Valentinstag: Diese Blumen wünschen sich Floristen
Zum Valentinstag binden Blumenhändler wieder bunte Sträuße, mit denen sich Frisch- und Immer-noch-Verliebte eine Freude machen. Floristen gehen an diesem Tag meist leer aus. Über welche Blumen sie sich freuen würden
Nicht nur zum Valentinstag gehen viele Floristen meist leer aus. Über welche Blumen sie sich freuen würden.
NeuburgSchrobenhausen Franz Wieland liebt Blumen. Jetzt, wo das Wetter gefühlt seit Wochen grau und schwer auf das Gemüt drückt, holt er sich am liebsten kräftige Farben ins Haus. Wer Franz Wieland kennt, der könnte ihm derzeit also mit einem bunten Frühlingsstrauß eine große Freude machen. Doch das wird nicht passieren. „Dir können wir’s eh nicht recht machen“, bekommt der Landschaftsgärtner, der unter dem Namen „Herr Franz“unterwegs ist, immer wieder zu hören. Und so wird er vermutlich auch am Valentinstag wieder leer ausgehen. „Es ist der Fluch von uns Floristen, dass wir nie Blumen bekommen.“
Der Blumenstrauß, über den sich Franz Wieland freuen würde, ist vor allem eines: umweltfreundlich. Denn der 38-Jährige ist darauf bedacht, möglichst viele Blumen aus Deutschland zu beziehen. „Ich halte mich für einen achtsamen Menschen. Und da muss es nicht sein, Blumen aus der ganzen Welt zu importieren“, sagt er. Deshalb stecken in seinem Strauß Lauch- und Gummiblumen aus Bayern sowie Rittersporn, Strandflieder und Ranunkeln aus Norddeutschland. Nur ein paar wenige Rosen gönnt er sich, weil diese aus Südamerika kommen. Wie frisch von der Wiese gepflückt sind sie arrangiert – ganz natürlich, so wie es Franz Wieland am liebsten mag. Denn: „Mit einem Biedermeier-Sträußchen hab ich’s nicht so.“
Natürlich mag es auch Hannah Blei aus Rennertshofen. Wer ihr eine Freude machen möchte, der greift am besten zu leuchtend gelben Mimosen. „Die liebe ich – und die duften wunderbar“, schwärmt die 24-jährige Floristin aus der Gärtnerei Schreiber. Der Strauß, den sie für sich auswählen würde, wäre wie eine bunte Blumenwiese – „mit ganz vielen kleinen Sachen, die es interessant machen, hinzuschauen“. Margariten, Windröschen, Tulpen, Johanniskraut, Pistazie, Eukalyptus, Strandflieder – all das findet sich in ihrem Gebinde.
Zum Valentinstag, so sagt sie, habe sie noch nie Blumen geschenkt bekommen. Wohl aber zu ihrem Geburtstag, und der ist just am 14. Februar. Wer bei der hübschen Rennertshofenerin Eindruck machen will, sollte allerdings die Finger von Rosen lassen. „Davon bin ich kein Fan“, sagt sie.
Wenn man Tatjana Müller fragt, wann sie ihren letzten Blumenstrauß geschenkt bekommen hat, dann muss auch die Floristin des Blumenladens „Vier Jahreszeiten“aus Stengelheim erst einmal überlegen. Nein, so richtig in Erinnerung sei ihr da niemand, sagt die 27-Jährige. Und wenn, dann liegt es schon Jahre zurück. Mit Lilatönen könnte man ihr derzeit aber eine große Freude machen. Deshalb hat sie für ihren Strauß auch Rosen und Tulpen in dieser Farbe gewählt. Dazu kommen Ranunkeln, Wachsblumen und Gerbera in rosé und lachs. Nostalgisch-verspielt – so würde sie ihren Favoriten beschreiben.
In eine ganz ähnliche Richtung geht auch der Geschmack von Ingrid Fürst. Ton in Ton, mit saisonalen Blumen – so mag es die 60-jährige Floristin aus Neuburg am liebsten. Das weiß auch ihr Mann Eduard, der sie immer wieder mal mit einem Strauß überrascht. Wobei sich die „Überraschung“für Ingrid Fürst meist ankündigt. „Wenn ich einen bestellten Blumenstrauß bei uns im Laden sehe, auf dem ein Name steht, den ich nicht kenne, dann hab ich meist schon eine Vermutung“, sagt sie augenzwinkernd.
Rosa- und pinkfarbene Rosen und Ranunkeln, Anemonen, Schneebälle und Hyazinthen – mit dieser Kombination könnte Eduard Fürst seiner Ingrid zu Valentinstag eine Freude machen. Mit roten Rosen könnte er dagegen nicht punkten. „Die sind mir zu klassisch“, lautet ihr Urteil.
Ein leuchtend gelber Blumenstrauß mit Rosen und Ranunkeln dürfte es dagegen für Brigitte Lehmann aus Burgheim sein. Auch sie bevorzugt einen einfarbigen Strauß vor einem bunten Allerlei. Die 66-jährige Floristin hätte sich vergangenes Jahr gerne in den Ruhestand verabschiedet. Doch für ihren Blumenladen fand sich kein Nachfolger – und dann kam Corona. Jetzt macht sie weiter, auch weil ihr sonst die Decke auf den Kopf fällt, wie sie sagt. Wie das Geschäft zu Valentinstag unter Lockdown-Bedingungen laufen wird, ist für sie wie für alle anderen Blumenhändler eine Überraschungskiste. Zwar können Blumensträuße bestellt und abgeholt werden. Doch werden dies auch jene Kunden tun, die ansonsten spontan in den Laden gekommen sind, um quasi in letzter Minute noch einen Strauß zu ergattern? Brigitte Lehmann weiß es nicht, genauso wenig wie ihre Branchenkollegen. Denn viele Supermarktketten haben bereits aufgerüstet und ihr Blumenangebot ausgebaut.
Als „riesen Sauerei“bezeichnet Diana Fink diesen Umstand. Die Floristin des Blumenhandwerks in Neuburg kann zwar nicht jammern, denn ihr Geschäft laufe in Anbetracht der Umstände wirklich gut.
Trotzdem vermisst sie die Solidarität der Lebensmittelhändler zu den Floristen, die ihrer Meinung nach darauf verzichten hätten sollen, ihre Blumenregale so massiv aufzufüllen.
Blumengebinde, wie sie Diana Fink liebt, gibt es dort aber ohnehin nicht. Die 45-Jährige mag es pur und echt. Ein Magnolienzweig, französische Tulpen und Gräser. Mehr braucht es nicht für den Wow-Effekt – vor allem dann, wenn sich die Magnolienblüten und die großen Tulpenköpfe öffnen.
Ihre Freunde würden sich nicht scheuen, der Floristin mit dem extravaganten Geschmack Blumen zu schenken. Erst zu ihrem Geburtstag hätte sie welche bekommen. „Die wissen schon, was ich mag. Lieber wenig, aber dafür ganz ganz oft!“
Fotos: Claudia Stegmann