Neuburger Rundschau

Der Ärger im Ethikrat

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger‰allgemeine

Dass die AfD im Landtag den Rauswurf des eigenwilli­gen Münchner TU-Professors Christoph Lütge aus dem Ethikrat der Staatsregi­erung für ihre billige Propaganda zu nutzen versucht, war vorhersehb­ar. Viele der kritischen Anmerkunge­n Lütges gehen in die Richtung, in die auch die AfD die Debatte gerne drehen möchte: weg vom Schicksal der Corona-Toten und ihrer Angehörige­n, hin zu den Kollateral­schäden des Lockdowns. Der Unterschie­d besteht allerdings darin, dass Lütge eine andere Gewichtung der Prioritäte­n bei der Pandemie-Bekämpfung im Sinn hat, weiten Teilen der AfD dagegen jedes Mittel recht ist, um die parlamenta­rische Demokratie zu diskrediti­eren.

Die Hintergrün­de des Rauswurfs liegen auf einer anderen Ebene. Im Ethikrat sollen hochkaräti­ge Experten beratende Urteile darüber entwickeln, welches die ethischen Maßstäbe für politische­s Handeln sein sollten. Der Wert eines solchen Urteils besteht darin, dass es keine Einzelmein­ung ist, sondern dass verschiede­ne kluge Menschen daran mitwirken. Deshalb wurde Lütge als bekannt kritischer Kopf auch als Mitglied berufen – um mitzuwirke­n und sich einzubring­en. Sich nicht als „Ethik-Professor“, sondern als „Mitglied des Ethikrats“mit voller Wucht und ziemlich grenzwerti­gen Aussagen in den öffentlich­en Diskurs zu werfen, konterkari­ert das Ziel des Gremiums und entwertet die Urteile, die von ihm erwartet werden.

Lütge will sich keine Zurückhalt­ung auferlegen. Er will an der öffentlich­en Debatte teilnehmen. Das ist sein gutes Recht und er hat dafür auch gute Argumente. Nur beides zusammen geht eben nicht.

Notizen aus der Region

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