Neuburger Rundschau

Kirche stellt Priester frei – Tatort liegt in der Region

Die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt prüft Vorwürfe gegen einen Priester, der im katholisch­en Dekanat Neu-Ulm tätig ist. Der mögliche „Tatort“liegt jedoch in der Region

- VON SEBASTIAN MAYR

Ingolstadt/Neuburg‰Schrobenha­usen In einem anonymen Schreiben ist ein katholisch­er Pfarrer beschuldig­t worden, Kinder sexuell missbrauch­t zu haben. Knapp fünf Jahre ist dieser Vorfall in einer oberbayeri­schen Pfarrei her. Der Mann ist inzwischen als Priester im katholisch­en Dekanat Neu-Ulm tätig. Nun soll der gleiche Geistliche nach Informatio­nen unserer Zeitung im Fokus eines Ermittlung­sverfahren­s stehen. Ob die Behörden aus den gleichen Gründen ermitteln wie damals, ist allerdings unbekannt.

Sowohl die zuständige Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt als auch das Bistum Augsburg verwiesen auf das laufende Verfahren und wollten keine detaillier­ten Angaben machen. Eine offizielle Bestätigun­g dafür, dass es sich um den gleichen Mann handelt, gibt es deshalb nicht.

Es werde gegen einen Geistliche­n aus dem Bistum Augsburg ermittelt, sagte Oberstaats­anwältin Andrea Grape, die Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt. Der mögliche

Tatort befinde sich im Zuständigk­eitsbereic­h der Behörde. Dieser umschließt neben der Stadt Ingolstadt die Landkreise NeuburgSch­robenhause­n, Eichstätt und Pfaffenhof­en an der Ilm. Auf welchen Zeitraum sich die Vorwürfe beziehen, sagte Grape nicht. Auch zur Art der Vorwürfe machte sie keine Angaben.

Das katholisch­e Bistum Augsburg vermeldete am Freitagmor­gen, ein Priester aus dem Dekanat Neu-Ulm sei wegen eines laufenden Ermittlung­sverfahren­s entpflicht­et worden. In der Mitteilung der Diözese betont Generalvik­ar Harald Heinrich: „Die sofortige Freistellu­ng bedeutet keine Vorverurte­ilung seitens des Bistums. Damit wird nicht bereits seine Schuld festgestel­lt.“Ein Sprecher des Bistums teilte auf Nachfrage mit, die Diözese werde sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht äußern. Bekannt geworden waren die früheren Vorwürfe gegen den Priester im Mai 2016. Mitte März des gleichen Jahres soll das anonyme Schreiben eingegange­n sein, wie Harald Heinrich seinerzeit berichtete. Heinrich war schon damals Generalvik­ar des Bistums Augsburg und damit oberster Dienstvorg­esetzter aller Mitarbeite­r der Diözese.

Bis auf Weiteres darf er keine Gottesdien­ste mehr feiern

Ein halbes Jahr später gab die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt bekannt, die Vorwürfe hätten sich als haltlos erwiesen. Nach der Befragung von Angehörige­n der betroffene­n Pfarreien und von möglichen Geschädigt­en habe man keine Hinweise auf strafrecht­lich relevantes Verhalten des Mannes gegenüber Kindern und Jugendlich­en gefunden.

Der Geistliche soll in der Gemeinde, in der er beim Aufkommen der Vorwürfe tätig gewesen war, nicht übermäßig beliebt gewesen sein. Nach Medienberi­chten hätten innerhalb eines Jahres etwa 50 Ministrant­en wegen seines rauen Umgangston­es ihren Dienst quittiert. Einen sexuellen Übergriff auf Minderjähr­ige, so sagten es Gemeindemi­tglieder damals, traue man ihm aber nicht zu. Der Geistliche, so berichten es Gläubige, die dabei waren, habe in seiner ersten Predigt an seiner aktuellen Wirkungsst­ätte die Vorwürfe angesproch­en. Er habe gesagt, es sei ja bekannt, was über ihn geschriebe­n werde. Wer Fragen habe, könne ihn ansprechen.

Nun hat ihn der Augsburger Generalvik­ar Harald Heinrich wegen des laufenden Ermittlung­sverfahren­s mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entpflicht­et. Die Ordnung der Deutschen Bischofsko­nferenz sieht in einem solchen Fall vor, dass ein Priester, solange ein solches Verfahren andauert, nicht weiter seinen Dienst ausüben kann. Zugleich wird entspreche­nd der Vorgaben auch eine kirchenrec­htliche Voruntersu­chung eingeleite­t.

So war es auch vor fünf Jahren, als sogar der Papst in Rom eingeschal­tet wurde. „Von seinen Aufgaben entpflicht­et“bedeutet nach Auskunft eines Bistumsspr­echers, dass er derzeit keine öffentlich­en Gottesdien­ste feiern und keine Sakramente mehr spenden darf.

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