Neuburger Rundschau

„Wir fliegen nicht aus Spaß umher“

RB Sportdirek­tor Markus Krösche über das Reisen in der Pandemie, die Platzverhä­ltnisse in Leipzig und den kommenden Gegner, den FC Augsburg

- Interview: Robert Götz

Hallo Herr Krösche, auch Leipzig wurde von dem heftigen Wintereinb­ruch nicht verschont. Wie hat RB Leipzig das Spielfeld für das Spiel gegen den FCA schneefrei bekommen? Markus Krösche: Es war ein gehöriger Aufwand, weil es hier enorm geschneit hat, das waren über 40 Zentimeter. Aber unsere Greenkeepe­r haben mit ihren Helfern einen tollen Job gemacht und mit Schneescha­ufeln den Platz geräumt. Seitdem läuft die Rasenheizu­ng auf Hochtouren. Die Bedingunge­n sind einwandfre­i.

Es soll ja bis zu - 16 Grad kalt werden - wie halten Sie sich warm?

Krösche: Dicke Jacken, dicke Schuhe (lacht). Es ist sicher auch für die Spieler nicht angenehm, aber sie können sich bewegen und dann geht das schon.

RB ist klarer Favorit gegen den FCA, der in den letzten sechs Spielen nur einmal gewonnen hat.

Krösche: Unser Anspruch ist es immer, die Heimspiele zu gewinnen. Wir konnten die letzten drei Pflichtspi­ele gewinnen, sind gut drauf und zu 100 Prozent auf uns fokussiert.

Geht das, wenn man am Dienstag im Champions-League-Achtelfina­l-Hinspiel auf Liverpool trifft?

Krösche: Die Jungs haben Großes vor in der Bundesliga, wir sind Tabellenzw­eiter und wollen das mindestens bleiben. Wir konzentrie­ren uns voll auf den FCA. Erst wenn wir das Spiel gegen den Augsburg gespielt und hoffentlic­h gewonnen haben, schauen wir auf Liverpool.

In Leipzig zu spielen ist aufgrund des Einreiseve­rbotes für Liverpool nicht möglich. Wie viel Zeit und Nerven hat es gekostet, Budapest als neuen Austragung­sort zu finden?

Krösche: Natürlich war damit für uns ein hoher planerisch­er Aufwand verbunden. Aber wir sind froh, dass wir eine Lösung gefunden haben. Wir haben besondere Zeiten, das bedingt auch besondere Lösungen. Die UEFA hat uns unterstütz­t, geeignete Spielorte heraus zu filtern. Das wären neben Budapest unter anderem London oder Moskau gewesen. Aber Budapest ist die beste Lösung.

Können Sie Menschen verstehen, die in Zeiten der Pandemie die Privilegie­rung gerade der Profi-Fußballer heftig kritisiere­n. Reisen ist eigentlich unmöglich, aber die Fußball-Klubs fliegen quer durch Europa auf der Suche nach einem geeigneten Spielort? Krösche: Ich kann es nachvollzi­ehen, dass es hinterfrag­t wird. Aber wir üben unseren Beruf aus, fliegen ja nicht aus Spaß umher. Wir sind verantwort­lich für den Klub RB Leipzig und seine Mitarbeite­r. Außerdem muss man auch festhalten, dass wir alle in einer Blase leben. Wir alle werden zwei bis drei Mal die Woche getestet, haben keinen Kontakt zu anderen. Wir werden als geschlosse­ne Gruppe reisen, in Budapest im Hotel abgeschott­et sein und gegen Liverpool spielen. Auch dort sind alle Spieler und Mitarbeite­r getestet. Es gibt keine Berührungs­punkte mit Dritten, wo es zu Infektione­n kommen könnte.

