Neuburger Rundschau

Debakel auf weiter Flur

Peiffer & Co fahren das schlechtes­te Sprint-Ergebnis bei einer WM ein. Sowohl in der Loipe als auch am Schießstan­d versagen die Deutschen. Für die Verfolgung am Sonntag ist das eine miserable Voraussetz­ung

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Pokljuka Nach dem historisch­en WM-Debakel suchte Biathlet Arnd Peiffer keine Ausreden. „Wenn wir nicht liefern, haben wir keine Argumente. Wir als Athleten müssen uns an die eigene Nase fassen“, sagte der Olympiasie­ger nach dem desaströse­n Auftritt des deutschen Quartetts.

Während am Freitag der vom Bayern Johannes Lukas betreute Schwede Martin Ponsiluoma im Sprint über die zehn Kilometer seinen ersten Weltmeiste­rtitel bejubelte, mussten die deutschen Skijäger im slowenisch­en Pokljuka den nächsten Nackenschl­ag wegstecken. Peiffer auf Rang 36, Ex-Weltmeiste­r Benedikt Doll auf Platz 39, Johannes Kühn als 45. und Erik Lesser als 66. – so schlecht waren die Deutschen bei einer WM noch nie.

„Ich habe mich unterwegs ge‰ fragt, warum ich Teil der WM‰Mannschaft bin. Das war von vorne bis hinten ein Griff ins Klo.“

Erik Lesser

Noch schlimmer: Lesser verpasste sogar die Qualifikat­ion für die Verfolgung am Sonntag. „Ich habe mich unterwegs gefragt, warum ich Teil der WM-Mannschaft bin. Das war von vorne bis hinten ein Griff ins Klo“, fand auch der schon in der Mixed-Staffel enttäusche­nde Lesser, 32, deutliche Worte: „Was hier abgeht, kann ich mir nicht erklären. Mit so einer Leistung biete ich mich für nichts mehr an.“

Nach dem verpatzten Auftakt mit Platz sieben in der Mixed-Staffel gilt es nun ganz schnell, die Köpfe wieder frei zu kriegen. Nicht nur Bundestrai­ner Mark Kirchner ist mehr denn je als Psychologe gefragt. „So lang ist eine WM ja auch nicht. Wir müssen uns verbessern“, sagte Peiffer, 33. Im Jagdrennen am Sonntag müssen nun die Teilleistu­ngen stim

um wieder Selbstvert­rauen zu tanken. „Es ist der Wurm drin. Ich habe Bedenken, dass sie sich jetzt in ein Loch eingraben“, sagte ARDExperti­n und Rekord-Weltmeiste­rin Magdalena Neuner. Vor allem am Schießstan­d lief bei Peiffer & Co nichts zusammen.

Während Sieger Ponsiluoma und der zweitplatz­ierte Franzose Simon Desthieux fehlerfrei blieben, schossen die Deutschen insgesamt zwölf Fehler: Peiffer und Lesser je zwei, Doll und Kühn je vier. Dritter wurde der Franzose Emilien Jacquelin mit einer Strafrunde. Die favorisier­ten Norweger um Star Johannes Thingnes Bö (5.) gingen leer aus. „Das ist wie ein Schlag ins Gesicht“, sagte Bö in der ARD. Während Peiffer und Lesser nach der Mixed-Staffel noch über eine falsche Materialme­n, wahl geklagt hatten, waren sie diesmal bei minus elf Grad Celsius, leichtem Schneefall und Windstille auf der 1350 Meter gelegenen Hochebene mit ihrer eigenen Leistung nicht konkurrenz­fähig. Einzig die Laufzeiten bei Doll, 30, und Kühn, 29, passten. „Das war ein schlechtes Stehendsch­ießen und dann war das Rennen im Prinzip schon gelaufen. Das Material hat gepasst. Aber ich hatte in der letzten Runde ein paar Magenprobl­eme, optimal war es beim Laufen nicht“, sagte Peiffer. Auch Doll war frustriert, wirkte fast schon ratlos. Beim Anschießen passte noch alles, im Rennen ging dann mit dem Gewehr nichts zusammen. „Mich ärgert das richtig. Die ersten beiden Fehler haben mich aus meinem Vorhaben geschmisse­n“, sagte der Schwarzwäl­der.

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Foto: Joel Marklund, dpa Kaum einer hinter ihm, aber viele vor ihm: Arnd Peiffer war als 36. bester Deutscher.

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