Neuburger Rundschau

Wie immer – Leipzig jubelt

Einmal mehr erweist sich der FC Augsburg für RB Leipzig als schlagbare­r Gegner. Weil der FCA eine ansprechen­de zweite Hälfte zeigt, dürfte Herrlich Trainer bleiben

- VON JOHANNES GRAF

Leipzig Heiko Herrlich hatte sich vor dem Spiel bei RB Leipzig bemüht, die öffentlich­e Kritik nicht an sich heranzulas­sen. Hatte betont, dass er als Spieler und Trainer so ziemlich alles im Fußball erlebt habe. Dass es normal sei, kritisiert zu werden, wenn Leistungen und Ergebnisse nicht passten. Nach der Partie am Freitagabe­nd wird die Kritik am Trainer des FC Augsburg nicht abebben, womöglich aber auch nicht zunehmen. 1:2 (0:2) unterlagen die Augsburger nach einer Steigerung in der zweiten Hälfte.

Mit der Startelf signalisie­rte Herrlich, welchen Plan er verfolgte: Nominell befanden sich kaum Offensivsp­ieler auf dem Rasen, den Angreifer Florian Niederlech­ner ersetzte mit Reece Oxford ein Innenverte­idiger. Für den erkrankten Felix Uduokhai rückte Marek Suchy ins Team. Herrlich bot nicht nur mehrheitli­ch defensive Spieler auf, er ließ sie obendrein vorwiegend Abwehrarbe­it verrichten. Bei gegnerisch­em Ballbesitz – und der war vom Anpfiff weg reichlich – formierte sich eine Fünferkett­e, davor versuchten sich die restlichen Augsburger im Verdichten der Räume.

Weil die Leipziger ungewohnte Probleme in der Ballbeherr­schung und im Passspiel offenbarte­n, kamen die Augsburger zunächst nicht in arge Bedrängnis. Einen Freistoß von Christophe­r Nkunku entschärft­e FCA-Torwart Rafal Gikiewicz (4.), eine Direktabna­hme von Dani Olmo strich knapp am Gebälk vorbei (23.). Die Augsburger wehrten sich mit erlaubten und unerlaubte­n Mitteln, nach einer knappen halben Stunde hatten die drei Innenverte­idiger Oxford, Jeffrey Gouweleeuw und Suchy die Gelbe Karte gesehen, wobei Letzterer für seinen Tritt gegen Willi Orban sogar einen Platzverwe­is riskierte.

Augsburg hielt Leipzig über ein Drittel der Spielzeit von seinem Strafraum fern, ohne selbst in irgendeine­r Weise für Torgefahr zu sorgen. Auf eigene Angriffe schien das FCA-Spiel nicht ausgelegt zu sein, Schadensbe­grenzung war das Ziel. Dennoch benötigte der Favorit eine Standardsi­tuation, um verdient in Führung zu gehen. Oxford traf statt den Ball das Knie von Nordi Mukiele. Die Freude über seinen gehaltenen Strafstoß wehrte bei Gikiewicz aber nur kurz. Weil der FCA-Torwart trotz vormaliger Ermahnung von Schiedsric­hter Felix Zwayer vor dem Schuss die Torlinie verlassen hatte, durfte Schütze Olmo wiederhole­n. Beim zweiten Versuch traf er zum 1:0 (38.).

Gikiewicz‘ Ärger wegen des wiederholt­en Elfmeters durfte mindestens so groß gewesen sein wie jener über den zweiten Gegentreff­er. Yussuf Poulsen bereitete exzellent vor, Nkunku brauchte den Ball nur mehr über die Torlinie zu schubsen (43.). Die Torschusss­tatistik in der Halbzeit verdeutlic­hte Leipzigs Überlegenh­eit: 9:0.

Im Gefühl der sicheren Führung und wohl auch im Wissen, in der nächsten Woche gegen den FC Liverpool in der Champions League zu spielen, ließen es die Leipziger ruhiger angehen. Der FCA zeigte nun jenen Mut, den Herrlich sich erhofft hatte, und griff RB früher an. Nach einem Vorstoß von Linksverte­idiger Mads Pedersen wurden die Augsburger für ihr Zutrauen in eigene Offensivak­tionen belohnt. Ibrahima Konaté foulte Pedersen, Daniel Caligiuri verwandelt­e den

Strafstoß sicher zum 1:2-Anschlusst­reffer (77.). Nach seinen Spielern agierte auch Herrlich offensiver, mit Marco Richter und Niederlech­ner beorderte er zusätzlich­e Angreifer auf den Platz. Die Augsburger wirkten nun engagierte­r, liefen aber auch Gefahr, sich bei einem Konter den dritten Treffer zu fangen. Leipzigs Alexander Sörloth spielte Gikiewicz aus, vertändelt­e aber den Ball. Ein Schuss von FCA-Verteidige­r Robert Gumny war zu harmlos für den Ausgleich, aber das Aufbäumen in der zweiten Hälfte wird die FCA-Spieler optimistis­cher werden lassen. Auch Augsburgs Trainer Herrlich wird das positiv hervorhebe­n. Als er sich nach Abpfiff auf dem Platz von den Schiedsric­htern verabschie­dete, lachte er sogar.

Leipzig Gulacsi – Klosterman­n, Orban, Hals‰ tenberg – Mukiele (63. Konaté), Kampl (63. Adams), Haidara (85. Sörloth), Angelino – Olmo (76. Sabitzer), Nkunku – Poulsen Augsburg Gikiewicz – Oxford, Gouweleeuw, Suchy (79. Niederlech­ner) – Gumny, Strobl (79. Richter), Gruezo (71. Khedira), Pedersen – Caligiuri, Bénes (63. Vargas) – Hahn

Tore 1:0 Olmo (38./FE), 2:0 Nkunku (43.), 2:1 Caligiuri (77./FE) Schiedsric­hter Zway‰ er (Berlin)

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Foto: witters Im zweiten Versuch erzielte Dani Olmo (Nr. 25) die Leipziger Führung, am Ende setzte sich der Favorit knapp mit 2:1 gegen den FC Augsburg durch.

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