Dickes Lob vom ExPanther
Stürmer Justin Feser hält, was Bremerhavens Co-Trainer Martin Jiranek, der einst selbst für die Schanzer auf Torjagd ging, im Vorfeld angekündigt hat. Was der Neuzugang zur heutigen Partie gegen Straubing sagt
Ingolstadt Wenn Martin Jiranek über seinen ehemaligen Schützling Justin Feser spricht, gerät der ehemalige Stürmer des ERC Ingolstadt (2004 bis 2006) regelrecht ins Schwärmen. „Justin ist nicht nur ein erstklassiger Angreifer, der sowohl Center als auch Flügelstürmer spielen kann, sondern auch ein großartiger Charakter. Er ist für Ingolstadt definitiv ein großer Gewinn“, schwärmte Jiranek bereits im Sommer 2020 im Gespräch mit der Neuburger Rundschau. Der 51-Jährige muss es wissen, schließlich arbeitete er in der vergangenen Spielzeit als Co-Trainer der Fischtown Pinguins Bremerhaven mit Feser noch intensiv zusammen.
Vor dem erneuten Aufeinandertreffen am heutigen Samstag mit den Straubing Tigers (17.30 Uhr) hat sich die Neuburger Rundschau mit dem Neu-Panther unterhalten.
Herr Feser, der ERC Ingolstadt spielt innerhalb von vier Tagen zweimal gegen die Straubing Tigers! Kommen da bei Ihnen schon gewisse „Play-off-Gefühle“auf?
Feser: (lacht) Ja, das kann man fast so sagen. In dieser Saison ist es ohnehin etwas anders. Durch die Aufteilung in eine Nord- und SüdGruppe spielt man innerhalb kürzerer Zeit gleich viermal gegen den jeweiligen Kontrahenten. Oftmals bauen sich schon frühzeitig kleine ’Privatfehden’ zwischen einzelnen Spielern auf, was das Wiedersehen noch spaßiger macht. Im konkreten Fall der Straubing Tigers erwarte ich am Samstag ein weiteres hart umkämpftes Match, das wir unter allen Umständen zu unseren Gunsten entscheiden wollen.
Sie selbst absolvieren derzeit nach dem Wechsel aus Bremerhaven Ihre Premieren-Saison beim ERC Ingolstadt. In Ihrer persönlichen Statistik stehen nach 14 Partien vier Tore und sechs Assists zu Buche. Wie lautet Ihr bisheriges Fazit?
Feser: Nun, meine Anfangszeit hier war zunächst sicherlich davon geprägt, erst einmal alles kennenzulernen – sei es die Gegebenheiten, meine neuen Mitspieler oder auch das Spielsystem. Mittlerweile fühle ich mich richtig wohl und mein Selbstvertrauen steigt von Partie zu Partie. Ich versuche einfach, mein Spiel zu spielen und damit meine Stärken einzubringen, um dem Team zu helfen, möglichst viele Begegnungen zu gewinnen. Für mich ist es letztlich auch zweitrangig, welche Rolle ich genau innehabe. Wichtig ist nur, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind und Spaß zusammen haben.
Aktuell bilden Sie eine Sturmformation mit Daniel Pietta und Brandon DeFazio, die augenscheinlich richtig gut harmoniert. Wie würden Sie Ihre Reihe charakterisieren?
Feser: Ich denke, dass wir uns mit unseren verschiedenen Fähigkeiten hervorragend ergänzen. Zum einen können wir alle ziemlich gut skaten. Zum anderen sind DeFazio und Pietta körperlich sehr stark, womit sie für mich ordentlich Platz generieren. Je öfter wir zusammen spielen, desto besser wird unsere ohnehin schon vorhandene gute Chemie.
Nachdem Daniel Pietta in den ersten sieben DEL-Partien gesperrt war, liefen sie in dieser Zeit als Center auf. Danach haben Sie wieder als Außenstürmer agiert. Welche dieser beiden Positionen liegt Ihnen besser?
Feser: Seit ich mit dem Eishockey in jungen Jahren angefangen habe, habe ich eigentlich durchgehend Center gespielt. Erst vor drei Jahren bin ich dann auf die AußenstürmerPosition gewechselt. Mittlerweile fühle ich mich auch dort sehr wohl. Gerade dann, wenn du mit einem Mittelstürmer wie Daniel Pietta zusammenspielen kannst, der nicht nur am Bullykreis erstklassig ist, sondern auch über ein tolles Auge und Händchen verfügt, profitierst du davon natürlich enorm. Ich kann dadurch auch meine Geschwindigkeit auf dem Flügel immer wieder recht gut einsetzen.
