Neuburger Rundschau

Drakonisch­es Norwegen

Beim Strafmaß verlieren manche Länder Maß und Ziel

- VON MARKUS BÄR

Andere Länder, andere Sitten. Das gilt für vieles, auch für Strafen. Norweger sind in unserem Bewusstsei­n wohl eher nicht als Volk mit extremen Denkweisen präsent. Eher als ein solches mit – dank Nordseeöls – extremem Wohlstand. Was im Königreich sicher für viel Entspannun­g im Leben sorgt. Darum irritierte uns auch die Nachricht, dass die Polizei in Nordnorweg­en einen ausländisc­hen Lkw-Fahrer, der zweimal kurz hintereina­nder ohne Schneekett­en erwischt wurde, des Landes verwies. Und damit nicht genug: Er darf auch zwei volle Jahre nicht mehr einreisen. Gleich zwei Jahre? Das dünkt uns doch reichlich. Fast schon drakonisch. Für drakonisch­e Strafen sind ja bislang eher Länder wie SaudiArabi­en, China oder die USA zuständig. Wobei selbst die Briten zumindest bei Corona auch kein Pardon mehr kennen. Wer etwa verschweig­t, dass er aus einem Hochrisiko­land kommt, dem blühen nun bis zu zehn Jahre Knast.

Apropos Corona: Da tun sich manche Staaten nicht nur mit drakonisch­en, sondern auch eigentümli­chen Bußauflage­n hervor: In Indonesien etwa musste ein Kraftradfa­hrer ohne Maske, wie berichtet, Liegestütz­en ableisten. Andere wiederum wurden genötigt, öffentlich die Nationalhy­mne zu singen. Wäre das auch ein Weg bei uns? Hm. Schwierig. Man stelle sich einen völkisch gesinnten Maskenverw­eigerer mit Reichskrie­gsflagge vor, der von der Polizei genötigt wird, öffentlich das Deutschlan­dlied zu singen. Das würde nicht nur uns irritieren. Sondern sicher auch die Norweger. Da bleiben wir lieber auf dem Teppich – und ziehen bei Bedarf klaglos Schneekett­en auf.

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