Glanz und Sorgen
Die Münchner nehmen von ihrem Trip nach Katar neben dem Weltpokal auch Probleme mit nach Hause. Neben Thomas Müller fällt ein weiterer Offensivspieler aus
München Wenn sich die Fifa auf etwas versteht, dann auf die Wahl der richtigen Politur. Das Aufeinandertreffen hervorragender Teams mit fünf Mannschaften eher überschaubarer Qualität wird zur Klub-Weltmeisterschaft ausgerufen. Verbale Funkelei. Die Veranstalter jedes Gemüsepokals haben es sich mittlerweile zu eigen gemacht, den Spieler des Turniers zu wählen. Bei Freizeitturnieren wird die Auszeichnung gerne anhand der Leistung an der Bar vergeben. Das kann die Fifa natürlich so nicht handhaben – allein schon weil es in Katar nicht sonderlich viele Bars gibt.
Daher hat sie eine „Technische Studiengruppe“(TSG) eingesetzt, auf dass unter wirklich objektivierbaren Maßgaben der beste Akteur des Turnier ermittelt wird. Die TSG prämierte schließlich Robert Lewandowski. Der habe nicht nur zwei Treffer im Halbfinale erzielt, sondern im Endspiel auch noch das Siegtor von Benjamin Pavard mit dem Kopf vorbereitet. Kleiner Schönheitsfehler: Es war Lewandowskis Hand, die den Weg zum einzigen Treffer gegen Tigres bahnte. Das Tor hätte nicht zählen dürfen. An derartigen Kleinigkeiten stört sich ein großer Geist nicht.
Da Lewandowski zudem auch noch zweimal den „Alibaba Cloud Match Award“als bester
Spieler der Partie erhielt, brachte er allerhand Hochglanzpoliertes mit jenem Flieger nach Hause, in dem die Münchner kurz nach
Spielschluss der Sonne Katars entschwanden.
Nicht an Bord des Klub-Weltmeisters befand sich Thomas Müller, der noch vor dem Endspiel positiv auf Corona getestet worden war und dementsprechend von der Mannschaft getrennt den Heimflug antreten musste – in einer Art Sanitätsflugzeug. Der 31-Jährige soll aber beschwerdefrei sein. So reisten die Bayern aber nicht nur mit der sechsten Trophäe, die sie binnen eines Jahres errungen hatten, heim – sondern auch noch mit einigen Sorgen. Neben Müller müssen die Münchner in den kommenden Wochen auch noch auf Serge Gnabry verzichten, der sich einen Muskelfaserriss zuzog. In welcher Form sich Leon Goretzka und Javi Martínez befinden, die ihrerseits wegen einer Corona-Erkrankung den Trip nach Katar gar nicht antreten konnten, wird Trainer Hansi Flick erst am Sonntag sehen. Bis dahin hat er der Mannschaft zwei freie Tage verordnet.
Am Montag steht dann schon das Heimspiel gegen Bielefeld an, vier Tage später geht es in das Spitzenspiel bei Eintracht Frankfurt, gefolgt vom ersten Duell des Achtelfinals in der Champions League bei Lazio Rom. Meisterschale und Henkelpott: Trophäen, die doch bei genauerem Hinsehen noch mehr Glanz versprühen als Weltpokal und der Alibaba Cloud Match Award.