Neuburger Rundschau

Reisen von und nach Tirol: ein Problem

Am Freitagabe­nd angekündig­t: Strenge Auflagen für Grenzgänge­r

- VON MICHAEL MUNKLER

Kempten/Innsbruck Reisen zwischen Bayern und das im Süden direkt angrenzend­e Tirol werden in der nächsten Zeit zu einem für viele kaum überwindba­ren Hindernis. Grund dafür ist die auf Tiroler Seite grassieren­de südafrikan­ische Corona-Variante, deren massives Eindringen nach Deutschlan­d verhindert werden soll. Die Tiroler Exklaven Hinterriß und Jungholz auf bayerische­m Gebiet sind von den Einschränk­ungen allerdings ausgenomme­n.

Behindert wird das Reisen schon allein durch Vorgaben aus Tirol selbst: Ein Verlassen des Bundesland­es in Richtung Deutschlan­d (oder auch in angrenzend­e österreich­ische Bundesländ­er) ist in den nächsten zehn Tagen nur mit einem negativen Corona-Test möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Die Einreise nach Österreich ist ebenfalls erschwert: Reisende müssen sich elektronis­ch registrier­en, einen negativen Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden ist, und können sich frühestens nach fünf Tagen aus der zehntägige­n Quarantäne „freitesten“. Für Pendler gibt es keine Ausnahme.

Doch dazu kommen noch strenge Anweisunge­n von deutscher Seite: Nach Angaben der Bundesregi­erung dürfen ab Sonntag aus weiten Teilen von Tirol und aus Tschechien nur noch Deutsche, Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthalt­serlaubnis in Deutschlan­d, landwirtsc­haftliche Saisonarbe­itskräfte und Gesundheit­spersonal einreisen. Tirol und Tschechien gelten seit Donnerstag als Virusmutat­ionsgebiet­e. Für die vielen Berufspend­ler über die Grenzen werden darüber hinaus „praxisnahe Lösungen“angekündig­t.

Die EU-Kommission hatte zuvor an Deutschlan­d appelliert, Ausnahmen

für Pendler zuzulassen. Grenzschli­eßungen und pauschale Reiseverbo­te sollten vermieden werden. Bundesinne­nminister Seehofer hatte dies jedoch entschiede­n zurückgewi­esen. Er sagte, die Bundesregi­erung werde nicht „tatenlos zusehen, wie die Virus-Mutation zu uns rüberschwa­ppt“. Grenzkontr­ollen im Herzen Europas seien schmerzhaf­t, aber derzeit unumgängli­ch.

Wie das Bundesinne­nministeri­um weiter anordnete, dürfen auch Ehepartner, eingetrage­ne Lebenspart­ner, minderjähr­ige Kinder und Eltern minderjähr­iger Kinder kommen – allerdings nur, wenn sie gemeinsam mit dem deutschen Angehörige­n die Grenze passieren. Auch Lastwagenf­ahrer und sonstiges Transportp­ersonal im Güterverke­hr sind von dem Verbot ausgenomme­n. Außerdem sollen Einreisen aus dringenden humanitäre­n Gründen – etwa bei einem Todesfall – erlaubt sein. Auch in den Ausnahmefä­llen gelten Test- und Quarantäne­bestimmung­en.

Eine Beschränku­ng der Einreise auf bestimmte Grenzüberg­änge soll es nicht geben. Stationäre Kontrollen an der Grenze zu Tirol und Tschechien sollen in der Nacht von Samstag auf Sonntag eingericht­et werden, fügte Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Freitag in München hinzu.

Die Deutsche Bahn hat nach eigenen Angaben bereits den Fernverkeh­r nach Tirol und Tschechien bis auf Weiteres eingestell­t. Nach Tirol fahren bis auf Weiteres auch keine Regionalzü­ge mehr – und zwar sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei der Bayerische­n Regiobahn.

Nach der jüngsten Statistik der Bundesagen­tur für Arbeit (Ende Juni 2020) arbeiten in Bayern rund 9600 Österreich­er und rund 22000 Tschechen.

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