obersten Impfpriori­tät. Hier drängt sich der Eindruck auf, die Heimträger handelten in der Gewissheit, sie könnten frei über den ihnen zugeteilte­n Impfstoff verfügen, wenn einzelne Impfkandid­aten zum Beispiel wegen einer aktuellen Corona-Infektion ausfallen. Doch dies ist ein verhängnis­voller Denkfehler.

Der vom Steuerzahl­er bezahlte Impfstoff gehört dem Freistaat Bayern und damit den Bürgern, die nach festen Kriterien der Impfkommis­sion in der obersten Prioritäte­nliste stehen. Und er gehört eben nicht der Caritas, der AWO oder gar dem Bistum, die nach Gutdünken und eigenen Kriterien Ersatzleut­e bei ausgefalle­nen Impfkandid­aten festlegen können. Deshalb müssen alle umstritten­en Impfungen lückenlos von unabhängig­er Seite aufgeklärt werden. Nur ein Gutes hat die Affäre: „Impfskepsi­s“scheint derzeit nicht das Problem zu sein.

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