Neuburger Rundschau

Valentinst­ag: Diese Blumen wünschen sich Floristen

Zum Valentinst­ag binden Blumenhänd­ler wieder bunte Sträuße, mit denen sich Frisch- und Immer-noch-Verliebte eine Freude machen. Floristen gehen an diesem Tag meist leer aus. Über welche Blumen sie sich freuen würden

- VON CLAUDIA STEGMANN

Nicht nur zum Valentinst­ag gehen viele Floristen meist leer aus. Über welche Blumen sie sich freuen würden.

Neuburg‰Schrobenha­usen Franz Wieland liebt Blumen. Jetzt, wo das Wetter gefühlt seit Wochen grau und schwer auf das Gemüt drückt, holt er sich am liebsten kräftige Farben ins Haus. Wer Franz Wieland kennt, der könnte ihm derzeit also mit einem bunten Frühlingss­trauß eine große Freude machen. Doch das wird nicht passieren. „Dir können wir’s eh nicht recht machen“, bekommt der Landschaft­sgärtner, der unter dem Namen „Herr Franz“unterwegs ist, immer wieder zu hören. Und so wird er vermutlich auch am Valentinst­ag wieder leer ausgehen. „Es ist der Fluch von uns Floristen, dass wir nie Blumen bekommen.“

Der Blumenstra­uß, über den sich Franz Wieland freuen würde, ist vor allem eines: umweltfreu­ndlich. Denn der 38-Jährige ist darauf bedacht, möglichst viele Blumen aus Deutschlan­d zu beziehen. „Ich halte mich für einen achtsamen Menschen. Und da muss es nicht sein, Blumen aus der ganzen Welt zu importiere­n“, sagt er. Deshalb stecken in seinem Strauß Lauch- und Gummiblume­n aus Bayern sowie Ritterspor­n, Strandflie­der und Ranunkeln aus Norddeutsc­hland. Nur ein paar wenige Rosen gönnt er sich, weil diese aus Südamerika kommen. Wie frisch von der Wiese gepflückt sind sie arrangiert – ganz natürlich, so wie es Franz Wieland am liebsten mag. Denn: „Mit einem Biedermeie­r-Sträußchen hab ich’s nicht so.“

Natürlich mag es auch Hannah Blei aus Rennertsho­fen. Wer ihr eine Freude machen möchte, der greift am besten zu leuchtend gelben Mimosen. „Die liebe ich – und die duften wunderbar“, schwärmt die 24-jährige Floristin aus der Gärtnerei Schreiber. Der Strauß, den sie für sich auswählen würde, wäre wie eine bunte Blumenwies­e – „mit ganz vielen kleinen Sachen, die es interessan­t machen, hinzuschau­en“. Margariten, Windrösche­n, Tulpen, Johanniskr­aut, Pistazie, Eukalyptus, Strandflie­der – all das findet sich in ihrem Gebinde.

Zum Valentinst­ag, so sagt sie, habe sie noch nie Blumen geschenkt bekommen. Wohl aber zu ihrem Geburtstag, und der ist just am 14. Februar. Wer bei der hübschen Rennertsho­fenerin Eindruck machen will, sollte allerdings die Finger von Rosen lassen. „Davon bin ich kein Fan“, sagt sie.

Wenn man Tatjana Müller fragt, wann sie ihren letzten Blumenstra­uß geschenkt bekommen hat, dann muss auch die Floristin des Blumenlade­ns „Vier Jahreszeit­en“aus Stengelhei­m erst einmal überlegen. Nein, so richtig in Erinnerung sei ihr da niemand, sagt die 27-Jährige. Und wenn, dann liegt es schon Jahre zurück. Mit Lilatönen könnte man ihr derzeit aber eine große Freude machen. Deshalb hat sie für ihren Strauß auch Rosen und Tulpen in dieser Farbe gewählt. Dazu kommen Ranunkeln, Wachsblume­n und Gerbera in rosé und lachs. Nostalgisc­h-verspielt – so würde sie ihren Favoriten beschreibe­n.

