Drakonisches Norwegen
Beim Strafmaß verlieren manche Länder Maß und Ziel
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt für vieles, auch für Strafen. Norweger sind in unserem Bewusstsein wohl eher nicht als Volk mit extremen Denkweisen präsent. Eher als ein solches mit – dank Nordseeöls – extremem Wohlstand. Was im Königreich sicher für viel Entspannung im Leben sorgt. Darum irritierte uns auch die Nachricht, dass die Polizei in Nordnorwegen einen ausländischen Lkw-Fahrer, der zweimal kurz hintereinander ohne Schneeketten erwischt wurde, des Landes verwies. Und damit nicht genug: Er darf auch zwei volle Jahre nicht mehr einreisen. Gleich zwei Jahre? Das dünkt uns doch reichlich. Fast schon drakonisch. Für drakonische Strafen sind ja bislang eher Länder wie SaudiArabien, China oder die USA zuständig. Wobei selbst die Briten zumindest bei Corona auch kein Pardon mehr kennen. Wer etwa verschweigt, dass er aus einem Hochrisikoland kommt, dem blühen nun bis zu zehn Jahre Knast.
Apropos Corona: Da tun sich manche Staaten nicht nur mit drakonischen, sondern auch eigentümlichen Bußauflagen hervor: In Indonesien etwa musste ein Kraftradfahrer ohne Maske, wie berichtet, Liegestützen ableisten. Andere wiederum wurden genötigt, öffentlich die Nationalhymne zu singen. Wäre das auch ein Weg bei uns? Hm. Schwierig. Man stelle sich einen völkisch gesinnten Maskenverweigerer mit Reichskriegsflagge vor, der von der Polizei genötigt wird, öffentlich das Deutschlandlied zu singen. Das würde nicht nur uns irritieren. Sondern sicher auch die Norweger. Da bleiben wir lieber auf dem Teppich – und ziehen bei Bedarf klaglos Schneeketten auf.