Mercedes startet in den ElektroFrühling
Die Marke mit dem Stern will jetzt mit reinrassigen Stromern Gas geben. Den Anfang macht das Kompakt-SUV EQA
Bei den Engländern macht eine Schwalbe allein noch keinen Sommer. In Italien trudeln die Vögel schon früher aus dem Winterquartier ein, deshalb sagt man dort auch: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Im übertragenen Sinn trifft das auch auf Mercedes zu.
Zwar haben die Stuttgarter mit dem EQA ab sofort einen KompaktStromer im Angebot – aber auch der allein macht noch keinen ElektroSommer. Der kommt aber garantiert: Mit einer Modell-Offensive will Daimler den Markt aufmischen. Schon im Frühjahr startet die elektrische S-Klasse, der luxuriöse EQS. Ende des Jahres debütiert dann das Pendant zur E-Klasse, der EQE. Und dazwischen werden auch noch die beiden SUVs GLE und GLS auf Strom umgestellt.
Zum Auftakt fährt jedoch ein Kompakt-SUV vor. Der EQA ist zwar ein Elektroauto, aber kein gebürtiges. Außer dem Antrieb und ein paar Design-Korrekturen der kosmetischen Art (Kühler in Klavierlack, durchgehendes Heckleuchtenband) handelt es sich um einen herkömmlichen GLA. Wenn bestehende Baureihen elektrifiziert werden, leidet meistens das Raumangebot. Nicht so im EQA. Hier haben die Ingenieure so geschickt gearbeitet, dass beim Kofferraumvolumen kein einziger Liter verloren gegangen ist. Allenfalls beim Platz im Fond müssen leichte Abstriche werden. Keine Raumprobleme hatten die Konstrukteure beim Antrieb. Verbrenner raus, E-Motor rein. Der sitzt auf der Vorderachse, ist 140 kW stark und wurde mit Getriebe, Differenzial, Kühlsystem und Leistungselektronik zu einer Einheit verschmolzen.
Die Reichweite ist für Menschen, die weite Strecken fahren müssen, nicht unbedingt prickelnd. Angegeben werden 426 Kilometer im besten Fall, das heißt bei moderater Fahrweise und moderaten Temperaturen. Im Winter und wenn es auf der Autobahn pressiert, darf man erfahrungsgemäß rund ein Drittel abziehen. Ein Trost mag da die 100gemacht kW-Ladeleistung sein, sofern ein entsprechendes Gerät zur Verfügung steht. In rund 30 Minuten wird der Akku laut Mercedes dann von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Daheim dauert es – je nach Leitung – zwischen sechs und 24 Stunden. An der Reichweite will Daimler in diesem Jahr noch feilen. Rund 500 Kilometer soll ein effizienteres Modell schaffen. Und dann ist auch noch eine sportliche EQA-Variante mit einem zweiten Elektromotor auf der Hinterachse und knapp 300 PS geplant.
Fahren soll laut Mercedes im EQA besonders geräuscharm sein. Damit auch nicht die geringste Vibration der E-Maschine stört, wurde die Antriebseinheit von Chassis und Karosserie entkoppelt. Ein echter Paradigmenwechsel zu früher, als sich Autohersteller noch für das Blubbern und Trompeten ihrer Auspuffanlagen feiern ließen. Jetzt bewirbt man lieber die Entdeckung der Stille.
Der Mercedes EQA kostet mit einer guten Serien-Grundausstattung 47541 Euro und überquert damit nicht das Netto-Limit von 40000 Euro. Das heißt: Hier kann man noch die volle Umweltprämie von 9000 Euro abziehen. Und dann darf man nicht vergessen, dass man zehn Jahre keine Kfz-Steuer zahlt. So gerechnet liegt der EQA deutlich unter dem Preis eines herkömmlichen GLA mit vergleichbaren 190 Dieseloder 224 Benziner-PS. Zumindest beim Preis weht schon ein leichtes Frühlingslüfterl.