Reisen von und nach Tirol: ein Problem
Am Freitagabend angekündigt: Strenge Auflagen für Grenzgänger
Kempten/Innsbruck Reisen zwischen Bayern und das im Süden direkt angrenzende Tirol werden in der nächsten Zeit zu einem für viele kaum überwindbaren Hindernis. Grund dafür ist die auf Tiroler Seite grassierende südafrikanische Corona-Variante, deren massives Eindringen nach Deutschland verhindert werden soll. Die Tiroler Exklaven Hinterriß und Jungholz auf bayerischem Gebiet sind von den Einschränkungen allerdings ausgenommen.
Behindert wird das Reisen schon allein durch Vorgaben aus Tirol selbst: Ein Verlassen des Bundeslandes in Richtung Deutschland (oder auch in angrenzende österreichische Bundesländer) ist in den nächsten zehn Tagen nur mit einem negativen Corona-Test möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Die Einreise nach Österreich ist ebenfalls erschwert: Reisende müssen sich elektronisch registrieren, einen negativen Test vorlegen, der nicht älter als 72 Stunden ist, und können sich frühestens nach fünf Tagen aus der zehntägigen Quarantäne „freitesten“. Für Pendler gibt es keine Ausnahme.
Doch dazu kommen noch strenge Anweisungen von deutscher Seite: Nach Angaben der Bundesregierung dürfen ab Sonntag aus weiten Teilen von Tirol und aus Tschechien nur noch Deutsche, Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland, landwirtschaftliche Saisonarbeitskräfte und Gesundheitspersonal einreisen. Tirol und Tschechien gelten seit Donnerstag als Virusmutationsgebiete. Für die vielen Berufspendler über die Grenzen werden darüber hinaus „praxisnahe Lösungen“angekündigt.
Die EU-Kommission hatte zuvor an Deutschland appelliert, Ausnahmen
für Pendler zuzulassen. Grenzschließungen und pauschale Reiseverbote sollten vermieden werden. Bundesinnenminister Seehofer hatte dies jedoch entschieden zurückgewiesen. Er sagte, die Bundesregierung werde nicht „tatenlos zusehen, wie die Virus-Mutation zu uns rüberschwappt“. Grenzkontrollen im Herzen Europas seien schmerzhaft, aber derzeit unumgänglich.
Wie das Bundesinnenministerium weiter anordnete, dürfen auch Ehepartner, eingetragene Lebenspartner, minderjährige Kinder und Eltern minderjähriger Kinder kommen – allerdings nur, wenn sie gemeinsam mit dem deutschen Angehörigen die Grenze passieren. Auch Lastwagenfahrer und sonstiges Transportpersonal im Güterverkehr sind von dem Verbot ausgenommen. Außerdem sollen Einreisen aus dringenden humanitären Gründen – etwa bei einem Todesfall – erlaubt sein. Auch in den Ausnahmefällen gelten Test- und Quarantänebestimmungen.
Eine Beschränkung der Einreise auf bestimmte Grenzübergänge soll es nicht geben. Stationäre Kontrollen an der Grenze zu Tirol und Tschechien sollen in der Nacht von Samstag auf Sonntag eingerichtet werden, fügte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Freitag in München hinzu.
Die Deutsche Bahn hat nach eigenen Angaben bereits den Fernverkehr nach Tirol und Tschechien bis auf Weiteres eingestellt. Nach Tirol fahren bis auf Weiteres auch keine Regionalzüge mehr – und zwar sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei der Bayerischen Regiobahn.
Nach der jüngsten Statistik der Bundesagentur für Arbeit (Ende Juni 2020) arbeiten in Bayern rund 9600 Österreicher und rund 22000 Tschechen.