Neuburger Rundschau

Mercedes startet in den Elektro‰Frühling

Die Marke mit dem Stern will jetzt mit reinrassig­en Stromern Gas geben. Den Anfang macht das Kompakt-SUV EQA

- VON RUDOLF BÖGEL

Bei den Engländern macht eine Schwalbe allein noch keinen Sommer. In Italien trudeln die Vögel schon früher aus dem Winterquar­tier ein, deshalb sagt man dort auch: Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling. Im übertragen­en Sinn trifft das auch auf Mercedes zu.

Zwar haben die Stuttgarte­r mit dem EQA ab sofort einen KompaktStr­omer im Angebot – aber auch der allein macht noch keinen ElektroSom­mer. Der kommt aber garantiert: Mit einer Modell-Offensive will Daimler den Markt aufmischen. Schon im Frühjahr startet die elektrisch­e S-Klasse, der luxuriöse EQS. Ende des Jahres debütiert dann das Pendant zur E-Klasse, der EQE. Und dazwischen werden auch noch die beiden SUVs GLE und GLS auf Strom umgestellt.

Zum Auftakt fährt jedoch ein Kompakt-SUV vor. Der EQA ist zwar ein Elektroaut­o, aber kein gebürtiges. Außer dem Antrieb und ein paar Design-Korrekture­n der kosmetisch­en Art (Kühler in Klavierlac­k, durchgehen­des Heckleucht­enband) handelt es sich um einen herkömmlic­hen GLA. Wenn bestehende Baureihen elektrifiz­iert werden, leidet meistens das Raumangebo­t. Nicht so im EQA. Hier haben die Ingenieure so geschickt gearbeitet, dass beim Kofferraum­volumen kein einziger Liter verloren gegangen ist. Allenfalls beim Platz im Fond müssen leichte Abstriche werden. Keine Raumproble­me hatten die Konstrukte­ure beim Antrieb. Verbrenner raus, E-Motor rein. Der sitzt auf der Vorderachs­e, ist 140 kW stark und wurde mit Getriebe, Differenzi­al, Kühlsystem und Leistungse­lektronik zu einer Einheit verschmolz­en.

Die Reichweite ist für Menschen, die weite Strecken fahren müssen, nicht unbedingt prickelnd. Angegeben werden 426 Kilometer im besten Fall, das heißt bei moderater Fahrweise und moderaten Temperatur­en. Im Winter und wenn es auf der Autobahn pressiert, darf man erfahrungs­gemäß rund ein Drittel abziehen. Ein Trost mag da die 100gemacht kW-Ladeleistu­ng sein, sofern ein entspreche­ndes Gerät zur Verfügung steht. In rund 30 Minuten wird der Akku laut Mercedes dann von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Daheim dauert es – je nach Leitung – zwischen sechs und 24 Stunden. An der Reichweite will Daimler in diesem Jahr noch feilen. Rund 500 Kilometer soll ein effiziente­res Modell schaffen. Und dann ist auch noch eine sportliche EQA-Variante mit einem zweiten Elektromot­or auf der Hinterachs­e und knapp 300 PS geplant.

Fahren soll laut Mercedes im EQA besonders geräuschar­m sein. Damit auch nicht die geringste Vibration der E-Maschine stört, wurde die Antriebsei­nheit von Chassis und Karosserie entkoppelt. Ein echter Paradigmen­wechsel zu früher, als sich Autoherste­ller noch für das Blubbern und Trompeten ihrer Auspuffanl­agen feiern ließen. Jetzt bewirbt man lieber die Entdeckung der Stille.

Der Mercedes EQA kostet mit einer guten Serien-Grundausst­attung 47541 Euro und überquert damit nicht das Netto-Limit von 40000 Euro. Das heißt: Hier kann man noch die volle Umweltpräm­ie von 9000 Euro abziehen. Und dann darf man nicht vergessen, dass man zehn Jahre keine Kfz-Steuer zahlt. So gerechnet liegt der EQA deutlich unter dem Preis eines herkömmlic­hen GLA mit vergleichb­aren 190 Dieseloder 224 Benziner-PS. Zumindest beim Preis weht schon ein leichtes Frühlingsl­üfterl.

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Foto: MB AG Der EQA sieht fast aus wie ein „normaler“GLA. Ein Unterschei­dungsmerkm­al ist das Leuchtenba­nd am Heck.

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