Wenn wir einen Blick auf den aktuellen ERCI-Kader werfen: Mit 14 Neuzugängen gab es im Sommer einen extrem großen Umbruch. Trotz dieser Tatsache und einer ziemlich kurzen Vorbereitung wirkt das Team bereits sehr gut eingespielt und präsentiert attraktives Eishockey. Sind Sie selbst etwas überrascht, dass sich die Truppe derart schnell gefunden hat?
Feser: Wir sind ein Team mit richtig guten Charakteren und verstehen uns alle hervorragend. Ich denke, dass genau das ein ganz entscheidender Punkt ist, ob man nun eine echte Mannschaft ist oder nicht. Wir haben abseits der Eisfläche miteinander Spaß und übertragen das dann auch auf das Eis. Jeder gönnt dem anderen sein Tor, jeder kämpft für seinen Teamkollegen und ist sich auch nicht zu schade, Schüsse für den Erfolg der Truppe zu blocken. Das macht uns richtig stark.
Sie haben gerade beschrieben, was es ausmacht, eine echte Mannschaft zu sein. Da aufgrund des Lockdown außerhalb des Stadions derzeit nicht viel möglich ist und man daher nicht einmal mit den Teamkollegen beispielsweise zum Essen gehen kann, verbringt das Team „notgedrungen“zusammen viel Zeit in der Kabine. Ist das – wenn man so will – ein „Vorteil“des Lockdowns? Feser: Ich glaube schon, dass man das so sagen kann, ja. Wie Sie bereits erwähnt haben, ist in der momentanen Situation nicht viel möglich. Daher ist es eigentlich eine ganz gute Sache, möglichst viel Zeit im Stadion zu verbringen, um an seinen Skills zu arbeiten oder eben mit den Jungs zusammen zu sein und als Team zusammenzuwachsen – auch wenn es natürlich schön wäre, mal wieder gemeinsam nach dem Training etwas essen oder einen Kaffee trinken zu gehen (lacht). Aber ich denke, das geht letztlich jedem so.
Seit 2013 sind Sie mittlerweile in Europa aktiv. Wenn Sie einmal auf Ihre bisherigen Stationen in Olten (Schweiz), Krefeld und Bremerhaven zurückblicken: Ist die aktuelle Panther-Mannschaft das beste Team, in dem Sie bislang auf dem „alten Kontinent“gespielt haben?
Feser: (überlegt) Nun, ein Vergleich mit der Truppe in Olten ist schwierig, da es sich um unterschiedliche Länder beziehungsweise Ligen gehandelt hat. Auch während meiner dortigen Zeit hatten wir gute Mannschaften – einmal haben wir sogar erst im Finale verloren! Aber auch die Teams in Bremerhaven, in denen ich gespielt habe, konnten sich wahrlich sehen lassen. Was jetzt den ERC Ingolstadt betrifft: Wie ich ja bereits gesagt habe, verfügen wir hier über eine richtig gute und talentierte Truppe. Wir haben viele erfahrene Jungs, die bereits in der KHL oder NHL gespielt haben und von denen man eine ganze Menge lernen kann. Darüber hinaus sind wir sehr tief besetzt.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind die Eishallen in dieser Saison leer. Wie viel Wehmut schwingt bei Ihnen mit, dass sie gerade in der heimischen Saturn-Arena die oftmals spektakulären Siege nicht mit den eigenen Anhängern feiern können?
Feser: Das ist wirklich hart. Die Fans spielen gerade im Eishockey eine riesengroße Rolle. In einem lauten Stadion hat man definitiv einen gewissen Heimvorteil. Am Ende des Tages müssen wir aber froh sein, überhaupt spielen zu dürfen. Unsere Anhänger haben zumindest die Möglichkeit, die Partien daheim im Fernsehen anzuschauen und uns dort die Daumen zu drücken. Es ist auf alle Fälle niemals das Gleiche, als wenn sie im Stadion wären. Aber in der momentanen Krise ist so, wie es derzeit läuft, letztlich noch die beste Lösung.
Auch wenn die DEL-Saison 2020/2021 noch relativ jung ist und der ERC Ingolstadt erst 14 Begegnungen absolviert hat: Was ist Ihrer Meinung nach in dieser so oder so außergewöhnlichen Spielzeit für die Panther möglich?
Feser: Ehrlich gesagt habe ich ein richtig gutes Gefühl, was unsere Truppe betrifft. Wir wollen nicht nur an unsere bisherigen Leistungen anknüpfen, sondern noch besser werden. Ich hoffe natürlich, dass wir das Ganze dann auch auf die Duelle mit den Teams aus der Nord-Gruppe sowie vor allem in die Play-offs übertragen können. Wenn uns das gelingt, ist alles möglich.