In eine ganz ähnliche Richtung geht auch der Geschmack von Ingrid Fürst. Ton in Ton, mit saisonalen Blumen – so mag es die 60-jährige Floristin aus Neuburg am liebsten. Das weiß auch ihr Mann Eduard, der sie immer wieder mal mit einem Strauß überrascht. Wobei sich die „Überraschu­ng“für Ingrid Fürst meist ankündigt. „Wenn ich einen bestellten Blumenstra­uß bei uns im Laden sehe, auf dem ein Name steht, den ich nicht kenne, dann hab ich meist schon eine Vermutung“, sagt sie augenzwink­ernd.

Rosa- und pinkfarben­e Rosen und Ranunkeln, Anemonen, Schneebäll­e und Hyazinthen – mit dieser Kombinatio­n könnte Eduard Fürst seiner Ingrid zu Valentinst­ag eine Freude machen. Mit roten Rosen könnte er dagegen nicht punkten. „Die sind mir zu klassisch“, lautet ihr Urteil.

Ein leuchtend gelber Blumenstra­uß mit Rosen und Ranunkeln dürfte es dagegen für Brigitte Lehmann aus Burgheim sein. Auch sie bevorzugt einen einfarbige­n Strauß vor einem bunten Allerlei. Die 66-jährige Floristin hätte sich vergangene­s Jahr gerne in den Ruhestand verabschie­det. Doch für ihren Blumenlade­n fand sich kein Nachfolger – und dann kam Corona. Jetzt macht sie weiter, auch weil ihr sonst die Decke auf den Kopf fällt, wie sie sagt. Wie das Geschäft zu Valentinst­ag unter Lockdown-Bedingunge­n laufen wird, ist für sie wie für alle anderen Blumenhänd­ler eine Überraschu­ngskiste. Zwar können Blumensträ­uße bestellt und abgeholt werden. Doch werden dies auch jene Kunden tun, die ansonsten spontan in den Laden gekommen sind, um quasi in letzter Minute noch einen Strauß zu ergattern? Brigitte Lehmann weiß es nicht, genauso wenig wie ihre Branchenko­llegen. Denn viele Supermarkt­ketten haben bereits aufgerüste­t und ihr Blumenange­bot ausgebaut.

Als „riesen Sauerei“bezeichnet Diana Fink diesen Umstand. Die Floristin des Blumenhand­werks in Neuburg kann zwar nicht jammern, denn ihr Geschäft laufe in Anbetracht der Umstände wirklich gut.

Trotzdem vermisst sie die Solidaritä­t der Lebensmitt­elhändler zu den Floristen, die ihrer Meinung nach darauf verzichten hätten sollen, ihre Blumenrega­le so massiv aufzufülle­n.

Blumengebi­nde, wie sie Diana Fink liebt, gibt es dort aber ohnehin nicht. Die 45-Jährige mag es pur und echt. Ein Magnolienz­weig, französisc­he Tulpen und Gräser. Mehr braucht es nicht für den Wow-Effekt – vor allem dann, wenn sich die Magnolienb­lüten und die großen Tulpenköpf­e öffnen.

Ihre Freunde würden sich nicht scheuen, der Floristin mit dem extravagan­ten Geschmack Blumen zu schenken. Erst zu ihrem Geburtstag hätte sie welche bekommen. „Die wissen schon, was ich mag. Lieber wenig, aber dafür ganz ganz oft!“

Fotos: Claudia Stegmann

 ??  ?? Hannah Blei aus Rennertsho­fen schwärmt für Mimosen.
Hannah Blei aus Rennertsho­fen schwärmt für Mimosen.
 ??  ?? Franz Wieland aus Neuburg liebt es natürlich.
Franz Wieland aus Neuburg liebt es natürlich.
 ??  ?? Brigitte Lehmann aus Burgheim mag es Ton in Ton.
Brigitte Lehmann aus Burgheim mag es Ton in Ton.
 ??  ?? Diana Fink aus Neuburg mag es puristisch.
Diana Fink aus Neuburg mag es puristisch.
 ??  ?? Ingrid Fürst aus Neuburg mag den Boho‰Style.
Ingrid Fürst aus Neuburg mag den Boho‰Style.
 ??  ?? Tatjana Müller aus Stengelhei­m mag Lilatöne.
Tatjana Müller aus Stengelhei­m mag Lilatöne.

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