Erst planen, dann nachhaltig umsetzen
Zum Artikel: „Wird der Englische Garten zum Friedwald?“:
Die von der NR im Beitrag „Wird der Englische Garten zum Friedwald“zitierte Äußerung von Forstdirektor Peter Niggemeyer, die Neuburger Bürger hätten den Englischen Garten sozusagen als Naherholungsgebiet besetzt und damit den WAF quasi enteignet, hat mich dem Vorsatz untreu werden lassen, mich zu diesem Thema nicht öffentlich zu äußern.
Die Äußerungen von Herrn Niggemeyer – wenn sie so richtig wiedergegeben sind – zeigen bei einem Vertreter des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der seine Existenz und Daseinsberechtigung dem ehemaligen Königshaus Wittelsbach verdankt, eine bemerkenswerte Geschichtsferne! Nicht die Neuburger Bürger haben diesen Auwald mit Beschlag belegt, sondern die Initiative ging Anfang des 19. Jahrhunderts von Maria Amalia, der Witwe Karl II. August von BirkenfeldBischweiler aus, die in Neuburg bis zu ihrem Tode 1831 ihre Residenz hatte. Ihrer Naturliebe, aber auch ihrem fürstlichen Repräsentationsbewusstsein verdanken wir die Schaffung des Englischen Gartens nach Münchener Vorbild.
Die Herzogin von Pfalz-Zweibrücken hat mit dem Englischen Garten der Stadt und ihren Bürgern ein großherziges und heute aus vielen Gründen besonders wichtiges und pfleglich zu behandelndes Geschenk gemacht, allerdings ohne in der Lage zu sein, auch die Eigentumsund Unterhaltsfragen für diesen Bereich zu lösen. Dass die Stadt sich diesem fürstlichen Geschenk leider häufig nicht würdig zeigte und selbst unentschuldbare Eingriffe zu verantworten hat, steht auf einem anderen Blatt. Gegenseitige Schuldzuweisungen sind da aber nicht hilfreich. Wenn hier ein neuer, zusätzlicher Nutzungsvorschlag gemacht wird, ist dazu zu sagen, dass unser Problem nicht das der mangelnden Nutzungsansprüche und -ideen ist, sondern wie diese sich teilweise widersprechenden Ansprüche mit einander versöhnt werden können. Dazu ist zuerst einmal eine qualifizierte, mit allen Beteiligten erarbeitete Planung erforderlich. Mit einer solchen Planung und ihrer nachhaltigen Umsetzung könnten WAF und Stadt gemeinsam dem Erbe der Herzogin Maria Amalia, den heutigen Ansprüchen des Naturund Umweltschutzes und der Erhaltung der Lebensqualität für unsere Bürger gerecht werden.
Roland Thiele, Neuburg