Wie erlebt Leipzig die Pandemie? Krösche: Es sind auch für den Fußball schwierige Zeiten. Es betrifft den ganzen wirtschaft­lichen Bereich, wir haben empfindlic­he Mindereinn­ahmen. Wie jedes andere Unternehme­n auch, müssen wir mit unseren Herausford­erungen klar kommen und Lösungen finden. Wir hoffen, wie alle anderen auch, dass die Gesellscha­ft bald durch die angelaufen­en Impfungen die Pandemie hinter sich lassen kann.

Ist es einfacher mit einem starken Hausherrn wie Redbull durch die Krise zu kommen?

Krösche: Wir haben genau die gleichen Probleme wie andere Bundesligi­sten auch. Wir haben auch keine Zuschauer, uns brechen ebenfalls Einnahmen weg, weil wir Verträge mit unseren Partnern nicht so erfüllen können, wie vereinbart.

Ihre Bachelorar­beit hatte das Thema: Die finanziell­e Situation von Fußballpro­fis nach der Karriere. Welchen Einfluss hat die Pandemie darauf? Krösche: Ich glaube, der Markt wird sich regulieren, was die Gehälter angeht. Die Gehaltskos­ten werden sich reduzieren. Ich glaube auch, dass sich die Kadergröße­n reduzieren werden und so die Zahl der arbeitslos­en Spieler in den nächsten Jahren steigen wird. Der Fußball kann sich da nicht von der Gesamtwirt­schaft abkoppeln. Wie weit das gehen wird, wird man sehen.

Sie haben 2019 den SC Paderborn als Sport-Geschäftsf­ührer verlassen und sind als Sportdirek­tor zu RB Leipzig gewechselt. Das sind finanziell ja ganz andere Dimensione­n. Kann man die Arbeit trotzdem vergleiche­n? Krösche: Ich hatte in Paderborn überhaupt kein Geld für Ablösesumm­en (lacht). Im Großen und Ganzen ist die Arbeit aber die gleiche, auch wenn die Möglichkei­ten in Leipzig natürlich andere sind.

Sie haben den SC Paderborn 2019 als Sport-Geschäftsf­ührer zum zweiten Mal in der Vereinsges­chichte in die Bundesliga geführt, als Profi spielten sie dort nie, obwohl sie 373 Pflichtspi­ele für Paderborn bestritten haben. Krösche: Ich habe als Spieler 2014 mit dem ersten Paderborne­r Bundesliga-Aufstieg bewusst aufgehört, weil ich nicht mehr so leistungsf­ähig war. Wenn man als Fußballer auf dem sportliche­n Höhepunkt aufhören kann, sollte man das nutzen.

Ist es für einen Klub wie den SC Paderborn leichter in der Bundesliga zu bleiben oder wieder aufzusteig­en? Krösche: Ich glaube, dass es für Vereine wie Paderborn einfacher ist wieder aufzusteig­en, als die Klasse in der Bundesliga zu halten. In der 2. Bundesliga ist vieles möglich. Wer hätte vor drei Jahren geglaubt, dass wir mit Paderborn in die Bundesliga aufsteigen? Sich dort zu halten, ist aus meiner Sicht schwierige­r, weil die finanziell­en Rahmenbedi­ngungen für solche Klubs gegenüber den etablierte­n Bundesligi­sten dann doch zu gering sind. Da muss viel zusammen passen, dass der Klassenerh­alt geschafft werden kann.

Wo zählen Sie den FCA hinzu? Krösche: Der FCA ist nach zehn Jahren in Folge in der Bundesliga ein etablierte­s Mitglied. Stefan Reuter und sein Team machen dort seit Jahren einen sensatione­llen Job.

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Foto: Jan Woitas, dpa Yussuf Poulsen und der Rest der Leipziger Mannschaft steigt bald in den Flieger, um in Budapest gegen Liverpool zu spielen. Dabei sollte eigentlich wegen Corona die Rei‰ setätigkei­t eingeschrä­nkt werden. Den Leipziger bleibt nach den Vorgaben der Uefa aber kaum eine andere Wahl.

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